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Nicht nur Taschentücher

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Das Schicksal von Assiatou

Das Tageblatt widmet seine Titelstory heute dem tragischen Schicksal eines jungen Mädchens. Assiatou wurde mit 14 Jahren von den radikalislamistischen Terroristen von Boko Haram entführt, zwangsverheiratet, vergewaltigt, militärisch ausgebildet – und konnte mit Glück fliehen. Dass die mittlerweile 15-Jährige den Mut und die Kraft hat, durch die Welt zu reisen und von ihrem Schicksal zu erzählen, ist bewundernswert.

dsabharwal@tageblatt.lu

Allerdings erinnert das Zusammentreffen mit solch einem Kind daran, weshalb wir es uns in Europa nicht erlauben können, Außenpolitik als „Blabla“ für hochnäsige Diplomaten zu betrachten. Geostrategische und klimabedingte Komponenten müssten mehr denn je den öffentlichen Diskurs prägen. Dabei würde so manch ein Zeitgenosse, wäre Assiatou ein Flüchtling, sie als Schmarotzerin betrachten und gar nicht erst in Europa sehen wollen. Deshalb sollte man beim Lesen von Assiatous Schicksal nicht nur das Taschentuch zücken, kurz über das Leid der Welt trauern und den Alltag wieder einkehren lassen.

Wenn jemand Rechtspopulisten Paroli bieten will und Menschen wie Assiatou ernsthaft helfen möchte, muss er sich bereits als Zivilist engagieren. Von den heimischen Politikern, die nichts mit Außenpolitik zu tun haben, kann man herzlich wenig erwarten. Umso mehr sollte man Druck ausüben, dass Gremien wie die Vereinten Nationen Terror als komplexes Phänomen behandeln, dem man ganzheitlich und nicht nur militärisch begegnen muss.