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Geistiger Rückfall

Geistiger Rückfall
(dpa/Christian Charisius)

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Es ist schon bizarr. Ein Weltkonzern wie ArcelorMittal, der wo es nur geht freien Zugang zu Absatzmärkten fordert, fällt plötzlich geistig ins 19. Jahrhundert zurück und will von der Politik die Einführung von Schutzzöllen.

Was wie ein Aprilscherz im Sommerloch anmutet, ist allerdings harte Realität. ArcelorMittal hat zusammen mit anderen Stahlproduzenten in den USA die Regierung in Washington aufgefordert, sie mit Zöllen vor Importen zu schützen. Eine ähnliche Forderung erhebt ArcelorMittal übrigens auch für Europa.

Stefan Osorio-König skoenig@tageblatt.lu

Natürlich wird die Abwertung des Yuan chinesischen Stahl auf den Weltmärkten verbilligen und so den Druck auf ArcelorMittal, ThyssenKrupp & Co. erhöhen. Aber Weltkonzerne können nicht einfach immer nach freiem Handel rufen und ihn dann kurzerhand einschränken wollen, wenn dieser ihnen nicht in den Kram passt.

Ein solches Verhalten ist schlichtweg heuchlerisch. Das Geschrei in den Chefetagen der westlichen Stahlkonzerne wäre sicherlich groß, wenn beispielsweise China plötzlich seine Zölle für Stahl anheben würde.

Schutzzölle können sinnvoll sein, um junge, fragile Wirtschaftszweige eine Zeit lang zu schützen.

Langfristig verzerren Zölle aber den Wettbewerb. Und das führt meist zu höheren Preisen für den Endverbraucher.