Es ist Henri Hinterscheid anzumerken, dass er erleichtert darüber ist, die Flèche du Sud 2022 wieder ankündigen zu dürfen. Am Montagabend stellte er das Rennen vor. „Das beste Gefühl ist, dass das Rennen überhaupt wieder stattfinden kann“, so der Präsident der Vélo Union Esch. „Es ist schön, dass es durch die Pandemie nicht gestorben ist. Denn wenn man zwei Jahre pausiert, ist es nicht klar, dass es einfach weitergeht.“
Hinterscheid und der Radsportverein aus Esch haben in den letzten beiden Jahren und vor allem in den letzten Monaten mit einigen Problemen zu kämpfen gehabt. „Es ist erst ein paar Monate her, dass die nationalen und internationalen Beschränkungen aufgrund der Pandemie gelockert wurden. Die Corona-Maßnahmen hatten uns, aber auch Staatsverwaltungen oder Gemeinden, doch ziemlich unter Druck gesetzt.“ Während die Pandemie nun doch etwas mehr in den Hintergrund rückt, ist bei der 71. Auflage des Traditionsrennens die Sicherheit ein großes Thema.
„Wir haben zum Beispiel die ‚Securité Moto Presse’ verstärken müssen, weil wir nicht mehr genügend Freiwillige haben und weil die Polizei stringenter wurde – auch nach den Vorkommnissen bei der Tour de Luxembourg 2020. Es sind zusätzliche Vorschriften dazugekommen. Sowohl von der UCI, was beispielsweise Corona-Maßnahmen angeht, als auch von der luxemburgischen Straßenbauverwaltung oder der Polizei“, erklärt der Präsident.
Ein großes Problem, das auch die Organisatoren vieler anderer luxemburgischer Radrennen immer wieder ansprechen, sind die freiwilligen Helfer, derer es immer weniger werden – das fällt auch Hinterscheid auf. „Es ist schwierig, Freiwillige in genügendem Ausmaß zur Verfügung zu haben. Die ganzen zusätzlichen Vorschriften erschweren uns und den Freiwilligen die Arbeit.
Skeptischer Blick in die Zukunft
Gerade deswegen blickt die Vélo Union Esch, die als gemeinnütziger Verein fungiert, skeptisch in die Zukunft. „Wir stemmen das ganze Rennen als ‚Feierabend-Sozialarbeiter’, wie ich es immer sage“, erkärt Hinterscheid. „Wenn wir in Zukunft vor großen Schwierigkeiten stehen, werden wir uns von professionellen Rennen helfen lassen müssen. Die muss man dann bezahlen – und das wird die Diskussion über öffentliche Unterstützung entfachen.“
Am Montagmorgen hatte Hinterscheid Sportminister Georges Engel, der sich für die Vorstellung am Montagabend entschuldigen ließ, über diese Probleme in Kenntnis gesetzt. „Als reine Freiwillige werden wir das nicht mehr lange stemmen können. Das kann ich jetzt schon so sagen. Wir werden früher oder später Hilfe in Anspruch nehmen müssen, wenn sich nichts ändert. Und dann hoffen wir auf weitere Unterstützung.“
Für die Ausgabe von 2022 stünden die Organisatoren neun Tage vor der ersten Etappe doch kurz vor der Zielankunft, sagt Hinterscheid. Bis zur Ziellinie war es jedoch ein weiter Weg. „Wir haben zwei Jahre pausiert. Dann läuft es wie im Radsport: Wenn man aus dem Tritt oder aus dem Rhythmus kommt, dann bedeutet das eine doppelte oder dreifache Anstrengung, um ihn wiederzufinden.“
Doch Hinterscheid hat auch Erfreuliches mitzuteilen. Die Sponsoren sind weitestgehend treu geblieben, manche hätten ihr Budget gar erhöht. „Das hat uns gewundert“, sagt er. „Einige Sponsoren gibt es jedoch nicht mehr, weil sie selbst Opfer der Pandemie wurden.“ Auch die 22 Teams, die gemeldet sind, sollen für ein sportlich hohes Niveau bei der Flèche du Sud sorgen, die seit 2005 zur UCI Europe Tour gehört und somit als 2.2-Rennen eingestuft wird. Die Strecken sind weitestgehend dieselben wie die für die geplante Ausgabe von 2020. „Unsere Partner-Gemeinden haben alles von der Flèche 2020 übernommen. Es gibt höchstens kleine Unterschiede in der Streckenführung, die sich beispielsweise durch Baustellen kurzfristig ergeben haben.“
Ankunft der letzten Etappe ist wie in den Ausgaben davor wieder Esch-Alzette, das in diesem Jahr zudem Europäische Kulturhauptstadt ist. „Die Flèche gehört zur Sportkultur Eschs“, sagt Hinterscheid, der sich nun auf die Rennen freut. Und trotz einiger Probleme wagt er einen organisatorischen Ausblick: „Wir werden nicht einfach aufgeben, wir sind ziemlich zäh“, schmunzelt er.
Im Überblick
Die Etappen:
Mittwoch, 25. Mai: 1. Etappe, Kayl-Kayl (73,6 km)
Donnerstag, 26. Mai: 2. Etappe, Rümelingen-Rümelingen (165,7 km)
Freitag, 27. Mai: 3. Etappe, Bourscheid-Bourscheid (126,7 km)
Samstag, 28. Mai: 4. Etappe, Mondorf-Mondorf (165,4 km)
Sonntag, 29. Mai: 5. Etappe, Esch/Alzette-Esch/Alzette (142,9 km)
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