Headlines

Henri JungelsHoffen auf eine erfolgreiche Flucht: Bobs Vater verfolgt die Tour am Fernseher

Henri Jungels / Hoffen auf eine erfolgreiche Flucht: Bobs Vater verfolgt die Tour am Fernseher
In diesem Jahr dürfen Familienmitglieder ihren Schützlingen nicht zu nahe kommen – nicht wie hier beim Giro 2017  Archivbild: Jeff Lahr/Tageblatt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Für Henri Jungels ist es ungewohnt, seinem Sohn bei der Tour de France nur vor dem Fernseher zuzusehen. Bei seinen letzten beiden Teilnahmen war die Familie vor Ort. Doch Corona lässt auch die Nähe von Familienmitgliedern nicht zu. Zeit, um renntaktische Angelegenheiten zu besprechen, bleibt da nicht – Henri Jungels hofft dennoch, dass Bob noch auf einen Etappensieg fahren wird.

Selbst Familienmitglieder kommen während der Tour de France nicht an ihre Angehörigen ran – das lässt die „Blase“ nicht zu. Henri Jungels, Vater von Bob, musste das in diesem Jahr so hinnehmen. Bei den letzten beiden Tour-Teilnahmen seines Sohns war er jedes Mal vor Ort, um Bob zu unterstützen. In diesem Jahr ist das anders. „Ich kann das nur nachvollziehen, auch wenn es schade ist“, erklärt Henri Jungels. „Wir verfolgen das Geschehen vor dem Fernseher, haben aber leider nur wenig Kontakt zu Bob.“ Über soziale Medien kommuniziert die Familie, doch viel mehr als „Wie ist die Moral? Wie geht es dir? Hast du gute Beine?“ lässt die Zeit nicht jeden Tag zu.

Über die mannschaftsinterne Renntaktik ist die Familie, wie Henri erklärt, seit Bob in Frankreich ist „nicht im Bilde“. Neben den klassischen Fragen nach einer Etappe spricht Henri aber auch gerne mit seinem Sohn über Privates. „Es ist wichtig, sich über andere Sachen zu unterhalten, um in den drei Wochen nicht nur über Radsport zu reden“, erklärt der Vater. Eigentlich hatte die Familie auch in diesem Jahr geplant, bei der Tour vor Ort zu sein – wie für viele hinterließ das Coronavirus aber zu viele Fragezeichen in ihren Plänen. „Wir kommen nicht an die Fahrer ran und können auch nicht mit unserem Sohn reden. Deswegen ergibt es keinen Sinn für uns, nach Frankreich zu fahren.“

Etappensiege als Ziel

Henri Jungels hofft, dass sein Sohn auf den nächsten Etappen mehr Freiheiten genießen und auf einen Etappensieg fahren darf. „Mal schauen, ob er vom Team aus fahren darf“, sagt Jungels. Bei Ag2r La Mondiale, dem Team, zu dem Bob Jungels in der kommenden Saison dazustoßen wird, soll er mehr Freiheiten bekommen. „Das ist so mit dem Team abgesprochen. Es hängt aber auch immer von den Etappen ab. Wenn ein guter Sprinter in der Mannschaft ist, dann fährt man auf einer flachen Etappe für den Sprinter. Auf einer Etappe wie der heutigen (gestrigen) unterstützt man ’puncheure’ wie Julian Alaphilippe. Doch er wird bei den Franzosen sicherlich mehr Freiheiten bekommen als er jetzt hat.“

Bob Jungels wird zudem ein verändertes Trainingsprogramm bekommen, das ihn laut seinem Vater auch in den Bergen stärker erscheinen lassen wird. Etappen bei der Tour de France sollen auch im nächsten Jahr nicht zu kurz kommen. „Für jeden Rennfahrer ist es ein Highlight, bei der Tour dabei zu sein. Was aber noch wichtiger ist, ist, sich zu fragen: Was will ich und was kann ich? Bob hat mehr davon, wenn er eine Etappe gewinnt, als wenn er aufs Gesamtklassement fährt und dort 6., 8. oder 11. wird.“ Zudem käme die „Morphologie von Bob“, wie sein Vater es nennt, ihm bei der Jagd auf eine Platzierung im Gesamtklassement nicht entgegen. „Er wird als Kapitän bei Ag2r La Mondiale auf Etappensiege fahren. Doch er ist auch bei den Klassikern sehr stark. Sein heutiger Chef, Patrick Lefevere, sagt, dass er im letzten Jahr der stärkste Fahrer bei den Klassikern im Peloton gewesen sei.“

de Schmatt.
12. September 2020 - 9.43

Weshalb hat AG2R Jungels Senior nicht gleich als Radsportexperte mit engagiert?