Tageblatt: Ivan Centrone, Sie waren gestern rund 40 Kilometer vor dem Ziel in einer guten Ausgangsposition. Warum hat es am Ende nicht gereicht?
Ivan Centrone: Ich habe mich sehr gut gefühlt und dachte, dass ich die richtige Gruppe erwischt hätte. Als ich gesehen habe, dass unter anderem Diego Ulissi, Philippe Gilbert oder Tim Wellens in dieser Gruppe vertreten waren, dachte ich wirklich, dass wir durchkommen würden. Ich habe dann aber nicht verstanden, warum die großen Mannschaften nicht gefahren sind. Lotto Soudal und Team Emirates waren mit drei Fahrern vertreten, Bahrain-McLaren war sogar zu viert. Ich hätte mehr von diesen Teams erwartet.
Am Ende übernahmen Sie die Tempoarbeit und haben dabei wohl auch viel Kraft gelassen.
Der Schluss der Etappe war für mich dann wirklich sehr schwierig. Es wäre aber ein ganz anderes Rennen geworden, wenn wir in dieser Gruppe den letzten Anstieg hochgefahren wären. Als die hintere Gruppe an uns heranfuhr, war mir klar, dass viele Fahrer noch sehr frisch sein würden. Letztendlich kann ich mir aber nichts vorwerfen. Ich habe die richtige Gruppe erwischt und was riskiert. Wenn man nichts riskiert, dann kann man auch meistens nichts gewinnen. Es ist einfach schade, dass die Zusammenarbeit in der Gruppe so grausam war.
Was ist Ihr Ziel für die letzte Etappe?
Ich habe im Gesamtklassement zwei Plätze verloren und liege nun auf dem 25. Rang. Das ist eigentlich okay. Für die Fluchtgruppe wird es morgen wohl nicht reichen. Ich muss mich nun erholen und hoffe, dass ich im Finale dann meine Karten ausspielen kann. Ich habe in diesem Jahr einen sehr guten Punch. Deswegen liegt mir die Ankunft in Luxemburg auch.
Spielt es für Sie eine Rolle, der beste Luxemburger im Generalklassement zu sein?
Es ist immer gut, im eigenen Land gute Resultate einzufahren. Das ist gut, aber kaufen kann ich mir davon nichts. Ich mache damit schon auf mich aufmerksam, aber was am Ende zählt, ist das Resultat. Bis jetzt war es gut, aber der letzte Tag steht noch an.
Die Tour de Luxembourg hat medial viel Aufmerksamkeit genossen: Immerhin wird das Rennen auch in 85 Ländern übertragen. Eine gute Gelegenheit, sich zu präsentieren.
Es war sicher ein großes Ziel von mir, zu zeigen, was ich drauf habe. Ich fahre zwar für eine Kontinental-Mannschaft, aber habe einen Profi-Vertrag. Ich würde gerne mal ProTour fahren und ich bin der Meinung, dass ich das Zeug dazu habe. Heute (gestern) war ich einer von sehr wenigen Kontinental-Team-Fahrern, die lange mit Radsportlern, die Weltklasse-Niveau haben, mithalten konnten. Ich bin in der Gesamtwertung immer noch in den Top 25. Vielleicht schaffe ich es auf der letzten Etappe noch, ein Top-Ten-Resultat einzufahren.
Mit einem solchen Ergebnis könnten andere Mannschaften noch mal auf Sie aufmerksam werden.
Ich würde gerne mal ein internationales Rennen gewinnen. Letztes Jahr war ich kurz davor, als ich in Ungarn beim Gemenc Grand Prix II (1.2) Dritter wurde. Danach möchte ich gerne noch an einer Grand Tour teilnehmen. Ich bin der Meinung, dass ich es leistungstechnisch könnte. Ich muss nur die richtigen Chance nutzen – ich würde aber sagen, dass sie noch kommt. Deswegen bleibe ich ruhig.
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