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VueltaLuxemburger Ries beendet erste Grand Tour: Um einige Erfahrungen reicher

Vuelta / Luxemburger Ries beendet erste Grand Tour: Um einige Erfahrungen reicher
Michel Ries (Zweiter von rechts) feierte, genau wie drei seiner Mannschaftskollegen, am Sonntag den Abschluss seiner ersten Grand Tour  Foto: Twitter/Trek-Segafredo

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Michel Ries (Trek-Segafredo) hat seine erste Grand Tour erfolgreich beendet. Der Luxemburger kam am Sonntag mit einer Menge neuer Erfahrungen in Madrid an. Der Sieger der Vuelta heißt derweil, genau wie 2019,  Primoz Roglic (Jumbo-Visma). Der Slowene weckte auf der vorletzten Etappe am Samstag aber Erinnerungen an sein Tour-de-France-Trauma aus diesem Jahr – anders als in Frankreich behielt er in Spanien am Ende jedoch die Oberhand. 

Es schien für ein paar Momente so, als müsse Primoz Roglic einen fast sicher geglaubten Sieg erneut aus der Hand geben. Nachdem der Slowene bereits den Gesamtsieg der Tour de France auf der vorletzten Etappe verlor, sollte sich dieses Szenario bei der Vuelta fast wiederholen. Vor der 17. Etappe am Samstag hatte Roglic 45 Sekunden Vorsprung auf seinen ärgsten Verfolger, Richard Carapaz (Ineos). Als es dann den Schlussanstieg zum Alto de la Covatilla hinaufing, erarbeitete sich der Ecuadorianer einen Vorsprung. Roglic konnte nicht mitgehen und ließ Carapaz ziehen. 

„Ich hatte das Geschehen am Ende nicht immer unter Kontrolle», räumte Roglic ein, „ich hatte aber noch genug Energie im Tank.“ Zumindest, um den Schaden in Grenzen zu halten. Nachdem der Franzose David Gaudu (Groupama-FDJ) seinen zweiten Sieg bei der diesjährigen Vuelta feiern durfte, fuhr Carapaz mit 2:35 Minuten Rückstand über den Zielstrich. 21 Sekunden später erreicht auch Roglic das Ziel, der damit mit dem Schrecken davonkam und eine weitere bittere Pleite verhinderte. „Wenn du gewinnst, ist das Wie am Ende nicht mehr entscheidend. Ich bin einfach super glücklich, dass ich es geschafft habe“, sagte Roglic: „Ich habe nie am Sieg gezweifelt.“

Seinen Triumph hatte er vor allem auch seinen eingefahrenen Bonussekunden zu verdanken. Derer sammelte er 48 ein. Ohne diese Zeitgutschriften wäre Roglic in der Gesamtwertung auf Rang drei, hinter Carapaz und Hugh Carty (EF Pro Cycling), zurückgefallen. 

Zufriedener Ries 

Michel Ries schloss die Etappe vom Samstag auf dem 49. Platz mit 16:23 Minuten Rückstand auf den Tagessieger ab. Am Sonntag kam er mit 36 Sekunden Rückstand auf den Tagessieger Pascal Ackermann als 109. im Ziel an. Der deutsche Sprinter setzte sich im Finale in Madrid gegen Sam Bennett (Deceuninck-Quick Step) und seinen Landsmann Max Kanter (Sunweb) durch.

In der Gesamtwertung belegt Ries nach 18 Etappen den 60. Platz und hat insgesamt 2:25:50 Stunden Rückstand auf Roglic. Viel wichtiger als die Platzierung sind für den 22-Jährigen jedoch die Erfahrungen, die er aus seiner ersten Grand Tour mitnimmt. „Ich bin froh, die Rundfahrt nun beendet zu haben, weil auch viele Tage dabei waren, die wirklich nicht einfach waren“, sagte Ries nach der gestrigen letzten Etappe. Der Luxemburger hatte als eines seiner Ziele angegeben, seinen Körper über drei Wochen testen zu wollen. „Mein Körper hat positiv auf die drei Wochen reagiert. Ich habe mich auch in der letzten Woche gut gefühlt und war nicht zu müde. Ich konnte immer noch das erledigen, was von mir erwartet wurde.“ 

Die Bilanz seiner US-amerikanischen Mannschaft könnte dennoch besser aussehen: Das Team schaffte es nicht, eine Etappe zu gewinnen, und kam in Madrid mit fünf Fahrern an. Den Fahrer fürs Gesamtklassement, Kenny Elissonde, plagte ein Magen-Darm-Infekt, Sprinter Matteo Moschetti kam auf der 7. Etappe erst nach dem Zeitlimit ins Ziel und Alexander Kamp erreichte auf der 14. Etappe das Ziel nicht. Mit diesen unglücklichen Ausfällen sei es laut Ries schwer geworden, noch ein achtbares Resultat herauszufahren. 

Ein weiteres Ziel, das der Luxemburger vor der Vuelta ausgab, war, sich in einer Fluchtgruppe zu präsentieren. Zwar schaffte er es, zu Beginn einiger Etappen mit einer Gruppe wegzufahren, konnte sich jedoch nie entscheidend absetzen. „Ich bin nicht enttäuscht, es nicht in eine Ausreißergruppe geschafft zu haben. An den Tagen, an denen wir jemand vorne haben wollten, war jemand in der Spitzengruppe vertreten. Persönlich fehlt es mir noch an Erfahrung, um bei der richtigen Attacke mitzugehen.“ Erfahrungen hat das junge Talent während der 18 Etappen in Spanien zur Genüge mitgenommen. Sein Fazit fällt durchweg positiv aus. „Ich hatte sehr viel Spaß und habe gesehen, dass mir solche Rennen liegen. Ich sehe mich in Zukunft eher bei Grand Tours als bei Eintagesrennen.“ 

Ob er dann mal eine Platzierung in einer Gesamtwertung anpeilen will, lässt er offen. „Ich habe auf manchen Bergetappen versucht, so lange wie möglich mitzufahren, aber es fehlt noch was. Mir bleibt aber noch genug Zeit, mich weiterzuentwickeln.“ Ries lässt sich die Zeit und geht der Philosophie seiner Mannschaft nach. Auf ihrem Twitter-Account gratulierte sein Team den insgesamt vier Grand-Tour-Neulingen und schrieb: „Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.“ 

Im Überblick

Gesamtwertung der Vuelta 2020: 
1. Primoz Roglic (SLO/Jumbo-Visma) in 72:46:12 Stunden
2. Richard Carapaz (ECU/Ineos) +0:24 Minuten
3. Hugh Carthy (GB/EF Pro Cycling) +1:15
4. Dan Martin (IRL/Israel Start-Up Nation) +2:43
5. Enric Mas (E/Movistar) +3:36
6. Wout Poels (NL/Bahrain-McLaren) +7:16
7. David de la Cruz (E/UAE) +7:35
8. David Gaudu (F/Groupama-FDJ) +7:45
9. Felix Großschartner (AUT/Bora) +8:15
10. Alejandro Valverde (E/Movistar) +9:34
… 60. Michel Ries (LUX/Trek-Segafredo) +2:25:50 Stunden