Tageblatt: 16 Spiele ohne Niederlage. Sie haben Ihren persönlichen Rekord aus Fola-Zeiten an diesem Wochenende geknackt. Bedeutet Ihnen diese Statistik etwas?
Jeff Strasser: Die Spieler sollen den Blick auf die Statistik genießen und sich auf das nächste Spiel konzentrieren. Für mich haben diese Zahlen keine höhere Bedeutung.
Ist es auch für Sie eine besondere Genugtuung, dass Ihre Arbeit Früchte trägt nach zwei schwierigen Jahren bei der Jeunesse und Hesperingen?
Man freut sich immer über Erfolg. Es ist aber eine Momentaufnahme. Wir haben noch nichts erreicht. In Niederkorn habe ich in dieser Saison aber ein sehr gesundes Umfeld, das es zulässt, konzentriert zu arbeiten. Das war bei der Jeunesse und Hesperingen nicht der Fall. Ich will nicht auf jedes Detail eingehen. Aber ich weiß, wie man verschiedene Sachen angehen muss, um Erfolg zu haben. Wenn ich das nicht kann, dann ist es schwierig, Ergebnisse zu liefern. Es ist wichtig, ein Umfeld zu haben, in dem die Spieler nicht unzufrieden sind.
Was macht Ihre Mannschaft derzeit so stark?
Viele Prinzipien, an denen wir seit Anfang der Saison gearbeitet haben, wurden mittlerweile von den Spielern verinnerlicht. Als neuer Trainer braucht man immer eine gewisse Zeit, bis die vielen kleinen Räder ineinandergreifen. Seit ein paar Monaten sehe ich Fortschritte. Das ist auch möglich, weil die Spieler gewillt sind, jeden Tag besser zu werden. Hinzu kommt natürlich, dass eine positive Spirale eine Mannschaft immer nach vorne treibt.
Sie haben prominente Abgänge wie Florian Bohnert, Tobi Alagbe und Aldin Skenderovic erstaunlich gut ersetzt bekommen. Hat Sie das auch ein bisschen überrascht?
Im Sommer und im Winter wurden die nötigen Transfers gemacht, um diese Abgänge zu kompensieren. Der Verein kann stolz darauf sein, dass mit Florian Bohnert, Tobi Alagbe, Sofiane Ikene und Tim Hall vier Spieler in den vergangenen Monaten den Sprung in den Profibereich geschafft haben. Das sind herbe Verluste, aber ich habe nie lange darüber lamentiert, sonst könnte ich meinen Job nicht so machen. Wenn man in der Winterpause solche Spieler verliert, muss man als Verein reaktiv sein. Wir konnten mit Hamadou Karamoko und Mersch Ersatz holen. Auf der anderen Seite hat die Mannschaft gezeigt, dass sie in der Lage ist, solche Abgänge zu verkraften.
War der 4:1-Erfolg gegen Düdelingen zum Auftakt der Rückrunde ein besonders wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu dieser langen Serie?
Es gibt drei Gründe für dieses Resultat. Eine gute Vorbereitung, in der jeder Spieler mitgezogen ist, die physische Stärke und eine gute Planung der Wintermonate. Aber die Partie gegen Düdelingen ist eines von vielen Spielen in der Rückrunde, in denen wir eine gute Leistung gebracht haben. Ich sehe aber eher die Partien, die wir nach Rückstand gewonnen haben, als Meilensteine. In solchen Momenten wussten die Spieler, welche ihre Stärken sind und auf was man sich verlassen kann.
Genießt der Pokal in Niederkorn einen besonderen Stellenwert? Die letzte Finalteilnahme geht immerhin auf das Jahr 1980 zurück.
Zunächst einmal steht das Viertelfinale vor der Tür. Bis ins Endspiel ist es noch ein weiter Weg. Aktuell beschäftige ich mich vor allem damit, dass sich die Mannschaft gut erholt. In Zukunft muss es die FLF hinbekommen, dass beide Mannschaften die gleiche Erholungszeit haben. Differdingen hat bereits am Samstag gespielt. Wir mussten am Sonntag antreten, weil unser Gegner Etzella das Spiel nicht verlegen wollte.
Am Mittwoch steigt im Pokalviertelfinale das Derby gegen Differdingen. Ist dieser Gegner gefährlicher als noch vor ein paar Wochen?
Differdingen befindet sich wie wir in einer positiven Spirale. Davor hat dieser Gegner seine Qualitäten nicht auf dem Platz umgesetzt. Anscheinend ist man in Differdingen enttäuscht von der Saison, weil die Mannschaft viel Geld gekostet hat. Jetzt konzentriert sich der Verein voll und ganz auf den Pokal. Der neue Trainer hat ein neues System mitgebracht. Wir werden wie immer den Gegner sehr gründlich analysieren, damit wir erfolgreich sein können. Das ist uns bisher sehr oft gut gelungen.
Die Gefahr kommt von überall
Niederkorn lebt auch von der Unberechenbarkeit der Offensive. Herausragend ist derzeit die Torquote von Elias Filet. Die Leihgabe des französischen Zweitligisten FC Sochaux hat bereits 19 Tore erzielt. Fünf weitere Spieler haben aber bereits drei oder mehr Tore erzielt. Insgesamt haben 13 Spieler diese Saison für den Progrès getroffen.
Die Progrès-Torjäger:
1. Elias Filet (19 Tore)
2. Bilal Hend und Mayron de Almeida (beide 9)
4. Antoine Mazure (4)
5. Antonio Luisi und Yannick Bastos (beide 3)
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