Maßnahmen und Projekte, hier entgegenzusteuern, gibt es bereits eine Menge – von der neu ausgerichteten Adem über die Formation bis hin zu den Projekten in der Logistik. Noch greifen diese nicht. Und es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis dem so sein wird. Ob dies allerdings reichen wird, muss sich erst noch zeigen.
" class="infobox_img" />Sascha Bremer sbremer@tageblatt.lu
In der allgemeinen öffentlichen Diskussion um diese Problematik wird gerne eins übersehen: Die Frage nach der Zukunft der sogenannten besser Qualifizierten aus Luxemburg stellt sich auch schon heute.
Es gibt hierzulande eine ganze Reihe von Wirtschaftsbereichen, welche sich blendend entwickeln und geradezu nach gut ausgebildeten Fachkräften und Universitätsabsolventen schreien. Nur müssen es eben die richtigen sein. Die Jobs werden in der Mehrzahl nicht an solche vergeben, die einen Teil ihrer Ausbildung in Luxemburg genossen haben. Und das hat vielfältige Gründe.
Natürlich gibt es die Geschichten, dass in Teilbereichen einiger Privatunternehmen so manche Einstellung nach der Staatszugehörigkeit des Personalchefs betrieben wird. Doch ist das wirklich des Pudels Kern?
In etwas mehr als drei Wochen werden wieder Abertausende junge Luxemburger die Gymnasiums- oder Universitätsbank drücken. Die Träume vom zukünftigen Arbeitgeber, vom ersten Arbeitsplatz, dürften sich für die Mehrzahl von ihnen – sofern sie denn solche überhaupt hegen – um eine Idee kreisen, die da heißt: der Staat.
Wem kann man dies verdenken? Sogar die hohen Staatsbeamten, welche einen Abstecher in die Privatwirtschaft „wagen“, haben es fast schon zur Norm gemacht, sich ihre Rückkehr in den Schoß des Staates abzusichern. „Congé sans solde“ heißt die Devise. Man weiß ja nie. Man könnte ja trotz Bac +8 und Abschluss an einer Eliteuniversität unkalkulierbare Risiken eingehen. Wir Luxemburger fahren zwar gerne in die weite Welt hinaus, aber bitte schön immer nur mit einer Vollkasko-Versicherung.
Wahrscheinlich liegt einer der Gründe in diesem sehr luxemburgischen Verhalten aber auch darin, dass wir, die Generation der (gut ausgebildeten) Eltern, mittlerweile zur Staatsanstellung nicht einmal mehr Alternativen kennen. Und wenn ja, dann werden Schreckensbilder gezeichnet. Die Idee des sicheren und vor allem relativ gut bezahlten Arbeitsplatzes wurde von einer Generation Luxemburger, die in der Stahlindustrie beschäftigt war – nach deren Niedergang – mit herübergenommen, als die Luxemburger anfingen, vermehrt beim Staat ihr Brot zu verdienen. All dies wissen wir.
Parallelwelten
Das hat natürlich Konsequenzen. Der Reflex bei einer Anstellung – oder im Zweifelsfall–, immer sofort dem Staat als Arbeitgeber den Vorzug zu geben, wirkt in vielerlei Hinsicht lähmend auf unsere Gesellschaft. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir auch von diesen Konsequenzen. Nur reden wir nicht gerne öffentlich darüber.
U.a. haben sich mittlerweile parallele Wirtschaftswelten in Luxemburg entwickelt, von denen wir uns in einem großen Maße abgeschnitten haben. Der eine oder andere mag beim gelegentlichen Zeitunglesen verwundert bemerken, welche Sachen mittlerweile hier hergestellt werden, welche Chancen sich bieten. Chancen, die sich den meisten Regionen Europas verschließen.
Werden wir zumindest unsere Kinder dazu anspornen, diese zu ergreifen?
Hoffentlich, denn ansonsten ist in nicht so ferner Zukunft kaum noch Staat zu machen.
(Sascha Bremer/Tageblatt.lu)
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