Christiane Brassel-Rausch könnte die erste Frau an der Spitze Differdingens werden. Am Dienstagabend hat sich die lokale Sektion von „déi gréng“ einstimmig auf die Schauspielerin geeinigt, nachdem Roberto Traversini am Freitag seinen Rücktritt angekündigt hatte. Der Vorschlag muss noch von einer Mehrheit des Gemeinderates bestätigt werden. Seit 2017 ist Brassel-Rausch, als Fünftgewählte, Gemeinderätin für die Grünen. Seit dem 1. September ersetzt sie Parteikollegin Laura Pregno im Schöffenrat, solange diese im Elternurlaub ist.
Bei ihrer Antrittsrede im Gemeinderat am 17. November 2017 befand sie es für eine große Ehre, in diesem Gremium sitzen zu dürfen. Seit über 30 Jahren lebt Christiane Brassel-Rausch in Differdingen. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die zehn Jahre davor hat sie im Ausland verbracht. „Die Liebe hat mich nach Differdingen verschlagen.“ Durch ihre Großeltern, die in der „Cité du fer“ gelebt und gearbeitet haben, sei sie emotional mit der Stadt verbunden.
Ihre eigene Schulzeit habe sie als sehr prägend erlebt: Die Jugend sei politisch interessiert gewesen. Für „déi gréng“ habe sie sich damals entschieden, da diese Partei plausible Antworten auf ihre Fragen geben konnte. Über sich selbst sagt sie, dass Ungerechtigkeiten sie heute noch zur Weißglut treiben könnten: ob kleine Ungerechtigkeiten im Alltag oder bei der Diskriminierung zwischen Geschlechtern.
Parteikollegin Pregno kennt Brassel-Rausch seit rund acht Jahren. Den vorher genannten stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn kann sie bestätigen. Sie beschreibt die Schauspielerin als offene Frau. Sie versuche, jedem gerecht zu werden, und hinterfrage vieles kritisch, bevor sie Entscheidungen treffe. Sie sei ein Teamplayer und bringe die nötige Ruhe für das Bürgermeisteramt mit. Es sei ganz sicher ein neuer Lebensabschnitt, der sich innerhalb von ein paar Tagen aufgezeigt habe. Pregno freut sich darüber, dass sie ab März zu zwei Frauen im Schöffenrat sitzen werden.
Opposition ist geteilter Meinung
Christiane Brassel-Rausch will keine politische Karriere anstreben, sondern sich als Mensch, als Frau politisch engagieren. „Ich möchte meine Meinung dann sagen, wenn danach gefragt wird, und auch dann, wenn nicht danach gefragt wird.“ Sie wünscht sich mit allen Gewählten eine gute Zusammenarbeit: „Es geht nicht um uns, es geht um Differdingen und die Bürger.“ Privates ist nicht viel bekannt. Am Samstag wird die Schauspielerin beim „Theater an der Chamber“ zu 100 Jahren Wahlrecht in Luxemburg zu sehen sein.
Die Opposition ist über den Vorschlag von „déi gréng“ geteilter Meinung. „déi Lénk“-Vertreter Gary Diderich findet, dass in dieser Sache die richtige Wahl getroffen worden sei. „Wir werden diesbezüglich keine Steine in den Weg legen.“ Es sei wichtig, dass jetzt für Aufklärung gesorgt wird.
François Meisch (DP) wünscht Christiane Brassel-Rausch viel Glück. Vor allem müssten jetzt alle Parteien schauen, dass wieder Vertrauen aufgebaut wird. Die LSAP hingegen ist der Meinung, dass der Wählerwille nicht respektiert wird, da Christiane Brassel-Rausch lediglich als Fünfte auf die „déi gréng“-Liste gewählt wurde.
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