Mit dicker Jacke, Schal und Mütze auf dem Kopf stieg Christine Majerus am Samstag aus dem Teambus von Boels-Dolmans. Die widrigen Bedingungen mit starken Regenfällen, Windböen von bis zu 75 km/h und kühlen Temperaturen von acht Grad zwangen auch die Luxemburgerin dazu, sich gut einzuhüllen. Die Bedingungen hielten die 33-Jährige dennoch nicht davon ab, eine extrem starke Helferleistung für ihre Teamkolleginnen zu verrichten. Auf der 122,9 Kilometer langen Strecke übernahm Majerus etwa ab Kilometer 55 das Kommando. Von diesem Zeitpunkt an prägten das orange Outfit des Teams und die luxemburgischen Farben der Landesmeisterin auf ihrem Helm das TV-Bild bei der Übertragung.
Die sechsfache luxemburgische Sportlerin des Jahres war im Hauptfeld stets an der Spitze zu sehen und schluckte einen Ausreißversuch nach dem anderen: Erst beendete sie das kurze Abenteuer der deutschen Fahrerin Franziska Koch (Team Sunweb), dann fuhr sie das Hauptfeld wieder an Marlen Reusser (Bigla-Katusha) heran. Majerus drückte derart auf das Tempo, dass nur noch 21 weitere Fahrerinnen ihr folgen konnten. Darunter auch ihre Team-Kapitänin Chantal van den Broek-Blaak, die das Rennen bereits im letzten Jahr gewann und auch in dieser Auflage wieder glänzen sollte. An der „Mur de Grammont“, etwa 20 Kilometer vor der Ziellinie, musste Majerus ihre Arbeit einstellen. Dem hohen Tempo von Weltmeisterin Annemiek van Vleuten (Mitchelton-Scott) konnte dann keine Fahrerin mehr folgen. Van Vleuten kam als Erste in Ninove an, dahinter klassierten sich mit jeweils 42 Sekunden Rückstand die Italienerin Marta Bastianelli (Alé BTC Ljubljana) und Floortje Makaij (Team Sunweb). Vorjahressiegerin Van den Broek-Blaak wurde Vierte. Nach einer starken Leistung fuhr Majerus als 19. (+1:58 Minute) über den Zielstrich.
„Ich bin mit dem Saisonauftakt sehr zufrieden“, erklärte Majerus im Ziel. „Ich hatte nicht viel Zeit, zu regenerieren, da ich gerade erst aus dem Trainingslager komme.“ Vor dem Start hatte die Luxemburgerin schon das Gefühl, nicht wirklich frisch zu sein. Dass sie es dann dennoch geschafft hat, die Besten bis in die Mauer von Geraardsbergen zu begleiten, überraschte sie selbst. „Es war nicht geplant, dass ich so lange mithalte. Aber es war eine schöne Überraschung, über die ich mich nicht beschwere.“ Majerus hinkt im Gegensatz zu anderen Teamkolleginnen in puncto Form noch etwas hinterher, da sie aufgrund ihrer Cyclocross-Saison eine kürzere Vorbereitung hatte.
Die sechsfahre Sportlerin des Jahres wird nun am Rennen Le Samyn des Dames (1.2) teilnehmen, um dann am Samstag bei den Strade Bianche zu starten. Kritisch beäugt die 33-Jährige jedoch die Veranstaltung dieses Rennens in Italien – hinsichtlich des Corona-Virus. „Ich glaube, dass es dumm ist, dieses Rennen auszutragen“, sagte die Luxemburgerin. „Wenn Regierungen von unnötigen Reisen in diese Gebiete abraten, weiß ich nicht, warum wir dort hin sollten. Aber so ist das: Willkommen im Sportbusiness. Ich hoffe, dass sie einmal eine richtige Entscheidung treffen. Ich weiß, dass ich nicht daran sterben werde, aber ich will diesen Virus nicht in meine Familie bringen.“
Vorläufiges Rennprogramm von Christine Majerus
3.3.: Le Samyn des Dames (1.2)
7.3.: Strade Bianche WE (1.WWT)
26.3.: Driedaagse Brugge-De Panne (1. WWT)
29.3.: Gent-Wevelgem (1. WWT)
5.4.: Flandern-Rundfahrt (1. WWT)
8.4.-12.4.: Healthy Ageing Tour (2.1)
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