Zurzeit bekommt der ehemalige Radprofi Laurent Didier auf seiner Arbeit bei der „Administration des Ponts et Chaussées“ vermehrt Fragen zur Tour de France gestellt. „Ich versuche meinen Kollegen dann zu erklären, wie das in Frankreich läuft“, sagt der Luxemburger, der 2013 und 2015 an der „Grande Boucle“ teilnahm. Er selbst sei als aktiver Fahrer aber nie ein großer Fan der Tour de France gewesen, weil das Etappenrennen „nicht attraktiv genug“ sei. „Bei der Tour wird viel zu sehr auf das Gesamtklassement geachtet. Jemand, der dort auf dem 5. Platz liegt, versucht diesen zu verteidigen. Er greift eher nicht an, um noch Dritter zu werden.“ Weil Didier mehr Interesse an offensiven Rennen zeigte, startete er gleich fünfmal beim Giro. „Bei der Tour haben die Favoriten immer bis zum letzten Berg abgewartet, weil keiner seine Karten zu früh aufdecken wollte, und auch, weil sie Angst hatten, nachher einzubrechen. Ich erinnere mich an das letzte Jahr, da war der Giro um einiges spannender als die Tour“, erklärt Didier.
Mit seinen zwei weiteren Teilnahmen an der Vuelta weist Didier eine Erfahrung von insgesamt neun Grand-Tours auf. Sein letztes Rennen als Profi bestritt der Landesmeister von 2012 im Straßenrennen am 21. Oktober 2018 beim Japan Cup Cycle Road Race (1.HC). Der Übergang vom Sportprofi zum Bauingenieur sei ihm nicht schwergefallen. „Ich hatte kein Problem, das Rad loszulassen“, sagt Didier, der im März 2019 als Bauingenieur anfing. Eine weitere Tätigkeit im Radsport nach seiner Karriere anzupeilen, kam für ihn nicht infrage. Bereits vor seiner Zeit als Profi studierte er – erst zwei Jahre Mathematik in Aachen – das sei ihm aber „mit den ganzen Nullen und Einsen“ irgendwann zu intensiv geworden, wie er schmunzelnd erklärte –, dann studierte er in Luxemburg Bauingenieurwesen. 2008 machte er im Alter von 24 Jahren seinen Bachelor-Abschluss, zwei Jahre später unterschrieb er beim WorldTour-Team Saxo Bank. „Viele Teamkollegen haben zu mir gesagt, dass ich nach meiner Karriere ein guter Sportlicher Leiter sein könnte“, erklärt der Luxemburger. „Es war aber vorher schon klar, dass ich keinen weiteren Job im Radsport annehmen würde. Erstens habe ich studiert und zweitens wollte ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Selbst als Sportlicher Leiter ist man viel unterwegs.“
Neuer Lebensabschnitt
Didier hat Spaß an seinem Job. Er ist einer der Sportler, die es erfolgreich geschafft haben, Studium und Sport zu verbinden, um nach ihrer Profikarriere einen Job in einer ganz anderen Branche anzunehmen. „Ich genieße das Familienleben und meinen Beruf. Es ist aber schon ein großer Unterschied zu meinem Alltag während meiner Profikarriere.“ Den Radsport verfolge er momentan nicht sehr intensiv. „Am Wochenende schaue ich gelegentlich die Etappen, aber auch die großen Radrennen, die neben der Tour stattfanden, habe ich nicht gesehen“, sagt Didier. Es liege nicht daran, dass er das Interesse am Radsport verloren hätte, doch der 36-Jährige schätzt nach seiner aktiven Karriere andere Dinge. „Für mich hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen, in dem es Dinge gibt, die ich als wichtiger als den Radsport einschätze. Meine Familie und mein Beruf sind da zwei große Faktoren. Außerdem habe ich einen neuen Rhythmus im Tag. Morgens werde ich früh wach und wenn ich gegen 17 Uhr nach Hause komme, sind die meisten Rennen auch schon beendet.“ Für Didier stellt das jedoch kein Problem dar – statt sich die Highlights der Rennen nach Feierabend anzusehen, verbringt er die Zeit lieber mit seinem Sohn.
Laurent Didier: intelligent und weitsichtig. Ihm ist die Rekonversion, dank seines abgeschlossenen Studiums voll gelungen. In der Tat, Sport ist nicht alles und das Familienleben ist viel wichtiger.
De Laurent huet et genau so gemaach wéi sein Papp, Schoul an dun Profi-Radsport an duerno eng Plaz gesiicht.