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USH-Trainer Henri Bossi„Ich hatte Jacques Wolter von meiner Verpflichtung abgeraten“

USH-Trainer Henri Bossi / „Ich hatte Jacques Wolter von meiner Verpflichtung abgeraten“
Noch zuversichtlich: Henri Bossi Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Henri Bossi ist seit März wieder Trainer bei seinem neuen Herzensverein Hostert. Die Resultate lassen beim Tabellenletzten noch auf sich warten. Der 65-Jährige bemängelt die Qualität des Kaders, ist zufrieden mit der Einstellung seiner Mannschaft und plant bereits für die nächste Saison.

Tageblatt: Herr Bossi, Sie haben seit Ihrem Amtsantritt Anfang März zwei Punkte aus sechs Meisterschaftsspielen geholt. Würden Sie Ihre Rückkehr als enttäuschend bezeichnen?

Henri Bossi: Wenn ich ehrlich bin, habe ich bereits vor der Saison gesagt, dass Hostert gegen den Abstieg spielen wird. Deshalb ist es weder überraschend noch enttäuschend, dass wir auf dem letzten Platz stehen. Es hätten einige Punkte mehr sein können, aber unter dem Strich hatten wir in den meisten Spielen nicht mehr verdient. Ich hatte natürlich auf einen Aha-Effekt gehofft, aber bedingt durch die Struktur der Mannschaft ist es schwer, Punkte zu holen. In der Winterpause wurde zudem noch Deniz Muric (ging zur UNK, Anm. d. Red.) abgegeben und danach hat sich auch noch Donovan Bonet verletzt. Gleichwertigen Ersatz hat Hostert nicht geholt. Das erleichtert die Mission nicht.

Wie viel Qualität steckt in der Mannschaft im Vergleich zu Ihrer letzten Amtszeit in Hostert, die im vergangenen Sommer endete?

Keiner der Abgänge wurde gleichwertig ersetzt. Der Aderlass war mit den Abgängen von Guillaume Trani, Alex Sacras, Jean-Désiré Tibor, Bigen Lusala, Ryad Habbas und Tarek Nouidra riesig. Während der Saison wurde sich auch noch von Amar Duracak getrennt. 

Wurden bei der Transferpolitik im Sommer und im Winter Fehler begangen?

Das Budget wurde noch einmal erhöht, also hätte man gleichwertigen Ersatz holen können. Meiner Meinung nach hat der Verein einfach die falschen Entscheidungen getroffen. Die Neuzugänge hatten fast keine Erfahrung in der BGL Ligue. Unter diesen Voraussetzungen wird es schwer, den Klassenerhalt zu schaffen.

Hostert belegt derzeit den letzten Platz. Gibt es Dinge, die Ihnen Hoffnung machen, dass der Klassenerhalt noch erreicht werden kann?

Die Jungs haben sehr viel Willen, sie hängen sich in den Trainingseinheiten rein und innerhalb der Mannschaft ist die Stimmung trotz der misslichen Lage gut. Am vergangenen Spieltag gegen Strassen haben wir unglücklich verloren, gegen Wiltz fehlten uns zehn Sekunden zum Sieg. Wir müssen das Glück noch stärker herausfordern, dann werden wir die nötigen Punkte auch holen.

Es fällt auf, dass Hostert viele Spiele knapp verliert. Zehrt das nicht zu sehr an der Moral?

Jeder ist sich bewusst, dass es schwer wird, aber die Mannschaft ist eine Einheit. Sie haben sich nicht aufgegeben, laufen und kämpfen weiter. Aber es scheiterte oft am letzten Pass oder am Torabschluss. Wir werden versuchen, diese Schwäche in den fünf verbleibenden Wochen noch auszumerzen. Präsident Jacques Wolter war davon überzeugt, dass meine Verpflichtung einen Elektroschock provozieren würde. Ich habe ihm zunächst davon abgeraten, mich dann aber entschieden, dem Verein zu helfen. Wie ich es vorausgesagt habe, war der Effekt eher klein. Es ist ja auch so, dass die Beziehung zwischen den Spielern und meinem Vorgänger Lars Schäfer intakt war. Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein, es fehlt einfach an der nötigen Qualität. Aber noch ist nichts verloren.

Sie haben in dieser Saison bereits für drei Vereine gearbeitet. Die Saison haben Sie als Jeunesse-Trainer angefangen, danach waren Sie Sportdirektor in Hesperingen und jetzt wieder Trainer in Hostert. Das war wohl nicht so geplant. Welche Bilanz ziehen Sie von diesem bewegten Jahr?

Man muss alles in den richtigen Kontext setzen. Ich bin 65 Jahre alt und war in meiner Karriere nur bei sechs Vereinen. Eigentlich wollte ich immer bei meinem ehemaligen Herzensverein Niederkorn bleiben, aber die neue Führung des Klubs macht das unmöglich. Vereinen wie dem Progrès, Hostert und Mondorf habe ich immer mal wieder ausgeholfen, wenn es brannte. Für mich ging es nie ums Geld. Es war immer eine Herzensangelegenheit. Anfang dieser Saison bin ich zur Jeunesse gekommen und musste innerhalb kürzester Zeit eine Mannschaft zusammenstellen. Das ist mir einigermaßen gut gelungen und die Ergebnisse waren auch nicht so schlecht. Die Entlassung nach dem Sieg gegen Strassen hat mich enttäuscht, aber so ist nun mal Fußball. Danach war ich auf der Suche nach einer Aufgabe, um dem Sport treu zu bleiben. Der Sportdirektor-Posten in Hesperingen wurde frei. Als mich Jacques Wolter dann anrief, wollte ich ihn nicht im Stich lassen und bin nach Hostert zurückgekehrt. Ein Klub, der mittlerweile mein Herzensverein ist.

Am Sonntag treffen Sie auf Petingen. Das ist aktuell nicht der beste Aufbaugegner für Hostert. Wie wollen Sie diese Aufgabe angehen?

Insgesamt muss man schauen, wie die Mannschaften auftreten, für die es um nichts mehr geht. Einige schonen sich, um im Pokal etwas zu erreichen. Petingen hat den vierten Platz schon quasi sicher und hat am vergangenen Wochenende gegen Niederkorn verloren. Für uns ist die Ausgangssituation klar. Wir müssen mindestens zwei der letzten fünf Spiele gewinnen, um für den Relegationsplatz in Frage zu kommen. Für uns ist es wichtig, gegen direkte Konkurrenten nicht zu verlieren und auch mal gegen Mannschaften zu gewinnen, die eigentlich stärker sind als wir.

Ist es für Sie eine Option, kommende Saison einen Neustart mit Hostert in der Ehrenpromotion anzugehen?

Jacques Wolter hat mich verpflichtet, um die Mannschaft  für nächste Saison neu aufzustellen. Ob ich dann noch Trainer bin oder helfe, einen neuen Trainer zu verpflichten, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Es ist jedoch mit Jacques (Wolter) abgemacht, dass ich selbst entscheiden kann, ob ich diese Aufgabe noch einmal annehme. Ich werde aber nicht Sportdirektor in Hostert werden, dieser Job liegt mir irgendwie nicht. Ich will auf dem Rasen stehen, gegebenenfalls dem neuen Coach helfen und auch im Nachwuchs eine Hand mit anpacken. Für kommende Saison ist es wichtig, dass wir die richtigen Transfers tätigen. Das Hauptaugenmerk wird auf der Mentalität liegen. Spieler zu bekommen, die die richtige Einstellung an den Tag legen, wird immer schwerer. Schon jetzt steht aber fest, dass sich das Gesicht der Mannschaft wieder verändern wird, da wir eine ganze Reihe älterer Spieler haben. In den vergangenen Jahren haben wir bewiesen, dass wir mit kleinem Budget etwas erreichen kann. 

Das USH-Restprogramm

Sonntag: Petingen (H)
30. April: Etzella (A)
7. Mai: Fola (H)
14. Mai: Déifferdeng 03 (A)
21. Mai:  Mondorf (H)