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Unendliche Weiten

Unendliche Weiten
(Tageblatt)

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2006 hatte sie die Erde verlassen, am Dienstag nun ist die Weltraumsonde „New Horizons“ am vorläufigen Höhepunkt ihrer Reise angekommen. Gestartet war sie, um den entferntesten Planeten unseres Sonnensystems zu erkunden.

Nach der Neudefinierung 2006 zählt der Zwergplanet Pluto zwar nicht mehr als eigenständiger Teil des Sonnensystems, der Faszination tut das aber keinen Abbruch. 500 Milliarden Kilometer hat die „New Horizons“ seit 2006 zurückgelegt, sie ist zum Teil mit 50.000 km/h unterwegs. Die Weltraumforschung erhofft sich von ihr neues Wissen über den Pluto, der bisher im Wesentlichen nur durch das Weltraumteleskop „Hubble“ erforscht wurde. Es ist, wie es Missionsleiter Alan Stern ausdrückt, „ein archäologischer Spatenstich in die Geschichte des äußeren Solarsystems“.

Logo" class="infobox_img" />Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Rückblick: 1965, heute auf den Tag genau vor 50 Jahren, fliegt die Raumsonde „Mariner 4“ am Mars vorbei und liefert die ersten Nahaufnahmen eines fremden Planeten überhaupt. 27 Jahre zuvor hielten die Menschen die Existenz von Marswesen durchaus für möglich. 1938 hatte Orson Welles für Panik gesorgt, als er am Tag vor Halloween eine einstündige „Live-Radio-Reportage“ über die Invasion der Marsmenschen an der Ostküste der USA auf CBS inszenierte.
Zwar kam es wohl nicht zur kolportierten Massenpanik in der Bevölkerung, die Hysterie war dennoch groß, da die Zuhörer die Radioreportage für bare Münze hielten. Bis heute fehlt die Reportage auf keinem Journalistik-Lehrplan, steht sie doch sinnbildlich für die Macht der Medien.

Am 21. Juli 1969 verfolgten 500 Millionen Menschen (damalige Weltbevölkerung: 3,6 Mrd.) gebannt vor den Fernsehgeräten die Mondlandung der „Apollo 11“. Neil Armstrongs Funkspruch ist heute noch den allermeisten Menschen präsent: „That’s one small step for man … one … giant leap for mankind“ („Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen … ein … riesiger Sprung für die Menschheit“). In Wirklichkeit war die Mondlandung eher ein Riesensprung fürs politische Prestige der USA im Kalten Krieg gegen die Sowjets. Denn die Amerikaner ließen ihr „Apollo“-Programm auslaufen, wobei es aber immerhin noch zu einem krönenden Abschluss kam: Am 17. Juli 1975, also vor fast genau 40 Jahren, wurde der (kalte) „Krieg der Sterne“ mit der Ankopplung des sowjetischen „Sojus“- an das amerikanische „Apollo“-Raumschiff beendet. Im Zuge des Konflikts in der Ostukraine freilich scheint er nun mit der internationalen Raumstation ISS, jahrelang ein Musterbeispiel einer erfolgreichen internationalen Kooperation, in eine neue Runde zu gehen.

„New Horizons“, „Mariner 4“, „Apollo“ oder „Sojus“: Sie alle haben nicht nur die Fantasie von abertausenden Menschen angeregt, sondern auch zu einer veränderten Sicht auf die Dinge beigetragen. „Wenn man ein kleines Kind ist, denkt man, die Erde ist unendlich, die Ressourcen sind unendlich“, sagt Astronaut Alexander Gerst, „das ändert sich, wenn man diesen Ort von außen sieht“.

Gut demnach, dass auch Luxemburg in der Weltraumforschung eine wichtige Rolle spielt. 20 Millionen Euro pro Jahr kostet das Engagement in der europäischen Weltraumagentur ESA, die Luxemburg zurzeit kopräsidiert. In zehn Jahren hat sich so hierzulande ein neuer Wirtschaftszweig mit einem Jahresumsatz von zwei Milliarden Euro und 700 Mitarbeitern entwickelt.