Die Flügelzange
Linksverteidiger Mica Pinto und Rechtsverteidiger Laurent Jans wechselten im vergangenen beziehungsweise im vorletzten Sommer zum niederländischen Erstligisten Sparta Rotterdam, um dort dauerhaft Stammkraft zu sein. Für die luxemburgische Flügelzange geht dieser Wunsch derzeit nicht in Erfüllung. Pinto war Anfang der Saison noch Stammspieler. Seit Beginn des Jahres muss er sich jedoch mit einem Platz auf der Bank begnügen. Der Däne Riza Durmisi, der im Januar von Lazio Rom zu Sparta wechselte, hat dem 28-Jährigen den Rang abgelaufen. Noch schlechter ergeht es Jans in der Hafenstadt. Der Kapitän der FLF-Auswahl durfte zuletzt am 23. Oktober 2021 von Anfang an ran. Einen Lichtblick auf außen stellt Marvin Martins dar. Nach fünf Monaten Adduktorenverletzung ist er seit Dezember wieder auf dem Platz zurück und überzeugt beim österreichischen Traditionsverein Austria Wien mit konstant guten Leistungen. Trotzdem wird Holtz gegen Nordirland und Bosnien-Herzegowina wohl eher auf die beiden etatmäßigen Stammspieler Mica Pinto und Laurent Jans zurückgreifen
Die Ukraine-Profis
Der Ukraine-Krieg hat auch bei der luxemburgischen Nationalmannschaft ihre Spuren hinterlassen. Mit Enes Mahmutovic (FK Lwiw), Olivier und Vincent Thill (beide Worskla Poltawa) mussten gleich drei FLF-Spieler aus ihrer fußballerischen Heimat fliehen. Seit rund drei Wochen ist das Trio wieder in Luxemburg und trainiert seitdem beim Progrès Niederkorn und zusammen mit Luc Holtz in Monnerich. In welchem mentalen und körperlichen Zustand sich die drei Profis derzeit befinden, ist ein großes Fragezeichen. Die Flucht aus dem Kriegsgebiet hat sicherlich Spuren hinterlassen. Noch heute beschäftigen sich die drei Nationalspieler täglich mit den Ereignissen in ihrer alten Wahlheimat. Zudem befinden sich die Thill-Brüder und Mahmutovic derzeit noch auf Klubsuche und haben eine ungewisse Zukunft vor sich. Andererseits ist die Nationalmannschaft für das Trio wohl auch eine willkommene Ablenkung vom Alltag. In den nächsten Tagen wird man sehen, wie sie diese Tragödie verdaut haben, denn man kann stark davon ausgehen, dass alle drei Spieler gegen Nordirland und Bosnien-Herzegowina zum Einsatz kommen werden.
Die Sébastien-Thill-Frage
Von allen Seiten wurde Luc Holtz für diese Entscheidung kritisiert. Bei den letzten beiden Länderspielen des Jahres 2021 gegen Irland (0:3-Niederlage) und Aserbaidschan (3:1-Sieg) ließ der Nationaltrainer Sébastien Thill zweimal nacheinander auf der Bank schmoren. Dabei hatte der Mittelfeldspieler Wochen zuvor mit Sheriff Tiraspol für mächtig Furore in Europa gesorgt und u.a. ein Traumtor gegen Real Madrid geschossen. Seine Entscheidung begründete Holtz damit, dass mit Christopher Martins, Leandro Barreiro und Olivier Thill bereits drei zentrale Mittelfeldspieler auf dem Platz standen. Dieses Problem hätte er unter anderem mit der Rauten-Formation umgehen können, bei der es zwei zentrale Mittelfeldspieler und zwei Halbpositionen gibt. Es ist ein System, das ohne richtigen Flügelspieler auskommt. Wie wird Holtz dieses Problem diesmal lösen?
Knipser gesucht
Das alte Problem ist auch das neue Problem. Luxemburg hat keinen richtigen Mittelstürmer und Knipser. Danel Sinani liebt es, sich hinter den Spitzen zu bewegen und Gerson Rodrigues ist ein Freigeist (und derzeit zudem ohne Spielpraxis nach seinem Rauswurf in Troyes). Gut, dass Holtz diesmal wieder auf die Dienste von Edvin Muratovic zurückgreifen kann, der einem typischen Mittelstürmer am nächsten kommt. Allerdings hat auch der Düdelinger Probleme, regelmäßig zu treffen, wie seine Statistiken in der BGL Ligue in dieser Saison zeigen (18 Spiele, sechs Tore). Die Vergangenheit hat jedoch bewiesen, dass der 25-Jährige in fast jedem Spiel in der Lage ist, im gegnerischen Strafraum für viel Unruhe zu sorgen.
Sonderlob für Olesen
Nach seinem Bundesliga-Debüt am vergangenen Sonntag gegen Borussia Dortmund war Mathias Olesen eines der Gesprächsthemen in der Domstadt. Kölns Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler unterstrich gegenüber der Tageszeitung Kölner Express den Stellenwert seiner Premiere: „Steffen Baumgart (der Trainer, Anm. d. Red.) hatte keine Bauchschmerzen, einen unerfahrenen Spieler in der Schlussphase auf die Doppel-Sechs zu stellen. Das zeigt das große Vertrauen des Trainerteams in den Spieler.“ Sportchef Jörg Jakobs sagte gegenüber dem Express, dass Olesen ein „Kandidat für dauerhafte Einsätze“ ist und Baumgart selbst sieht den 20-jährigen Luxemburger als Spieler mit Perspektive: „Mathias ist sehr dicht dran. Er ist ein Spieler, den wir entwickeln wollen. Im Sommer schauen wir, wie es mit ihm weitergeht.“ (del)
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