Neben der Tatsache, dass der Erfinder dieses Instruments, Jack Dorsey, steinreich geworden ist und knapp 300 Millionen Menschen weltweit sich an der fragwürdigen Kommunikationsform beteiligen, schien es am vergangenen Montag eine besondere Form der Unterhaltung für Vertreter von Arbeitgeberorganisationen zu sein.
Während sowohl der Staats- als auch der Finanz- und der Wirtschaftsminister sich im Beisein der halben Regierung bemühten, den Sozialdialog im Lande zu loben, der an jenem Tag durch eine vorbereitende Sitzung zum sogenannten „semestre européen“, der künftigen Haushaltspolitik des Landes also (die ja seit einigen Jahren durch die EU-Kommission vorab bewertet wird), ins politische Fenster gestellt werden sollte, musste der Gähnfaktor unter den Teilnehmern wohl besonders groß gewesen sein.
" class="infobox_img" />Robert Schneider rschneider@tageblatt.lu
Eigene Position darlegen und Langeweile bekämpfen
Wie die Wochenzeitung Land enthüllte, hatten der Generalsekretär der altehrwürdigen UEL, Nicolas Henckes, und der Direktor der ebenso altehrwürdigen Handwerksföderation, Romain Schmit, ihren (wenig ehrwürdigen) Spaß mit dem Füttern ihrer Twitter-Konten, während der Präsident des Sozialpartners, OGBL-Chef André Roeltgen, seine Sichtweise der nationalen Wirtschaft und ihrer Entwicklung darstellte. Die Wochenzeitung brachte einige Auszüge: Nicolas Henckes: „Et maintenant, André Copperfield Roeltgen va nous faire disparaître tous nos défis. Dormez, braves gens! #ces“
Romain Schmit: „#El_Líder_Máximo: Nee! Nee! Nee!“ (dem Tweet angefügt war ein Handy-Foto von Roeltgen).
Nicolas Henckes nach Abschluss der Rede Roeltgens: „ Ouf c’est fini. Il aurait fait une belle carrière en RDA … Très années 80 comme positions.“
Ob die Herolde des Unternehmertums in eine pubertäre Phase zurückgefallen waren oder im Umgang mit dem neuen Medium doch nicht so geübt sind, um zu wissen, dass auch ein Tweet eine öffentliche Publikation darstellt, entzieht sich unserer Kenntnis. Die ornithologischen Zwischenrufe zeugen allerdings davon, dass das soziale Klima dann doch noch nicht so vorbildlich ist, wie die Regierung es gerne darstellen möchte.
Das Treffen zum Austausch der jeweiligen Positionen kam jedenfalls schwerfällig daher. Auch wenn die Regierung eine Art Synthese des Gehörten machen und in den Brief nach Brüssel einfließen lassen möchte, scheint das Treffen im Wirtschafts- und Sozialrat weit entfernt von einem richtigen Dialog und noch weiter entfernt von einer Tripartite, wie es sie vor der Krise einst gab.
Vertrauensbildung sieht jedenfalls anders aus als das erlebte Zwitschern von Frechheiten.
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