War die Présidentielle bis zur letzten Sekunde nichts für schwache Nerven, so wirkten die Parlamentswahlen im Vergleich fast schon entspannend. Dies war nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass der gestrige Sieg von Emmanuel Macron nur an eine Frage gekoppelt war: Wie hoch fällt der Triumph aus? Inzwischen ist klar, dass es für die absolute Mehrheit bei den Parlamentswahlen gereicht hat, doch Grund zur Euphorie gibt es nicht wirklich.
" class="infobox_img" />Dhiraj Sabharwal
dsabharwal@tageblatt.lu
Denn die Wahlbeteiligung ist auf einem Rekordtief angelangt. Hierfür gibt es eine Vielzahl von Gründen, die man nicht schönreden oder einfach nur zur Kenntnis nehmen sollte. Zunächst wäre da der psychologische Stress. Wer bis zu den Präsidentschaftswahlen noch Kraft hatte, dürfte spätestens nach dem Krimi Macron – Le Pen keinen Nerv mehr für weiteres Polittheater gehabt haben. Nicht zu unterschätzen ist ebenfalls die Enttäuschung der vielen Unterstützer, die sich etwa für Kandidaten wie Jean-Luc Mélenchon eingesetzt haben. Was sich bei der Présidentielle andeutete, wurde bei der Parlamentswahl radikal durchgezogen. Zudem ist das französische Wahlsystem nicht wirklich darauf ausgelegt, politischen Pluralismus voranzutreiben.
Und dann wären schließlich noch die klassischen Volksparteien zu nennen. Sind Les Républicains noch vergleichsweise glimpflich davongekommen, so muss sich der PS auf ganzer Linie geschlagen geben.
Nach den Hollande-Jahren ist die Bilanz haarsträubend. Immerhin hat Parteichef Jean-Christophe Cambadélis seinen Rücktritt bekannt gegeben. Doch all dies ist zu wenig, wenn die Partei sich nicht grundsätzlich neu aufstellt und zu ihren linken Wurzeln zurückkehrt.
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