In den 70er Jahren jedoch fanden die Herren des Geldes, dass es nun mal langsam an der Zeit sei, die Uhren zurückzudrehen.
Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu (Bild: Tageblatt)
Mit Margaret Thatcher in Großbritannien und Ronald Reagan in den USA begannen die neoliberalen und konservativen Kräfte, ihr Magnum Opus ins Werk zu setzen: nämlich die Reichen noch reicher zu machen, indem man die Mittel- und Unterschicht wieder ärmer macht.
Bei der Umsetzung dieses Projektes wurden beeindruckende Erfolge erzielt: In den USA stagniert oder schrumpft seit Jahrzehnten der Lebensstandard der Mittelschichten, währen die „upper crust“ unaufhaltsam wohlhabender wird.
Die Unterschicht für ihren Teil, darf getrost ihren eigenen Dreck fressen. Sie interessiert niemanden mehr. Wobei der Habenichts, der dennoch von sich reden machen sollte, dafür zumeist einfach ins Loch wandert. Allwo er dann verfaulen darf.
Das schöne biblische Motto „wer hat, dem wird gegeben“ bildet seitdem das Fundament der sozialen Entwicklung der USA. Auch demokratische Präsidenten wie Bill Clinton haben mit Nachdruck dafür gesorgt, dass die Macht der Wall Street auf Kosten des kleinen Mannes nachhaltig ausgebaut wird.
Umverteilung von unten nach oben
Diese Entwicklung ist in Europa längst angekommen. Auch auf dem alten Kontinent haben die reaktionären Kräfte, die unsere Gesellschaften wieder ungleicher machen wollen, schon etliches erreicht.
Und diese Entwicklung wird vor Luxemburg nicht Halt machen: In zwei rezenten Interviews für RTL und Luxemburger Wort reitet ABBL-Präsident Ernst Wilhelm Contzen, der Patron der hiesigen Tochter der Deutschen Bank, eine frontale Attacke auf die derzeit in Luxemburg noch geltenden sozialen Errungenschaften.
Er posiert dabei als jemand, der keine Angst hat, schonungslos die Wahrheit zu sagen. Doch gerade die Wahrheit sagen tut er eben nicht: Die Wahrheit ist nämlich immer notwendigerweise die ganze Wahrheit. Und zu dieser fehlt bei Herrn Contzen nun mal eine Hälfte. Sicher, er beschreibt uns ziemlich präzise, was man den vielen da unten wegnehmen sollte (Index, Urlaub etc.).
Verschweigen tut er aber wohlweislich, was mit diesen dergestalt erzielten Profiten geschehen soll. Verschweigen tut er, dass diese nach oben umverteilt werden sollen. Das, was den vielen da unten genommen wird, das soll den wenigen hier oben (aus seiner Perspektive) gegeben werden.
Das ganze neoliberale Projekt reduziert sich im Wesentlichen auf diese Umverteilung von unten nach oben!
Es gehört aber schon eine gehörige Portion Unverfrorenheit dazu, wenn ein Repräsentant der Banken nun dem Salariat übertriebene Ansprüche vorwirft. Es war schließlich die völlig entfesselte Gier der Alphatiere in der Finanzbranche, welche die Weltwirtschaft unlängst an den Rand des Kollapses gebracht hat.
Die Subprime-Krise war nun wirklich nicht die Schuld von Bankangestellten, die in Form des Index einen Inflationsausgleich (der eben deswegen keine Form von Gehaltserhöhung darstellt!) fordern, sondern die Schuld von maßlos gierigen Geldsäcken, die den Schlund grundsätzlich niemals voll kriegen können.
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