Tageblatt: Wenn man Ihnen auf WhatsApp eine Nachricht schicken will, erscheint Buddha als Profilbild. Wollen Sie Ihre Gesprächspartner beruhigen, bevor geredet wird?
Christian Lutz: Eigentlich hat das keine tiefere Bedeutung. Meine Frau ist relativ Buddha-verliebt und bei uns im Haus stehen einige dieser Statuen herum. Irgendwann hab ich davon mal ein Foto gemacht und benutze es seitdem bei WhatsApp. Aber eigentlich entspricht der Buddha auch meinem Wesen. Ich bin eher ein ruhiger Zeitgenosse. Und wenn die Frau anruft, dann beruhigt sie sich sofort, wenn sie Buddha sieht. (lacht)
Wie oft werden Sie eigentlich gefragt, ob Sie verwandt mit dem ehemaligen F91-Trainer Roger Lutz sind?
Als ich 2008 ins Saarland gekommen bin, wurde ich öfter darauf angesprochen, ob ich etwas mit ihm zu tun hätte. Hab ich aber nicht. In Luxemburg wurde ich auf den Namen noch nicht angesprochen.
Hauptberuflich sind Sie in der Personalabteilung eines großen Porzellanherstellers tätig. Ist ein solcher Posten eine gute Voraussetzung, um gut mit Leuten umzugehen oder auch mal hart durchzugreifen?
Es gibt schon einige Parallelen zwischen meinem Beruf und dem Trainerjob. Hauptberuflich führe ich sehr viele Mitarbeitergespräche und bin auch in der Personalrekrutierung tätig. Ich habe mit den verschiedensten Charakteren und Nationalitäten zu tun – wie im Fußball auch. Deshalb hilft mir es schon weiter, dass ich mich tagtäglich mit Mitarbeiterführung beschäftige.
Auf welche Eigenschaften achten Sie beim ersten Gespräch mit einem Spieler?
Mir ist es erst einmal wichtig, den Menschen kennenzulernen. Zunächst geht es mir nicht um den sportlichen Aspekt. Mich interessiert, was er in seinem Privatleben so macht, wie er sich artikuliert oder wie der Familienstand ist. Das Menschliche ist mir sehr wichtig, und danach kommt der Fußball.
Als aktiver Spieler haben Sie sich per Mail bei Mettlach gemeldet und wurden verpflichtet. Haben Sie das auch in Strassen so gemacht?
So ähnlich. Nein, Quatsch. Die Situation war damals so: Ich wollte aus Rümelingen weg, um als Trainer den nächsten Schritt zu machen. Da ich schon länger ein gutes Verhältnis mit dem Strassener Verein und dem Strassener Präsidenten Luc Hilger hatte, habe ich mich einfach bei ihm gemeldet. Wie es der Zufall so will, hat er sich am Tag danach bei mir gemeldet und gesagt, dass er sich über meine Nachricht gefreut habe, da Manuel Correia aufhören würde und die UNA auf der Suche nach einem neuen Trainer wäre. Einige meinten, dass ich mich doch nicht einfach so anbieten könnte. Aber ich sehe das anders. Es ist eine Stärke, sich weiterentwickeln zu wollen. Jeder ist seines Glückes Schmied und da muss man schon mal die Dinge selbst in die Hand nehmen.
Mein größter Vorteil als Trainer ist, dass ich nicht so faul bin, wie ich als Spieler war
Sie wurden Anfang der 90er bei Bayern München ausgebildet. Einem Zeitalter, in dem die Bayern-Arroganz keine Grenzen kannte. Wie viel hat davon auf den jungen Christian Lutz abgefärbt?
Das war damals eigentlich nur die erste Mannschaft. Ich war nur in der Jugend und ein bisschen in der zweiten Mannschaft. Deshalb hat die Arroganz sich nicht auf mich abgefärbt. Aber man muss sagen, dass es so war. Der Klub hat damals alles gewonnen und der Bayer an sich ist auch ein Mensch, der sehr von sich selbst überzeugt ist. Das trägt man auch mal gerne nach außen. Wenn man die Menschen dann richtig kennenlernt, dann merkt man relativ schnell, dass es sich nicht um Arroganz handelt.
Als Spieler waren Sie Profi in Österreich und in der Zweiten Bundesliga. Sind Sie nun ein besserer Spieler oder Trainer?
Ich glaube, dass ich als Trainer besser werden kann, als ich als Spieler war. Mein größter Vorteil als Trainer ist, dass ich nicht so faul bin wie früher als Spieler. Deshalb erzähle ich meiner Mannschaft auch mal gerne ein paar Anekdoten von früher, um ihnen zu zeigen, wie man nicht sein sollte, wenn man wirklich etwas erreichen will.
In einem Tageblatt-Interview haben Sie einmal erwähnt, dass Klaus Augenthaler großen Einfluss auf Ihre heutige Arbeitsweise hatte. Der war aber eher als trockener Schleifer bekannt …
Dieses Bild von ihm ist eigentlich völlig falsch. Er war ein sehr lockerer Trainer, oft sehr kumpelhaft und mit wenig Distanz zu der Mannschaft. Mit Klaus Augenthaler konnte man abends auch mal drei Bier trinken. Aber er wusste schon, was er macht. Er hatte sehr viel Ahnung und konnte die Spieler mitreißen. Bei ihm habe ich auch gemerkt, dass es gut bei der Mannschaft ankommt, wenn man auch mal fußballerisch etwas zeigen kann als Trainer. Sei es nur ein Pass oder ein Schuss. Die Spieler nehmen das anders wahr, als wenn da einer steht, der etwas erzählt, aber nie so richtig Fußball gespielt hat.
2 Fragen zum Wochenende
Nach einer sehr erfolgreichen Hinrunde war der Start in die Rückrunde weniger gut. Sind einige es zu locker angegangen?
Einige haben sich wahrscheinlich zu viel Druck gemacht. Die Leichtigkeit ist uns teilweise abhanden gekommen. Wir ziehen nicht mehr unser Ding durch wie noch in der Hinrunde. Ich kann das nicht immer nachvollziehen. Aber man sieht auch, wenn bei uns drei bis vier Spieler mal nicht zur Verfügung stehen, dann kommen wir sehr nahe an unser Limit, da wir in der Breite nicht gut genug aufgestellt sind.
Am Sonntag geht es gegen Fola. Ist ein Sieg – nach vier Spielen ohne Erfolg und mit Blick auf die nächsten schwierigen Wochen – ein Must?
Grundsätzlich wollen wir eh jedes Spiel gewinnen. Aber jetzt kommen drei wichtige Spiele auf uns zu. Fola ist derzeit nicht in der besten Verfassung und wir gehen dahin, um die drei Punkte zu holen und mutig nach vorne zu spielen. Den Anschluss an die vorderen Plätze wollen wir nicht verlieren.
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