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Spannungsgeladene Zukunft für die Elektromobilität in Luxemburg

Spannungsgeladene Zukunft für die Elektromobilität in Luxemburg

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Der Übergang zur E-Mobilität wird kostspielige Anpassungen in puncto Stromversorgung und -verteilung erfordern. Und dann wird es zwangsläufig Engpässe geben. Das erfuhr Marc Schonckert im Gespräch mit Torsten Schockmel* von Sudstroum.

Tageblatt: Man las kürzlich, dass 2017 laut ILR («Institut luxembourgeois de régulation») deutlich mehr Strom aus erneuerbaren Quellen in Luxemburg produziert wurde. Sind damit die Windkrafträder gemeint?
Torsten Schockmel: Genau, es gab hier einen starken Zuwachs in den letzten Jahren und es wird noch weiter ausgebaut. Dazu kommt noch der Strom aus der Fotovoltaik. Zusammen macht die Produktion aus diesen Quellen 9,25% des jährlichen Luxemburger Stromverbrauchs aus. Wie gesagt, dieser Strom kommt aus Luxemburg. Um ehrlich zu sein, ich hätte vor zehn Jahren nicht geglaubt, dass so ein Ergebnis zu schaffen wäre.

Wie verläuft der Weg dieses Stroms zum Kunden?
Er wird sofort in das Netz eingespeist, genau wie Strom aus der Fotovoltaik, und gelangt anschließend über die Verteilernetze zum Verbraucher. Welches Haus nun Strom aus diesem oder jenem Windkraftrad erhält, das ist, technisch gesehen, unmöglich festzustellen. Tatsache ist nur, dass dafür ein Handel mit Zertifikaten eingeführt wurde. So kann die Jahresleistung eines Windkraftrads von x Megawatt-Stunden als Zertifikat zu einem bestimmten Preis erworben werden. Man zahlt also für Strom aus einer erneuerbaren Quelle (Windkraft), auch wenn man über das Netz, an das man angeschlossen ist, seinen Strom aus unterschiedlichen Quellen bezieht. Damit unterstützt man aber die Produktion von erneuerbaren Energien.

Wie sehen Sie die Evolution der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien? Bis zu wie viel Prozent des Luxemburger Jahresverbrauchs könnte sie einmal einnehmen?
Zuerst möchte ich betonen, dass wir als Sudstroum ja keine Voraussagen oder Berechnungen zum kommenden Verbrauch im Land machen können. Unsere Aufgabe besteht darin, die Stromversorgung in Esch zu garantieren. Und hier in Esch lässt sich, laut Untersuchungen, mit Windkraftenergie nichts machen, nur die Solarenergie kann da Perspektiven bieten. Allerdings stellt sich dann, aufgrund der kleinen Parzellen auf den Dächern, die Frage der Rentabilität. Hier gibt es noch einige Hindernisse zu bewältigen. Was die klassische Stromversorgung betrifft, so hängen wir am deutschen Netz.

Eine Frage zur Solarenergie und den Anlagen auf den Dächern der Privathäuser: Wird dieser Solarstrom unmittelbar in die hauseigene Versorgung eingespeist oder gelangt dieser Strom in das öffentliche Versorgungsnetz?
Der Hauseigentümer wird diese Energie in der Regel ins Netz einspeisen, nicht zuletzt aufgrund der damit verbundenen Subvention. Natürlich kann er diesen Strom selber verbrauchen, muss dann aber eine Steuer für seinen selbst produzierten Strom bezahlen. Wenn die Subvention abläuft nach 15 Jahren, lohnt sich dieser Verkauf an einen Abnehmer nicht mehr. Dann macht nur noch der Eigenverbrauch Sinn. In diesem Sinne wird demnächst ein Gesetz verabschiedet werden, das hier mehr Klarheit schafft, was den Eigenverbrauch des Stroms aus Solarenergie betrifft. Grob gesagt, man erhält hier seinen Strom zum Nulltarif und spart sich die Kosten von etwa 12 Cent pro kWh, die der Stromanbieter in Luxemburg verrechnet.

Das bringt uns zum Thema Strompreis, der mit 12 Cent pro kW/h noch sehr günstig aussieht im Vergleich zum Ausland. Und man hat den Eindruck, der Durchschnitts-Luxemburger weiß noch nicht einmal, was eine Kilowattstunde Strom kostet.
Wenn ich mir die Preise anschaue, dann haben fast alle Lieferanten in Luxemburg die Energiepreise angehoben. Ich kann da nur sagen, dass wir bei Sudstroum bei dem derzeit bestehenden Preis bleiben werden, wenn Sie mir diese kleine Werbung in eigener Sache erlauben. Der Strompreis setzt sich derzeit folgendermaßen zusammen: 4,29 Cent für den Strom selbst, (ab 2019) 4,65 Cent für Transport (Netzkosten), 2,65 Cent (Stand 2018) für den «Fonds de compensation», dazu kommt noch der Preis für den Stromzähler und den Ampere-Anschluss, die zusammen in der «Redevance mensuelle fixe pour l’accès au réseau BT» verrechnet werden. Das ergibt einen Gesamttarif, in dem die Komponente «Energie» weniger als 50% ausmacht.
Jetzt zu den Kosten für die Infrastruktur: Weil hier die Netze umgebaut und den Erfordernissen angepasst werden müssen, wird sich das auf den Gesamtstrompreis auswirken. Der Ausbau der E-Mobilität, die steigende Nachfrage nach E-Autos, all dies stellt ganz andere Anforderung an das Stromnetz.

Ich denke da an den Verbraucher, der eine Schnell-Ladestation in seiner Garage installieren möchte, um sein E-Auto zu laden.
Der braucht natürlich mehr Leistung, was logischerweise einen höheren Strompreis mit sich bringen wird. Doch das ist nicht das Hauptproblem. Man stelle sich eine Straße in einer Siedlung vor, wo jeden Abend eine Menge Teslas zum Laden ans Netz gehen! Dann könnte die ganze Versorgung in dieser Straße zusammenbrechen, bei dem derzeitigen Versorgungsnetz. Es bieten sich da verschiedene Lösungen an. Wie die leistungsbezogene Lösung. Hier wird langsam, vielleicht eine ganze Nacht lang, aber mit weniger Leistung und dafür billiger geladen. Oder aber man greift zur tarifbezogenen Lösung, wobei der Strom zu gewissen Stunden billiger ist, nachts beispielsweise. Das sind Gedankenspiele, die uns derzeit beschäftigen. Doch was ist, wenn die Leute sagen, der Preis ist mir egal, ich möchte jetzt hier und sofort mein Auto laden? Da kommen noch ganz spannende Szenen auf uns zu.

Die Politik befürwortet und fördert E-Mobilität, scheint aber den Riesenaufwand dahinter zu übersehen. Und das betrifft nicht nur den Aufwand in puncto Energieversorgung, sondern das Produkt E-Auto selbst und die damit verbundenen Herausforderungen. Ich hatte neulich einen Jaguar I-Pace 18 Stunden (!) lang an der normalen Steckdose, nur um etwa 250 km Autonomie zu erhalten. Das kann es doch nicht sein, oder?
Also was den Jaguar betrifft: Das ist ladetechnisch eine unbefriedigende Lösung, weil er nur einphasig lädt. Das heißt, er kann maximal mit 7 kW an einem Wechselstromanschluss geladen werden, egal an welche Wechselstrom-Säule man ihn anschließt, weil man ihm nur einen einphasigen Wechselstrom-Lader eingebaut hat. Andere E-Autos, die dreiphasig mit 22 kW laden, sind da besser dran.

Mehr E-Autos bedeuten höhere Nachfrage nach Stromversorgung. Und da gibt es noch eine Menge anderer Probleme, die gelöst werden müssen.
Man muss sich die Frage stellen, woher die Menge Energie herkommen soll, um die angesagte oder erwünschte Menge an E-Autos zu versorgen. Und wie schafft man Anreize über die Preisgestaltung? Und wie reagiert der Kunde? Immerhin ist er es, der entscheidet, was er haben möchte. Und wenn er nicht will, passiert im Bereich E-Mobilität nicht viel. Doch angenommen, es tritt ein, was sich viele Politiker wünschen, und die Kunden entscheiden sich verstärkt für E-Autos, dann stellt sich die Frage nach der Stromversorgung. Produktionskapazitäten werden ausgebaut werden müssen, das geht nicht ohne klassische fossile Energie und es wird sich auf die Strompreise auswirken. Dazu kommen Schwankungen bei Angebot und Verbrauch und hier eignen sich Kohle- oder Atomkraftwerke weniger zum Auffangen dieser Schwankungen als Gas-Kraftwerke. Wobei die Technik bei den Kohlekraftwerken besser geworden ist.

Ein E-Auto zu fahren, erfordert ein Umdenken und eine Änderung unserer Gewohnheiten. Der Besitzer lernt erst einmal, sich zu organisieren. Er muss planen, wann er losfährt, wie weit er darf, wann oder wo er laden muss und was er in der Zeit des Ladens unternimmt. Und dabei ist gar nicht mal sicher, ob besagte Ladesäule auch zum gewünschten Zeitpunkt am gewünschten Ort frei ist. Erleben wir letzten Endes den Durchbruch der Hybrid- Technologie?
Bei vielen E-Autos stellt sich die Frage nach der Verfügbarkeit einer Ladestation nicht, denn sie werden nur zu Hause aufgeladen und bieten ausreichend Autonomie für Hin- und Rückfahrt zum Arbeitsplatz und nach Hause. Zur Hybrid-Technologie: Klar ist, dass Hybrid-Autos im Vorteil sind, denn sie erlauben, zum richtigen Zeitpunkt auf kleinen Distanzen emissionsfrei und auf der Landstraße oder der Autobahn mit Ottomotor zu fahren und gleichzeitig wieder den Stromspeicher während des Fahrens zu laden. Hybrid als Übergangsphase zum E-Auto, das derzeit noch in den Kinderschuhen steckt, ist in unseren Augen die derzeit angebrachte Lösung, vorausgesetzt, man baut hier mehr Ladekapazität und E-Autonomie ein.

Verkennt man in Luxemburg die Realität, wenn man kurzfristig von 40.000 E-Autos redet?
Bestimmt. Wie man in dieser kurzen Zeitspanne die Umstellung und die stromrelevante Anpassung an die Bedürfnisse einer großen Menge von E-Autos, so wie sie unseren Politikern vorschwebt, schaffen sollte, ist uns schleierhaft. Wir haben zurzeit diese Kapazitäten nicht, um so viele Autos zu versorgen.

* Torsten Schockmel
ist Verwaltungs- und
Finanzdirektor von Sudstroum.

Süden
21. Dezember 2018 - 11.05

wo bleiben die Brennstoffzellen Tankstellen ? Schlimm genug, daß die Erdgastankstellen sogar abgebut werden ! Man kann es kaum glauben, daß dies von grünen Politiker umgesetzt wurde.

Grober J-P.
17. Dezember 2018 - 17.31

Kein Problem, mit meinen Solarzellen könnte ich 1 kg Wasserstoff innerhalb 3 Stunden produzieren oder ein E-Auto aufladen, leider habe nicht das nötige Kleingeld ein neues Vehikel zu kaufen, die Lithium-Ionen Batterien werden immer teurer.

pir
17. Dezember 2018 - 9.38

Kuckt eng Kéier am Nord-Osten iwwert d'Grenz, zu Pronsfeld e.a. goufen eng Rëtsch Wandmillen opgeriicht. Do wärt en gudden Deel vun eisem grénge Stroum hirkommen, dee meeschte Stroum kennt jo iwwert déi Stroumtrace aus dem Eck.

Jemp
16. Dezember 2018 - 22.09

Die grüne Stromproduktion aus Luxemburg macht keinesfalls 9,25% des Stromverbrauchs aus. Außerdem wird nur zeitweilig Strom produziert, wenn die Sonne scheint oder wenn genug Wind ist. Gerade dann, wenn nur wenig Strom verbraucht wird. Da man den Strom aber kaum speichern kann, ist die ganze Energiewende unmöglich, und schon gar nicht, wenn man auch noch Batterieautos einführt. 5 Elektroautos pro Straße, die gleichzeitig laden, und das Straßenkabel schmilzt. Die grüne Energiepolitik erinnert mich immer wieder an die grüne Lehrerin, die in ihrer Klasse 10 Waffeleisen über mehrere Verteilerkabel an eine Steckdose angeschlossen hatte, und sich zutiefst wunderte, dass das nicht funktionieren wollte.

In the year 2025
16. Dezember 2018 - 18.09

Am ganze Land verstoppte Strossen, durch emgefalle Beem, weinst Iweschwemung, weinst.... Ne Ne Ne Ne weinst Elektrischen Autoen mat eidelem Akku. Zanter Meint all Dag dat selwecht. Den ACL mecht sei bescht:—)))