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FußballLaurent Jans: „Wichtig, wieder regelmäßig von Anfang an zu spielen“ 

Fußball / Laurent Jans: „Wichtig, wieder regelmäßig von Anfang an zu spielen“ 
Laurent Jans unterschrieb am Freitag seinen Vertrag bei Waldhof Mannheim und stand am Samstag bereits in der Startelf Foto: SV Waldhof Mannheim Facebook

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Am vergangenen Freitag hat Laurent Jans einen Vertrag beim deutschen Drittligisten SV Waldhof Mannheim unterschrieben. Der Kapitän der Nationalmannschaft war zuvor bei Sparta Rotterdam in der ersten niederländischen Liga aktiv. Den Schritt in die dritte deutsche Liga macht er, weil er sich beim Traditionsverein insbesondere mehr Spielzeit erhofft. Im Gespräch mit dem Tageblatt blickt er auf stressige letzte Tage zurück, schaut aber vor allem optimistisch in die Zukunft. 

Tageblatt: Laurent Jans, Sie wechseln aus der höchsten niederländischen Spielklasse in die dritte deutsche Liga. Sportlich ist es ein Rückschritt. Welchen Plan haben Sie bei dem Transfer verfolgt?

Laurent Jans: Ich kann verstehen, dass gesagt wird, dass es ein Rückschritt sei, von der Eredivisie in die dritte Liga nach Deutschland zu wechseln. Vom Niveau her ist die dritte Liga ein anderes Level als Spiele gegen Ajax Amsterdam oder PSV Eindhoven, dessen bin ich mir bewusst. Für mich war es aber wichtig, wieder regelmäßig von Anfang an zu spielen sowie in einen Verein zu kommen, der mich wirklich wollte und wirklich hinter mir steht. Bei Sparta hätte ich in diesem Jahr sehr wenig oder kaum Spielzeit bekommen. Was ist also besser? In der ersten Liga der Niederlande auf der Bank zu sitzen oder regelmäßig in der dritten deutschen Liga zu spielen? Für mich ist die Antwort ganz klar. 

Bei Sparta Rotterdam kamen Sie in der letzten Saison auf 19 Einsätze, fünfmal spielten Sie von Anfang an.

Es war nicht so, dass ich in Rotterdam gar nicht gespielt hätte, das stimmt. Die Statistik hört sich okay an, aber ich wollte öfter in der Startelf stehen. Ich wollte immer spielen und als ich den Vertrag bei Sparta unterschrieb, bin ich auch davon ausgegangen, dass ich Stammspieler werden könnte. Sonst hätte ich diesen Schritt nicht gemacht. Der Verein hat zur neuen Saison nun aber mit mir geredet. Sie haben viele neue Spieler verpflichtet und zu einigen Spielern gesagt, dass sie nicht mehr mit ihnen planen. Für mich war dann ganz schnell klar, dass ich wechseln wollte. 

Im Juni zogen Sie sich einen Sehnenanriss zu und mussten pausieren. Inwiefern hat diese Verletzung Ihnen die Suche nach einem neuen Verein erschwert?

Es war für mich schon ein großes Problem, dass ich lange verletzt war. Ich konnte mich im Juni nicht für neue Vereine anbieten. Ich habe die vier Länderspiele in der Nations League und die Vorbereitung verpasst. Das hat mir bei der Suche nach neuen Vereinen nicht in die Karten gespielt. Umso glücklicher bin ich, vom Waldhof diese Möglichkeit bekommen zu haben. 

Mit Maurice Deville hat ein Luxemburger von 2017 bis 2020 beim Waldhof gespielt. Haben Sie sich Rat bei Ihrem Kollegen aus der Nationalmannschaft eingeholt?

Ich habe lange mit Maurice gesprochen, um zu erfahren, wie der Verein, das Umfeld und das Leben in der Stadt sind. Er hat mir nur positives Feedback gegeben. Das war mir sehr wichtig. Ich habe aber auch mit anderen Spielern aus Paderborn-Zeiten, die mal in dieser Liga gespielt haben, gesprochen. Ich wollte wissen, wie Fußball gespielt wird, wie die Stimmung in den Stadien ist – einfach um ein Gefühl für das Ganze zu bekommen. Die Fankultur in Deutschland und wie der Fußball gelebt wird, gefällt mir sehr. Das ist in den ersten drei Ligen Deutschlands sehr reizvoll. Ich habe den Wechsel auch mit engen Freunden und der Familie besprochen. Im Endeffekt bin ich aber der Spieler und ich muss wissen, was das Beste für mich ist. Ich weiß, dass Fußball ein schnelllebiges Business ist. Es kann schnell nach oben gehen, aber auch genauso schnell wieder runter.

Hatten Sie auch mit Nationaltrainer Luc Holtz über den Wechsel gesprochen?

Ja, ich habe auch mit Luc Holtz gesprochen. Wir tauschen uns aus und haben regelmäßig Kontakt. Er kennt die Ligen sehr gut und hat durch Maurice auch schon den Verein kennengelernt. Er weiß, wie Fußball in der dritten Liga gespielt wird und hat mir gute Tipps gegeben. 

Am vergangenen Freitag wurde der Transfer öffentlich, am Samstag standen Sie in der Startelf beim 2:1-Heimsieg über Borussia Dortmund II. Hat es Sie überrascht, dass Sie so früh schon einen Einsatz in der Startformation bekommen würden?

Ein wenig überrascht war ich schon. Es ging alles sehr schnell und es war ziemlich stressig. Am Donnerstag bin ich in Mannheim im Hotel angekommen und habe mich mit dem Team-Manager getroffen. Wir haben ein paar Sachen besprochen. Freitagmorgens kamen dann der Trainer und Co-Trainer ins Hotel, um ein Gespräch zu führen. Danach musste ich zum Medizincheck, zur Unterschrift, Fotos machen und das ganze Drumherum erledigen. Später konnte ich noch zum ersten Training. Ich hatte nach der Einheit noch ein Gespräch mit dem Trainer, bei dem er fragte, ob ich Samstag anfangen könnte. Er meinte nur, dass ich so lange Gas geben sollte, wie es geht. Ich war am Freitagabend dann irgendwann glücklich, im Bett liegen zu können (lacht). 

Sie haben 76 Minuten gespielt, einen Assist gegeben und drei Punkte eingefahren. Viel besser hätte Ihr erster Einsatz wohl nicht laufen können. 

Ich bin mit meiner persönlichen Leistung sehr zufrieden, vor allem wenn man bedenkt, dass ich lange nicht mehr über 75 Minuten gespielt habe. Ich bin auch sehr glücklich, dass nach meiner Verletzung alles gut geklappt hat. Das ist nicht immer einfach im Kopf. Ich habe nun zwar erst ein Spiel in dieser Liga gemacht, aber ich kann sagen, dass sehr physisch gespielt wird. Es spielen hier viele Spieler mit hohem Tempo. Es spielen viele Traditionsvereine in der Liga, dementsprechend kommen viele Zuschauer ins Stadion. Das reizt mich. Wenn man mal die Zuschauerzahlen vergleicht, dann sieht man, dass wir am Samstag gegen Dortmund II ähnliche Zahlen in Mannheim wie in Rotterdam hatten. 

Was peilt der SV Waldhof Mannheim in diesem Jahr an?

Der Verein ist sehr ambitioniert. Blickt man in der Geschichte zurück, erkennt man schnell, dass es ein richtiger Traditionsverein ist. Waldhof Mannheim hat lange in der 1. und 2. Bundesliga gespielt. Aus finanziellen Gründen sind sie dann abgestiegen, haben sich aber wieder in den Profifußball hochgekämpft. Die Stadt lebt für den Verein. Und deswegen ist es auch das Ziel, aufzusteigen. Doch das ist mit Vorsicht zu genießen, das haben die Verantwortlichen mir mit auf den Weg gegeben. Mit dem FC Ingolstadt, 1860 München, Erzgebirge Aue oder Dynamo Dresden haben viele Teams den Aufstieg anvisiert. Es kommen also bestimmt sechs bis acht Teams für die ersten drei Plätze infrage. Jeder weiß also, wie schwierig es wird. Man muss sich aber hohe Ziele setzen, das mag ich. Es wird sich dann auf dem Spielfeld entscheiden, ob diese Ziele realisiert werden können.