Es ist die zehnte Teilnahme an einer Straßen-Weltmeisterschaft für Christine Majerus, doch an ihr bestes Ergebnis, einen 6. Platz aus dem Jahr 2017, wird es schwer sein, anzuknüpfen. „Realistisch gesehen ist absolut nichts drin“, sagt Majerus. „Der Parcours ist für richtige Kletterinnen und für mich viel zu schwierig.“ Die Strecke, die insgesamt 143 Kilometer lang ist, entspricht nicht dem Lieblingsterrain von Majerus. „Da in diesem Jahr wenig Rennen stattfinden, wollte ich in Imola starten. Als zu Beginn der Saison die Strecke in der Schweiz vorgestellt wurde, habe ich mir überlegt, ob es sinnvoll wäre, die WM zu fahren, weil die Strecke in der Schweiz noch schwieriger war.“ Auf den Start in Imola zu verzichten, kam für Majerus allerdings nicht infrage. In Italien geht es für sie auch darum, wieder ins Renngeschehen zurückzufinden und sich auf die im Oktober stattfindenden Klassiker vorzubereiten.
Seit dem 29. August ist die 33-Jährige kein Rennen mehr gefahren, für den Giro der Damen war sie von ihrem Team Boels-Dolmans nicht nominiert worden. „Ich fahr sehr gerne Rennen – das war in den letzten Wochen nicht möglich. Die Rennen, die ich fahren kann, will ich auch fahren – ob sie mir nun liegen oder nicht. Drei Viertel des Pelotons sind in den letzten Wochen Rennen gefahren, ich nicht. Ich hatte eine gute Tour de France und EM.“ Begleitet wird Majerus von der 22-jährigen Claire Faber, die ihr drittes Straßenrennen bei einer WM der Elite angeht, und von der 19-jährigen Nina Berton, die ihre Premiere bei einer WM feiert. „Es ist eine sehr komplizierte Strecke auch für sie. Es geht für sie darum, Erfahrung zu sammeln und sich nach den Mädchen zu richten, die in ihrem Alter sind. Ich werde versuchen, ihnen zu sagen, dass sie dieses Rennen ohne Stress angehen sollen – das gilt aber auch für mich selbst.“ Das Rennen startet heute um 12.35 Uhr.
Einsamer Gastauer
Den einzigen luxemburgischen Startplatz im Rennen der Männer hat Ben Gastauer erhalten (das Tageblatt berichtete). Auch für den 32-Jährigen sei das „etwas überraschend“ gewesen. Nach der Tour de Luxembourg, die er als Gesamt-28. abschloss, fühlt sich Gastauer in einer guten Verfassung. „Die Luxemburg-Rundfahrt lief für mich gut, insgesamt fühle ich mich in einer guten Form. Richtung Giro d’Italia möchte ich mich aber noch besser in Form bringen“, sagt der Luxemburger. Vor der Italien-Rundfahrt steht am Sonntag noch das Straßenrennen der Weltmeisterschaft in Italien an. Die Vorzeichen könnten für Gastauer besser sein: Auf einem schwierigen Parcours tritt er alleine gegen die Besten der Welt an. „Es wird sehr schwierig, das ist klar“, sagt der Schifflinger. „Aber die WM ist kein Rennen wie jedes andere. Ich muss versuchen, so wenig Kraft wie möglich zu vergeuden, und dann mal schauen, was drin ist.“
Eine wirkliche Taktik wird er sich mit den Nationaltrainern nach der heutigen Streckenbesichtigung ausdenken. „Es sind verschiedene Szenarien möglich. Vielleicht versuche ich, früh in eine Gruppe zu kommen, oder ich versuche, so lange wie möglich dranzubleiben.“ Schwierig sei es, ein konkretes Ziel zu definieren, aber für Gastauer ist es primär wichtig, das Rennen zu Ende zu fahren. Bei sechs WM-Teilnahmen überquerte er zweimal die Ziellinie. „Es ist eine Weltmeisterschaft und ich starte für Luxemburg – da werde ich mein Bestes geben“, resümiert Gastauer, der am Sonntag um 9.45 Uhr mit dem Peloton das Rennen startet.
Zu den Favoriten auf dem 28,8 Kilometer langen Parcours, der bei den Männern neunmal und bei den Damen fünfmal befahren werden muss, gehören die Slowenen um den Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar und den Zweiten der Tour, Primoz Roglic. Auf den Runden stehen jeweils zwei schwierige Anstiege (3 km und 10% im Schnitt mit Abschnitten von 14%) an, dazu kommen Schotterpisten und ein mögliches Sprint-Finale auf der Start-Ziel-Geraden der Formel-1-Strecke von Imola: Der Belgier Wout van Aert steht daher auf vielen Favoritenzetteln ganz oben.
Lokalmatador Ganna gewinnt Gold im Einzelzeitfahren
Der Italiener Filippo Ganna hat bei der Straßenrad-WM im italienischen Imola den Titel im Einzelzeitfahren geholt. Auf dem 31,7 Kilometer langen Kurs rund um die Formel-1-Rennstrecke distanzierte Ganna seine Rivalen um 26 Sekunden. Silber gewann Wout van Aert aus Belgien, Bronze ging an den Schweizer Stefan Küng. Ein Luxemburger war nicht am Start.
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