Denn es ist ja nicht das erste Mal, dass nach anhaltendem Raketenbeschuss Israels durch die radikalen Islamisten der Hamas aus dem Gazastreifen heraus das israelische Militär mit massiven Gegenschlägen versucht, die Angriffe einzudämmen. Außer Tod und Zerstörung, tiefem Misstrauen, Verachtung und Hass kam damals und wird auch dieses Mal nichts anderes dabei herauskommen.
" class="infobox_img" />Guy Kemp gkemp@tageblatt.lu
Und man muss keine besonderen Gaben haben, um voraussagen zu können, dass sich diese kriegerischen Auseinandersetzungen in einigen Jahren durchaus wiederholen könnten, wenn auf der einen Seite die Raketen-Arsenale wieder aufgestockt sind und auf der anderen Seite weiterhin die Bereitschaft besteht, den Küstenstreifen am östlichen Ende des Mittelmeeres möglichst komplett abzuriegeln. An sich hat sich am Nahost-Konflikt seit Jahrzehnten nichts geändert. Außer vielleicht, dass er mittlerweile auf beiden Seiten offenbar geradezu als eine Selbstverständlichkeit hingenommen wird. Ganze Generationen, sowohl in Israel als auch in den palästinensischen Gebieten, kennen nichts anderes als das Verhältnis zwischen einer Besatzungsmacht und Kolonisierten. Daher ist es auch schon fast kein Drama mehr, wenn, wie in letzter Zeit geschehen, Friedensgespräche in einer Mischung aus demonstrativem Unwillen und Störrischkeit zumindest international fast schon in einer gewissen Anteilnahmslosigkeit versiegen. Um es einmal elegant auszudrücken.
Grundsätzliche Fragen
Vor allem Israel scheint sich im Status quo eingerichtet zu haben, denn selbst gegenüber dem weitgehend ruhigeren Westjordanland wurden in den letzen Jahren keine nennenswerten Initiativen sichtbar, die auf einen allmählichen Wandel hindeuten würden. Der jüngste Krieg im Gazastreifen müsste daher auf beiden Seiten grundsätzliche Frage aufwerfen. Etwa die: Was wollen wir schlussendlich erreichen? Oder: Können wir unserer Bevölkerung das weiterhin zumuten?
Die Ziele der Hamas betreffend Israel sind bekannt: Die Islamisten wollen den noch relativ jungen Staat von der Landkarte fegen. Dass ihnen das nie gelingen wird, dürfte klar sein, auch den Extremisten. Gewalt gegen Israel scheint für die Extremen denn auch mehr ein Mittel zu sein, „um im Geschäft zu bleiben“, auch wenn sie damit die Mehrheit der Palästinenser sozusagen in Geiselhaft nehmen. Denn sie hätten wohl kaum mehr politisches Gewicht, wenn sie sich auf rein friedliche Mittel der Auseinandersetzung verlegen würden.
Auf der anderen Seite wird der Ball dankend aufgenommen. Auch der Regierung von Benjamin Netanjahu dienen die Radikalislamisten als Beleg dafür, dass Frieden nicht möglich sei. Selbst trägt er aber nicht dazu bei, ein Auskommen mit Palästinensern zu finden. Im Gegenteil, wie der unter seiner Amtszeit beschleunigte Bau von neuen Siedlungen auf palästinensischem Gebiet belegt.
Israel aber muss sich die Frage stellen, wie lange es noch ein ganzes Volk unter seiner Knute halten will und wie viel Land es noch rauben will, so dass jede israelische Regierung die eigene Bevölkerung in einem quasi dauerhaften gefechtsbereiten Zustand halten muss. Aus seiner Position der Stärke heraus müsste Israel das erste Angebot in Richtung einer gleichberechtigten Lösung für den Konflikt machen. Ansonsten bleiben beide Parteien in diesem Zirkel der Gewalt, den wir in den letzten Wochen wieder einmal eindrücklich vor Augen geführt bekamen, verhaftet.
(Guy Kemp/Tageblatt.lu)
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