Er hatte etwas Probleme, die Champagnerflasche auf dem Podium zu öffnen. Das ist nur wenig verwunderlich, denn allzu oft hatte Mattia Cattaneo diese Ehre noch nicht. In den neun Jahren, die der Italiener bereits Profi ist, sprang am Freitag sein dritter Sieg heraus. „Ich bin sehr glücklich über diesen Sieg“, sagte Cattaneo. „Ich habe in dieser Disziplin viel gearbeitet.“ Bei der Tour de France hatte der 30-Jährige in diesem Jahr einen 8. und einen 6. Platz im Zeitfahren belegt. „Es fehlte damals ein wenig was. Aber ich liebe diese Disziplin. Es ist nicht schwer, bei Deceuninck-Quick Step zum Zeitfahr-Spezialisten zu werden.“

Cattaneo, der seit 2020 für Deceuninck-Quick Step fährt, ist Siege von sich nicht gewöhnt – weiß aber durch seine beiden Jahre im Team von Patrick Lefevere, wie man sie feiert. „Ein wenig Champagner wird es heute (Freitag) Abend geben“, lächelte der Italiener. „Aber nicht zu viel, da morgen (Samstag) auch ein wichtiger Tag ist.“ Ein wichtiger Tag, da es neben dem Sieg des Italieners einen weiteren Erfolg für „the Wolfpack“, wie das Team genannt wird, zu feiern gibt. João Almeida, der das Zeitfahren nur zwei Sekunden langsamer als sein Teamkollege bestritt, eroberte das Gelbe Trikot von Marc Hirschi (UAE) zurück. „Das Wichtigste ist, das Gelbe Trikot zu verteidigen“, sagte Cattaneo. „Wir haben ein starkes Team und werden unser Bestes dafür geben, die Rundfahrt zu gewinnen.“ 

Vor der entscheidenden Etappe, die am Samstag über 183,7 Kilometer von Mersch nach Luxemburg-Limpertsberg führen wird, hat Almeida nun 43 Sekunden Vorsprung auf Hirschi. „Ich habe mich vom Anfang bis zum Ende sehr gut gefühlt“, sagte der neue Leader. „Es ist nie leicht, zu gewinnen. Es hängt von vielem ab. Du musst gut schlafen, gut essen. Es hat alles gestimmt.“ Am Morgen hatte Almeida die Strecke besichtigt, am Nachmittag wurde ihm dann zum zweiten Mal das Gelbe Trikot übergestreift – und das in Luxemburg, wo sich Almeida „fast wie zu Hause“ fühle: „Es sind so viele Portugiesen hier. Das gibt mir Extra-Motivation und Energie, um das Ziel zu erreichen. Und das lautet, diese Rundfahrt zu gewinnen. Ich wusste, seit ich ein Kind war, dass viele Landsleute nach Luxemburg auswandern. Aber das nun so hier zu spüren, ist wirklich schön.“ 

Eine kleine Schrecksekunde gab es am Freitag, als Bauke Mollema (Trek-Segafredo) spektakulär stürzte. Doch der Niederländer hatte Glück im Unglück und konnte das Zeitfahren noch zu Ende bringen. Bester Luxemburger war Arthur Kluckers (Leopard Pro Cycling), der 1:51 Minuten langsamer war als Cattaneo und somit 36. wurde.