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Racing-Trainer„Da tut mir das Herz weh“: Jeff Saibene zieht Bilanz nach sechs Monaten RFCUL

Racing-Trainer / „Da tut mir das Herz weh“: Jeff Saibene zieht Bilanz nach sechs Monaten RFCUL
Jeff Saibene trifft am Samstag mit dem Racing auf die UNA Strassen Foto: Gerry Schmit

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Nach Jahren im deutschen und schweizerischen Profifußball ist Jeff Saibene seit etwas mehr als sechs Monaten Trainer beim Racing Luxemburg. Im Tageblatt-Interview geht der 53-Jährige auf matschige Plätze, Impfungen und die Erstlizenzregelung ein.

Herr Saibene, Sie sind jetzt etwas mehr als sechs Monate Trainer in Luxemburg. Was können Sie uns über Ihre Neuentdeckung BGL Ligue sagen?

Jeff Saibene: Die Meisterschaft ist sehr ausgeglichen. Fünf bis sechs Teams spielen vorne mit und jeder kann jeden schlagen. Es ist ziemlich spannend. Technisch ist die BGL Ligue natürlich schwächer als Profifußball. Aber das ist ja keine Überraschung. Das Hauptproblem ist die Infrastruktur. Unser Trainingsplatz in Bonneweg ist unbespielbar geworden. Der Rasen ist tief und matschig, weil sich nicht tagtäglich um das Grün gekümmert wird. Das ist kein Vorwurf an die Stadt Luxemburg, denn ich weiß ganz genau, dass die Arbeiter sich um sehr viele Plätze kümmern müssen. Aber es ist schade und das Herz tut mir weh, dies zu sehen, denn die Plätze kosten ja viel Geld.

Vor drei Wochen war der Racing auf dem Weg an die Spitze. Danach kassierte Ihr Verein erstmals in dieser Saison zwei Niederlagen in Folge. Was war passiert?

Wir haben viele Spiele gewonnen, in denen alles zu unseren Gunsten gelaufen ist. Das habe ich immer realistisch gesehen und war im Gegensatz zu anderen im Verein nie zu euphorisch. Die sechs Teams, die vorne stehen, sind fast ebenbürtig, da kann man schnell mal ein paar Spiele verlieren. In den beiden vergangenen Partien ist nicht alles zu unseren Gunsten gelaufen. Aber das ist absolut normal. Manchmal hat man einen Lauf, danach wieder nicht. In solchen Situationen muss man ruhig bleiben und sich nicht zu viele Gedanken darüber machen.

Derzeit beherrscht das Thema Impfen Luxemburg und die Welt. Racing-Präsidentin Karine Reuter und ihr Mann Roy Reding wollen sich selbst nicht impfen lassen. Wie sieht es innerhalb Ihrer Mannschaft aus?

Seitdem das Thema 2G aufgekommen ist, haben sich auch die Ungeimpften in unserer Mannschaft dazu entschlossen, sich impfen zu lassen. Ich gehe davon aus, dass wir keine personellen Probleme deshalb bekommen werden. Wenn einer sich nicht schützen will, dann ist das seine Entscheidung, aber dann werde ich ihn auch nicht mehr berücksichtigen, unabhängig von der 2G-Regel. Für mich selbst ist Impfen kein Thema. Ich habe meinen Booster bekommen und empfehle jedem, sich impfen zu lassen. Unsere Präsidentin lässt sich aus persönlichen Gründen nicht impfen, das muss man akzeptieren und man sollte auch jeder Meinung zu diesem Thema Respekt entgegenbringen. 

Sie pflegen bekanntlich einen engen Draht zu Nationaltrainer Luc Holtz. Welcher Ihrer Spieler hat sich in den vergangenen Monaten für die FLF-Auswahl empfohlen?

Dwayn Holter wurde ja bereits einmal nominiert. Er war sehr stark zu Beginn der Saison und hat sich diese Berufung auch verdient. Seit ein paar Wochen und durch das nasse und kalte Wetter hat er aber Probleme mit seinem operierten Fuß. Ein Spieler wie er muss sich aber bereithalten, wenn mal einer der defensiven Mittelfeldspieler wie Kiki Martins ausfällt. Generell ist aber so, dass es kein Zufall ist, dass die meisten Nationalspieler aus dem Ausland kommen. Sie sind einfach ein Stück besser und haben wahrscheinlich auch die bessere Mentalität. Für die guten luxemburgischen BGL-Ligue-Spieler müssen das Ausland und die Nationalmannschaft das oberste Ziel sein.

Werden Sie im Winter noch einmal personell nachlegen?

Wir haben sehr viele Probleme, genügend einheimische Spieler aufzubieten. Schuld daran ist auch die „première licence“-Regelung, die den luxemburgischen Fußballern zu viel Macht gibt – Macht, die sie nicht verdienen. Es ist einfach unrealistisch, welche Summen für diese Spieler über den Tisch gehen, und da wollen wir nicht mitmachen. Man kann nicht auf der einen Seite hoffen, dass alle Talente mit 16 Jahren ins Ausland gehen und auf der anderen Seite eine Regel beibehalten, bei der sieben einheimische Spieler auf dem Spielbogen stehen müssen. Woher sollen wir diese Spieler denn hernehmen?

Der nächste Gegner heißt UNA Strassen. Als Sie Luxemburg verließen, war dieser Klub noch ein Dorfverein, mittlerweile steht er in den Top 3. Was erwartet Sie am Samstag?

Sie haben einfach eine Super-Entwicklung hinter sich. Das verdient absoluten Respekt. Bereits nach dem dritten Spiel habe ich unserem Sportdirektor gesagt, dass Strassen eines der besten Teams der Liga ist. Er hat mir nicht geglaubt, meine Meinung wurde aber komplett bestätigt. Die UNA spielt einfach richtig guten Fußball und ist gut organisiert. Sie steht zu Recht dort oben. Wir müssen unsere Fehler abstellen, die zuletzt zu Gegentoren geführt haben, und wieder effizienter vor dem Tor werden.