In seltener Einmütigkeit haben sich DP, LSAP, CSV und „déi gréng“ am Donnerstag für einen warmen Geldregen über RTL entschieden. Ab 2021 wird der Sender während drei Jahren zehn Millionen Euro jährlich aus der Staatskasse erhalten: um die defizitäre Fernsehsparte zu finanzieren. Das allein an direkter Unterstützung. Hinzu kommen knapp fünf Millionen Euro indirekter Förderung, angeblich der Wert der öffentlichen Luxemburger Sendefrequenzen, die RTL unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden.
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Dass es sich niemand mit RTL verscherzen will, ist aus Politikersicht verständlich. Schließlich will jeder sich oft und möglichst lange via Fernsehen in die gute Stube des Wählers einladen. Dass aber gleich der große Schlauch genommen wird, um das auch so äußerst profitable Medienhaus zu benetzen, während für die Konkurrenz die Gießkanne herhalten muss, ist doch erstaunlich. Zum Vergleich: Die fünf Tageszeitungen, drei Wochenzeitungen und zwei Magazine werden sich laut Staatsbudget 2017 7,4 Millionen Euro an Presseförderung teilen. Für den zurzeit einzigen öffentlich-rechtlichen Medienbetrieb, das soziokulturelle Radio 100,7, sind 5,9 Millionen Euro vorgesehen.
Das Geld soll allein in den TV-Bereich des Privatsenders fließen. Eine Querfinanzierung für Radio und vor allem Internet-Auftritt werde unzulässig sein. Wie man diese Trennung zwischen kommunizierenden Röhren bewerkstelligen will, bleibt vorerst unklar, trotz angekündigter getrennter Buchführung beim Medienunternehmen.
Crossmedia heißt es, wenn Journalisten nicht mehr nur für einen Nachrichtenträger, sondern für mehrere arbeiten. In Zeitungsverlagen bedeutet das: Print und Web, bei RTL: Web, TV und Radio. Crossmedia ist längst Redaktionsalltag. Wie soll in Zukunft der Beitrag verrechnet werden, den der Journalist für die Internet-Seite und dann für das Radio- bzw. das Fernsehprogramm produzieren wird? Kaum anzunehmen, dass in Zukunft TV-Journalisten und Radio- bzw. Webjournalisten getrennt auf dasselbe Thema angesetzt werden. Schließlich ist News-Wiederverwertung auf dem Web bereits heute gang und gäbe, was sich unter anderem bei aktuellen Ton- und Filmbeiträgen zeigt. Ganz zu schweigen vom einmaligen, historischen Film- und Videomaterial, das RTL in langen Jahrzehnten als Monopolist auf das bewegte Bild ansammeln konnte und heute auf seiner Webseite einsetzen kann.
RTL Lëtzebuerg wird in Zukunft zum Zwitterwesen mutieren: privater Kommerzsender und staatlicher Informationskanal.
Ihr Geld suchen wird die Firma jedoch weiterhin bei denselben Kunden, sowohl Inserenten als auch Leser bzw. Zuschauer, wie die anderen, privaten Medienunternehmen. Wie die Regierung den Wettbewerbsvorteil, den sie einem Unternehmen zuschustern will, ausbügeln wird, bleibt schleierhaft.
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