Dabei geht es nicht einmal darum, dass jeder Bürger anfängt, komplizierte Finanzformeln auswendig zu lernen. Vielmehr soll er die grundlegenden Sparprodukte kennen und wissen, was sein Geld gerade tut, wenn er es zur Bank bringt.
" class="infobox_img" />Yves Greis ygreis@tageblatt.lu
Die Finanzbranche will dabei nicht eigenmächtig handeln. Vielmehr verlangt sie nach einer „nationalen Strategie“. Bereits in der Schule soll den Kindern ein Grundstock an Finanzwissen vermittelt werden.
Das ist in der Tat keine schlechte Idee. Wer über solche Dinge informiert ist, läuft weniger Gefahr, in Finanzfallen zu tappen oder übers Ohr gehauen zu werden.
Daneben ist der Finanzsektor – so gewichtig er auch ist – für viele Einwohner Luxemburgs ein Buch mit sieben Siegeln. Eine verschlossene Welt, in der Milliarden hin- und hergeschoben werden, ohne dass ein Außenstehender verstehen kann, was da nun genau vonstatten geht.
Die beiden Organisationen haben allerdings richtig erkannt, dass sie sich nicht alleine auf diesem Feld bewegen können. Finanzbildung kann nicht in den Händen von zwei Lobbygruppen der Finanzbranche liegen. Mehrfach äußerte die Branche bereits den Wunsch, in dieser Sache mit dem Bildungsministerium zusammenzuarbeiten.
Dabei muss die Politik aufpassen, sich die Inhalte nicht vom Finanzwesen diktieren zu lassen und eine möglichst kritische Sicht zu vermitteln. Vor allem gilt es, Menschen jedes Alters darüber zu informieren, wo die Gefahren lauern, wenn sie Geld anlegen wollen, und dass jeder Profit mit einem finanziellen Risiko behaftet ist.
Nicht zuletzt sollte es aber auch darum gehen, den Menschen ein Verständnis dafür zu vermitteln, welche Konsequenzen eine jede finanzielle Entscheidung für andere hat. Es sollte ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass eine Investition nicht einfach nur ein abstraktes Geschäft ist, das auf wundersame Weise Geld vermehrt.
Durch den Kauf einer simplen Aktie kann es sein, dass sich der Anleger an der Produktion von Waffen, an Drohnen-Projekten, an Nahrungsmittelspekulation und allgemein an der Ausbeutung von Mensch und Tier beteiligt. Investoren tragen also eine besondere Verantwortung.
Daneben spielen Wirtschaft und Finanzen in der Politik eine übergeordnete Rolle. Auch in dieser Hinsicht schadet es also nicht, sich in diese Materie einzuarbeiten. Besonders in Luxemburg, wo immer wieder Themen wie LuxLeaks, Bankgeheimnis, Investmentfonds, Freeport oder Doppelbesteuerungsabkommen diskutiert werden.
Eine Finanzbildung kann also viele Vorteile haben. Vorausgesetzt, sie ist wirklich eine Bildung im Sinne einer geistigen Fähigkeit, sich kritisch mit den Themen Finanzen und Wirtschaft auseinanderzusetzen, und nicht ein bloßes Abhandeln von Finanzprodukten und deren vermeintlichen Vor- und Nachteilen.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können