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Tour de FranceSo liefen Etappe 14 und 15: Der Sekundenkampf geht weiter

Tour de France / So liefen Etappe 14 und 15: Der Sekundenkampf geht weiter
Tadej Pogacar und Wout Van Aert scheinen bei der Tour de France unzertrennlich. Am Sonntag fuhren sie zusammen ins Ziel.  Foto: AFP/Thomas Samson

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Massenstürze, feiernde Radsportler inmitten der Etappe und Motorräder, die den Ausgang der Tour de France beeinflussen. Das zweite Wochenende des größten Radrennens der Welt hat einige Geschichten zu erzählen. Vor der letzten Tour-Woche hat Jonas Vingegaard zehn Sekunden Vorsprung auf Tadej Pogacar. Das Tageblatt liefert die wichtigsten Ereignisse des vergangenen Wochenendes chronologisch. 

Aus Saint-Gervais Mont-Blanc

Samstag: Nervöse Anfangsphase 
Unglücklich startete das Rennen für Kevin Geniets, der kurz nach dem Beginn der 14. Etappe einen Plattfuß hinnehmen musste. Der Profi von Groupama-FDJ umging damit aber auch einen Massensturz, der sich unmittelbar nach dem Start ereignete. Weil so viele Fahrer betroffen waren, unterbrachen die Organisatoren für 25 Minuten das Rennen. Tadej Pogacar, der nicht zu Fall gekommen war, setzte sich in der Zwangspause auf den Bürgersteig und wartete geduldig auf den Neustart. Mit Ausnahme des Spaniers Antonio Pedrero (Movistar) und Louis Meintjes aus Südafrika konnten alle Sportler weiterfahren. Nach der Wiederaufnahme des Rennens bildete sich dann eine hochkarätig besetzte Fluchtgruppe, zu der unter anderem Daniel Felipe Martinez, Julian Alaphilippe oder die beiden Teamkollegen von Alex Kirsch, Mads Pedersen und Giulio Ciccone, gehörten. Im Hauptfeld machte aber eine Mannschaft von Anfang an einen extrem starken Eindruck: Jumbo-Visma schlug ein derart hohes Tempo an, dass früh klar wurde, dass der Ausreißversuch nicht glücken sollte. 

Wartete am Samstag entspannt auf den Wiederbeginn des Rennens: Tadej Pogacar
Wartete am Samstag entspannt auf den Wiederbeginn des Rennens: Tadej Pogacar Foto: AFP/Anne-Christine Poujoulat

17 Kilometer (vor dem Ziel): Cosnefroy jubelt mit den Fans
Anhalten, ein Schluck Bier, das Rad in die Luft strecken und mit den Fans jubeln. Auch wenn es für Ag2r-Citroën und Benoit Cosnefroy bei dieser Tour de France noch nicht viel zu feiern gab, ließ sich der 27-Jährige seine positive Laune am Samstag nicht nehmen. Fernab der vorderen Platzierung stieg der Radprofi am Col de Joux Plane vom Rad und stimmte selbst noch einen Gesang mit seinem Fanclub an. Dann fuhr Cosnefroy weiter – und beendete das Teilstück mit über 37 Minuten Rückstand auf den Sieger. 

14 Kilometer: Unglaubliches Duell am Col de Joux
Was Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar bei der diesjährigen Tour de France abliefen, begeistert die Massen. Pogacar attackierte und riss eine Lücke am letzten Anstieg des Samstags und schien ins Gelbe Trikot zu fahren, doch der Däne ließ nicht locker. Vingegaard konnte die Lücke zum Slowenen schließen. 

12,5 Kilometer: Pogacar von Motorrad ausgebremst
Wilde Szenen in einer entscheidendenden Phase: Nachdem Vingegaard den Slowenen eingeholt hatte, versuchte Pogacar erneut, seinen ärgsten Konkurrenten zu distanzieren. 12,5 Kilometer vor dem Ziel und 500 Meter vor dem Gipfel des Col de Joux Plane zog er das Tempo an – und wurde von zwei Motorrädern, die nicht rechtzeitig Gas gaben, aufgehalten. Pogacar musste seinen Angriff abbrechen – zwischen den Motorrädern und den Fans am Straßenrad war kein Platz. Pogacar missglückte damit nicht nur ein aussichtsreicher Angriff – er verpasste auch die Bonussekunden am Gipfel, die sich Vingegaard sicherte. Die beiden Motorradfahrer und deren Begleiter, ein Fotograf von L’Equipe und ein Kameramann von France TV Sports, wurden für die 15. Etappe ausgeschlossen. Beeindruckend gelassen ging Pogacar mit der Szene um: „Es war eine vergeudete Kugel, nachdem es schon so viele Anstiege gab. Einen Sprint umsonst zu machen, ist ein bisschen schade, aber ich glaube nicht, dass es das Endergebnis ändern wird. Ich spürte den Angriff in den Beinen, und ich konnte nicht um die Prämie sprinten. Ok, ich habe es ein bisschen vermasselt. Aber es ist, wie es ist.“ Acht Bonussekunden bekam Vingegaard, fünf gab es für Pogacar. Auch Carlos Rodriguez, der zu dem Zeitpunkt knapp hinter dem Führungsduo war, wurde am letzten Anstieg von einem TV-Motorrad behindert. Zunächst schob er es beiseite und musste dann einen Schlenker um das Fahrgerät fahren.  

Ein Bad in der Menge: Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard
Ein Bad in der Menge: Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard Foto: AFP/Bernard Papon

0 Kilometer: Rodriguez – der Überraschungssieger
Neun Kilometer vor dem Ziel erreichten Carlos Rodriguez und Adam Yates das Führungsduo, das sich belauerte. In der Abfahrt fuhr Rodriguez einen Vorsprung heraus, den keiner mehr zufahren konnte. Der 22-Jährige gewann damit seine erste Tour-Etappe und ist mit 22 Jahren, 5 Monaten und 13 Tagen der jüngste Tour-Etappensieger Spaniens. Zweiter wurde Pogacar, der sich damit noch mal zwei Bonussekunden auf den drittplatzierten Vingegaard sicherte. In der Gesamtwertung führt nach dem Samstag Vingegaard mit zehn Sekunden vor Pogacar. Dritter ist Rodriguez, der Jai Hindley vom Podium verdrängt. Der Australier war zu Beginn der Etappe in den Massensturz verwickelt. 

Jubelte am Samstag über seinen ersten Tour-Etappensieg: Carlos Rodriguez
Jubelte am Samstag über seinen ersten Tour-Etappensieg: Carlos Rodriguez Foto: AFP/Thomas Sanson

Sonntag: Die Entschuldigung des Motorradfahrers
„Ich werde das Unhaltbare nicht verteidigen. Wir sollten nicht in dieser Situation sein. Ich hätte meinen Biker bitten sollen, mich schneller und früher zu distanzieren“, sagte Bernard Papon, ein Mitarbeiter der französischen Sportzeitung L’Équipe. „Als ich sah, wie Tadej Pogacar beschleunigte, sagte ich es sofort zu meinem Fahrer. Der antwortete, dass er nicht wegfahren könne“, sagte der Fotograf. Während Pogacar die Szene gelassen hinnahm, antwortete sein Manager Joxean Matxin strikter. „Natürlich kann das passieren, aber die Regeln der UCI sind klar. Zwei Meter entfernt zu fahren ist nicht zu akzeptieren.“

128 Kilometer: Schon wieder ein Massensturz
Hektisch ging es am Sonntag weiter: Auf der 15. Etappe, die über 179 Kilometer von Les Gets/Les Portes du Soleil nach Saint-Gervais Mont-Blanc führte, kam es nach etwa 60 Kilometern zu einem Massensturz. Vingegaards Edelhelfer Sepp Kuss blieb bei hohem Tempo am Arm eines unachtsamen Zuschauers hängen, stürzte und räumte dabei auch seinen Teamkollegen Nathan van Hooydonck ab. Dahinter kamen zahlreiche weitere Fahrer zu Fall, darunter Egan Bernal oder Biniam Girmay. 

107 Kilometer: 16 Nationen in der Ausreißergruppe
38 Fahrer befanden sich am Sonntag in der Ausreißergruppe des Tages. Die Franzosen waren mit acht Fahrern, darunter Julian Alaphilppe, Thibaut Pinot oder Warren Barguil, am stärksten vertreten. Spanien hatte sechs Radsportler in der Gruppe, in der insgesamt 16 verschiedene Nationalitäten waren. Mit dabei waren auch die großen Radsport-Nationen Belgien und die Niederlande in Person von Wout Van Aert und Wout Poels. 

42 Kilometer: Die Gruppe des Tagessiegers
Mit Krists Neilands, Wout Poels, Wout Van Aert und Marco Soler hatten sich vier Fahrer ganz vorne wiedergefunden. Neilands stürzte und fiel weg, Poels attackierte zehn Kilometer vor dem Ziel. Keiner konnte dem Niederländer folgen, der damit seinen ersten Tour-Etappensieg feiern durfte. 2:08 Minuten später fuhr Van Aert als Zweiter über den Zielstrich. 

Zwei Wouts, die den Sieg unter sich ausmachten: Van Aert und Poels
Zwei Wouts, die den Sieg unter sich ausmachten: Van Aert und Poels Foto: AFP/Anne-Christine Poujoulat

0 Kilometer: Unentschieden im Kampf um Gelb
Seite an Seite rollten Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard über die Ziellinie, Auswirkungen auf das Gesamtklassement hatte dies nicht. Zehn Sekunden beträgt der Vorsprung des Dänen auf Pogacar – für eine packende Finalwoche ist alles bereit. Am sieben Kilometer langen Schlussanstieg lauerte Vingegaard auf den Angriff seines Rivalen, der ein Kilometer vor dem Ziel folgte. Vingegaard ging die Attacke im Sitzen mit und blieb bis zum Schluss neben Pogacar. „Diese Duelle, die wir uns liefern, werden jeden Tag besser und besser“, sagte Vingegaard, „ich bin durchaus zufrieden.“ Pogacar blickte derweil schon auf das Einzelzeitfahren am Dienstag. „Natürlich hätte ich gerne einen Vorsprung, aber mit einem Gegner wie Jonas ist das nicht so einfach. Beim Zeitfahren wird es, denke ich, größere Abstände geben.“ Vingegaard versprach, „alles raushauen“ zu wollen. Für ein Spektakel in der letzten Woche ist gesorgt. 

Im Überblick

14. Etappe: Annemasse – Morzine les Portes du Soleil (151,8 km):
1. Carlos Rodriguez (Spanien/Ineos Grenadiers) 3:58:45 Stunden, 2. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 0:05 Minuten zurück, 3. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) gleiche Zeit, 4. Adam Yates (Großbritannien/UAE Team Emirates) 0:10, 5. Sepp Kuss (USA/Jumbo-Visma) 0:57, 6. Jai Hindley (Australien/Bora-hansgrohe) 1:46, 7. Felix Gall (Österreich/AG2R Citroën Team) gleiche Zeit, 8. Pello Bilbao (Spanien/Bahrain-Victorious) 3:19, 9. Simon Yates (Großbritannien/Team Jayco Alula) 3:21, 10. Guillaume Martin (Frankreich/Cofidis) 5:57, … 23. Bob Jungels (Luxemburg/Bora-hansgrohe) 16:01, … 25. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) 17:21, … 110. Alex Kirsch (Luxemburg/Lidl-Trek) 37:03

15. Etappe: Les Gets les Portes du Soleil – Saint-Gervais Mont-Blanc (179 km):
1. Wout Poels (Niederlande/Bahrain Victorious) 4:40:45 Stunden, 2. Wout Van Aert (Belgien/Jumbo-Visma) 2:08 Minuten zurück, 3. Mathieu Burgaudeau (Frankreich/TotalEnergies) 3:00, 4. Lawson Craddock (USA/Team BikeExchange) 3:10, 5. Mikel Landa (Spanien/Bahrain-Victorious) 3:14, 6. Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) gleiche Zeit, 7. Guillaume Martin (beide Frankreich/Cofidis) 3:32, 8. Mattias Skjelmose (Dänemark/Lidl-Trek) 3:43, 9. Simon Guglielmi (Team Arkea Samsic) 3:59, 10. Warren Barguil (beide Frankreich/Team Arkea-Samsic) 4:20, … 40. Geniets 14:33, 41. Jungels 14.33, … 126. Kirsch 34:25

Gesamtwertung nach 15 von 21 Etappen:
1. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) 62:34:17 Stunden, 2. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 0:10 Minuten zurück, 3. Carlos Rodriguez (Spanien/Ineos Grenadiers) 5:21, 4. Adam Yates (Großbritannien/UAE Team Emirates) 5:40, 5. Jai Hindley (Australien/Bora-hansgrohe) 6:38, 6. Sepp Kuss (USA/Jumbo-Visma) 9:16, 7. Pello Bilbao (Spanien/Bahrain-Victorious) 10:11, 8. Simon Yates (Großbritannien/Team Jayco Alula) 10:48, 9. David Gaudu (Frankreich/Groupama-FDJ) 14:07, 10. Guillaume Martin (Frankreich/Cofidis) 14:18, …. 29. Jungels 1:33:25, … 40. Geniets 1:49:55, … 113. Kirsch 3:40:51