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Radsport„Nicht zu viel Druck machen“: Ag2r-Citroën will Jungels zu alter Stärke verhelfen

Radsport / „Nicht zu viel Druck machen“: Ag2r-Citroën will Jungels zu alter Stärke verhelfen
Bob Jungels fährt aktuell bei Tirreno-Adriatico mit  Foto: KBLB_ACT

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Bob Jungels (Ag2r-Citroën) mischt wieder im Peloton der besten Fahrer mit. Nach seinem Saisoneinstieg bei der UAE-Tour ist er aktuell beim nächsten WorldTour-Etappenrennen, der Fernfahrt Tirreno-Adriatico, dabei. Nach zwei Operationen wegen einer Endofibrose im vergangenen Jahr möchte er zu alter Stärke zurückkehren. Cyril Dessel, Sportlicher Leiter von Ag2r-Citroën, schätzt die Lage des 29-jährigen Luxemburgers ein.

Eine Eingewöhnungsphase hat Bob Jungels in diesem Jahr nicht bekommen. Nach einem schwierigen Jahr 2021, in dem er sich wegen einer Endofibrose zwei Operationen unterziehen musste, ist er nun voll zurück im Renngeschehen. Sein erstes Rennen war im Februar gleich die anspruchsvolle UAE-Tour, aktuell ist er bei Tirreno-Adriatico im Einsatz. Beide Etappenrennen enthalten jeweils sieben Teilstücke und sind Teil des WorldTour-Programms.

Jungels muss sich also direkt auf dem höchsten Niveau beweisen. Der Luxemburger beendete das Rennen in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf dem 31. Platz, fuhr dabei bei einem neun Kilometer langen Einzelzeitfahren auf den 28. Platz. „Erstes Zeitfahren der Saison absolviert, eine kurze und schmerzhafte Fahrt – aber nicht mit dem Ergebnis, das ich mir erhofft hatte. Ich bin froh, dass ich wieder etwas Leistung bringen kann“, schrieb Jungels auf Twitter. 

Angepasste Zielsetzung

Der Sportliche Leiter von Ag2r-Citroën, Cyril Dessel
Der Sportliche Leiter von Ag2r-Citroën, Cyril Dessel

Auf der ersten Etappe von Tirreno-Adriatico fuhr Jungels vergangenen Montag bei einem 13,9 Kilometer langen Einzelzeitfahren auf Platz 35. Der 29-Jährige mischt also mit, fällt aber nicht auf – noch nicht. „Wir haben Bob verpflichtet, weil wir wissen, dass er viel Talent hat – und wir kennen alle sein Palmarès“, erklärt Cyril Dessel, Sportlicher Leiter von Ag2r-Citroën. „Er hatte schon ein schwieriges Jahr bei Quick-Step und kam dann zu uns, um wieder in Schwung zu kommen. Wir wollten ihm eine Leaderrolle geben, doch leider ist nicht alles so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben.“

Jungels habe im letzten Jahr sehr viel investiert, erklärt Dessel. „Aber wir haben die angepeilten Ziele nicht erreicht. Das war eine große Enttäuschung für ihn. Als wir dann die Endofibrose entdeckt haben, hat das ihn und auch die Mannschaft beruhigt – weil das der Grund war, warum er nicht sein bestes Niveau erreichte.“ 

Jungels genießt nach dem schwierigen Jahr 2021 aber weiterhin das Vertrauen der Verantwortlichen. „Bob ist sehr motiviert und entschlossen, wieder der Alte zu werden“, resümiert der Sportliche Leiter. Um dieses Niveau zu erreichen, brauche der Sieger von Liège-Bastogne-Liège 2018 aber wieder Renntage, Rhythmus und Selbstvertrauen. „Wir haben ihm in diesem Jahr nicht die hohen Ziele gesetzt, die wir ihm letztes Jahr vorgegeben haben. Wir wollen ihm nicht zu viel Druck machen. Er soll die Saison Step-by-Step angehen, um sein höchstes Niveau zu erreichen“, sagt der 47-jährige Franzose.

Kampf um die Tour

Bei Tirreno-Adriatico bietet sich Jungels aktuelle eine weitere Chance, sich mit den besten Rundfahrern zu messen. Nach dem Etappenrennen stehen für ihn mit Mailand-Turin (16.3./1.Pro), Mailand-Sanremo (19.3./1.UWT),  E3 Saxo Bank Classic (25.3./1.UWT), der Flandern-Rundfahrt (3.4./1.UWT) sowie Liège-Bastogne-Liège (24.4.(1.UWT) wichtige Eintragesrennen an. „Er wird bei diesen Rennen sicherlich Möglichkeiten bekommen“, sagt Dessel. „Er kann ambitioniert in diese Rennen gehen. Wir haben aber auch beispielsweise Greg van Avermaet oder Oliver Naesen, die solche Rennen gewinnen können.“

Die folgende Tour de Romandie (26.4.-1.5./2.UWT) und die Tour de Suisse (12.-19.6./2.UWT) sollen zur Vorbereitung auf die Tour de France (1.-24.7/2.UWT) dienen. Dass Jungels das Zeug zu einer guten dreiwöchigen Rundfahrt hat, hat er in der Vergangenheit schon bewiesen. Bei Ag2r-Citroën muss er sich den Platz im achtköpfigen Aufgebot erkämpfen. Denn: vier Plätze sollen wohl an französische Fahrer gehen.

Ben O’Connor, der Vorjahresvierte, scheint genau wie Van Avermaet und Oliver Naesen seinen Platz sicher zu haben – bleibt also noch ein Platz offen. „Es ist noch zu früh, um auf die Tour zu schauen“, weiß Dessel. „Bis Ende Juni ist noch Zeit. Wenn er sein Niveau findet, kann er ein gutes Gesamtklassement fahren. Natürlich muss er erst mal Leistungen zeigen, um selektioniert zu werden. Letztendlich tut das Vincent Lavenu – aber ich würde sagen, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass er an der Tour teilnimmt.“ Weitere Chancen, sich zu empfehlen, hat Jungels bis zum Ende dieser Woche. Ab Donnerstag beginnen die schwierigen Etappen beim Tirreno-Adriatico.