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Rassismus ohne Rasse

Rassismus ohne Rasse
(AP/Petros Giannakouris)

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Ausgerechnet im laizistischen Frankreich haben sich vereinzelt Gemeinden bereit erklärt, Flüchtlinge aufzunehmen, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass es sich dabei um Christen handelt.

Ein Bürgermeister nannte laut AFP als Grund sogar die Angst vor „verkleideten Terroristen“ unter den Flüchtlingen. In dieser „Angst“ offenbart sich eine Denkweise, die es in ganz Europa gibt. Sie zeigt sich mal mehr, mal weniger offen. Es wird darin u.a. vorausgesetzt, dass der Islam per se potenziell gewalttätig ist und Muslime nicht genauso säkular sein können wie jene, die zufällig als Christen geboren wurden.

Kim Hermes khermes@tageblatt.lu

Menschen nach ihrer Religion oder ihrer Herkunft aus anderen Kulturkreisen zu beurteilen, ist aber nichts anderes als Rassismus, ohne den allzu augenscheinlichen Begriff der Rasse bemühen zu müssen.

Vorschub wird dieser Denkweise – ob bewusst oder unbewusst – immer dann geleistet, wenn man den eigenen Kulturkreis festzunageln versucht. Man erinnert sich an die unsägliche Leitkultur-Debatte, die das bürgerlich-konservative Lager Deutschland vor ein paar Jahren aufgedrängt hatte. Soll es jetzt eine europäische Leitkultur geben, die nur auf christlichen Werten beruht und alles andere ausgrenzt? Soll Europa ein unveränderlicher Kulturkreis sein, der nicht zu viele „andere“ verträgt? Wenn ja, wäre das in der Tat ein Grund, Angst zu haben.