In der Gemeinderatssitzung vom 30. Oktober 2020 kündigte der Escher Schöffenrat die Renovierung des altehrwürdigen Jeunesse-Stadions an. Als Erstes soll die Spielstätte eine neue Gegengerade bekommen, denn die alte ist seit längerer Zeit mehr oder weniger baufällig. In sechs Wochen beginnen die Arbeiten mit dem Abriss der Stehränge. Ende des Jahres sollen die neuen „Gradins“ stehen. Sie sind nach hinten versetzt und haben nur noch fünf Sitzreihen. Eine Überdachung gibt es nicht. Das Jeunesse-Stadion wird anschließend ein völlig neues Erscheinungsbild haben, denn die imposante Stehtribüne war 50 Jahre lang zusammen mit der langen Haupttribüne prägend für Luxemburgs wohl geschichtsträchtigstes Vereinsstadion gewesen.
Seit Mai 1920 spielt Rekordmeister Jeunesse am aktuellen Standort in der „Hiel“. Hier wurden demnach alle 28 Meisterschaftsgewinne gefeiert, nicht selten vor mehreren Tausend Menschen, denn die Jeunesse war und ist noch immer der Zuschauerkrösus des Luxemburger Fußballs, auch wenn die Zahlen heute ganz andere sind als noch im letzten Jahrtausend. Das aktuelle Stadion wurde im August 1970 eingeweiht und hat sich im Laufe der Jahre nur wenig verändert. Nachdem das Projekt einer gemeinsamen Arena für die Escher Fußballvereine scheiterte, kommt es 52 Jahre nach dem Neubau zum ersten großen Einschnitt. „D’Escher Grenz“, wie das Stadion im Volksmund genannt wird, erhält eine neue Gegengerade. Die Architektenpläne sehen zudem in weiteren Phasen die Modernisierung der Haupttribüne samt Katakomben, einem administrativen Gebäude und neuen Eintrittsbereichen vor.
Den Auftakt machen aber die neuen „Gradins“. Und zwar ab Mitte März, wie Stadtingenieur Lucien Malano dem Tageblatt bestätigte: „Die Ränge sind voraussichtlich ab dem Spiel gegen Petingen nicht mehr in Betrieb, denn dann beginnen die Abrissarbeiten.“ Die hintere Mauer soll stehen bleiben, markiert sie doch die Trennung zu den Wohnhäusern. Diese und die sehr geringe Bautiefe sind auch ein Grund dafür, dass die Gegengerade kein Dach erhält. „Das würde auch nicht sehr viel bringen“, sagt Lucien Malano, „Regen und Wind kommen in Esch meist aus südwestlicher Richtung, ein Dach hilft da wenig, denn es fehlt der Schutz von vorne.“
Fünf Reihen mit Klappsitzen
Die neuen „Gradins“ werden ca. eineinhalb Meter vom Spielfeld nach hinten versetzt. Das ist dem Gesamtkonzept der Renovierung des Stadions geschuldet. Wenn die Haupttribüne aktuellen Sicherheitsnormen angepasst wird, dann muss mehr Platz für Fluchtwege nach vorne geschaffen werden und das Spielfeld etwas von der Tribüne weg verschoben werden. In einer ersten Phase werden die „Gradins“ also weiter entfernt vom Spielfeld sein. Fünf Reihen mit Klappsitzen sind vorgesehen. Im Vergleich zu heute und den sechs Sitzplatzreihen reduziert sich die Sitzplatzkapazität von aktuell 770 auf 700 Stühle. Das ist zwar nicht viel, trotzdem wird sich das Erscheinungsbild komplett verändern. Denn die „Gradins“ wurden als Stehtribüne konzipiert und haben insgesamt 18 Reihen. Nun werden es noch fünf sein, die Gesamthöhe bleibt allerdings mehr oder weniger unverändert, sodass die Sicht weiterhin gut sein dürfte und der Stadioncharakter erhalten bleibt. Unter den Rängen soll u.a. weiter die Berieselungsanlage untergebracht werden.
100 Arbeitstage sind für die Baustelle geplant, währenddessen wird der Bereich komplett gesperrt. Das gilt für die letzten vier Jeunesse-Heimspiele der aktuellen Spielzeit sowie für die Hinserie der Saison 2022/23. Die dürfte wegen der Fußball-Weltmeisterschaft im Katar (21. November-18. Dezember) aber kürzer als gewohnt ausfallen. Das Gesamtbudget für die neuen „Gradins“ beträgt ca. 1,6 Millionen Euro.
In einer zweiten Phase der Renovierungsarbeiten könnte dann die Haupttribüne an die Reihe kommen. Zugunsten der Fluchtwege würde dort eine Sitzreihe geopfert werden. Insgesamt soll das runderneuerte Stadion 1.510 Sitzplätze bieten (heute 1.716). Zudem sehen die Pläne des Architektenbüros Beng weitere bauliche Änderungen vor: Dort, wo momentan der südliche Eingangsbereich an der rue des Sports liegt, soll ein großes zweistöckiges Gebäude errichtet werden. Dieses könnte einen Cateringbereich, einen Fanshop, diverse Büroräume, einen VIP-Bereich sowie eine VIP-Tribüne beherbergen. Das aktuelle Stadiontor würde dann etwas nach unten auf Höhe des Strafraums rücken, begleitet von der entsprechenden Umgestaltung der rue des Sports nach Abbruch der Begrenzungsmauer des Stadions. „Doch das ist Zukunftsmusik. Den Anfang werden wir mit den ‚Gradins’ machen“, so Lucien Malano, der beim Stadionumbau auf der beschriebenen konzeptuellen Vorgehensweise besteht. Auch die Flutlichtanlage soll irgendwann gemäß diesem Anspruch den aktuellen Normen angepasst werden.
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