Kevin Geniets (Groupama-FDJ / 64. auf 4:59 Minuten)
Die französische Mannschaft Groupama-FDJ schien auf dem Papier mit Stefan Küng als Leader ins Rennen zu gehen. Den Schweizer plagte jedoch seit Mittwoch eine Magen-Darm-Grippe. Küng, der vergangenen Sonntag noch mit einem 5. Platz bei Gent-Wevelgem überzeugte, musste gestern bereits 50 Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen – seine Teamkollegen um Kevin Geniets standen ihm nicht zur Seite, wohlwissend, dass er nicht bei vollen Kräften ist. Geniets hingegen präsentierte sich im vorderen Drittel des Pelotons. „Ich fühlte mich während des Rennes gut“, erklärte der luxemburgische Landesmeister. „40 Kilometer vor dem Ziel haben die Kräfte aber nachgelassen. Ich hoffe, dass die Distanz mit dem Alter kommt. Ich glaube aber, dass man gesehen hat, dass ich diese Rennen und diese Terrains sehr mag.“
Jempy Drucker (Bora-hansgrohe / 37. auf 4:03 Minuten)
Ambitioniert ging Jempy Drucker seine achte Flandern-Rundfahrt an. Vergangenen Sonntag zeigte sein 15. Platz bei Gent-Wevelgem, dass er in guter Verfassung ist. Einen wirklichen Kapitän hatte das deutsche Team nicht – Peter Sagan ist aktuell in Italien beim Giro. Während sich Gregor Mühlberger in der Fluchtgruppe aufhielt, brachte Drucker sich im Peloton immer wieder in eine gute Position. Etwa 25 Kilometer vor dem Ziel musste der Luxemburger auf dem Taaienberg einen Platten hinnehmen. „Das war das frustrierendste Rennen meines Lebens“, sagte Drucker. „Ich hatte gute Beine und habe mich auch bis vor dem Platten gut gefühlt. Ich weiß nicht, was möglich gewesen wäre, aber ich denke, dass eine Top-Ten-Platzierung drin gewesen wäre.“ Als 37. war er letztendlich dennoch der beste Luxemburger und auch der beste Fahrer seines Teams.
Alex Kirsch (Trek-Segafredo / 96. auf 10:30 Minuten)
Mit Mads Pedersen hatte Trek-Segafredo den Vorjahressieger der Ronde in seinen Reihen, dazu war mit Jasper Stuyven noch der Sieger des diesjährigen Omloop Het Nieuwsblad im starken Aufgebot des US-amerikanischen Teams. Pedersen plagten jedoch Knieprobleme, Stuyven war in einem Sturz verwickelt – am Ende war der Belgier als 26. der Beste im Team. „Wenn man schon zwei Klassiker gewonnen hat (Pedersen gewann neben Omloop Het Nieuwsblad auch Gent-Wevelgem), will man mehr. Unsere Taktik war, mit Edward Theuns, Toms Skujins und mir das Vorfinale zu fahren – also so, dass unsere Leader keine unnötigen Kräfte verbrauchen“, erklärte Kirsch. „Wir wussten, dass Mathieu Van der Poel und Wout Van Aert besser sind. Aber wir konnten unsere Rennen immer durch unsere Taktik gewinnen, indem wir mehrere Karten ausspielen konnten. Das war auch heute (gestern) der Plan.“ Kirsch weiß, dass bei einem Rennen dieses Formats alles passen muss. „Der Sturz hat Jasper nicht aus der Ruhe gebracht, aber bei der Flandern-Rundfahrt muss alles perfekt laufen.“ Kirsch selbst zeigte sich lange an der Spitze des Feldes und sorgte für hohes Tempo. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner persönlichen Leistung“, erklärte Kirsch, dessen Vater vor zwei Wochen verstarb. „Ich hatte eine schwierige Zeit. Ich habe ihm aber versprochen, die Saison durchzuziehen. Er war an Krebs erkrankt und deswegen war das Jahr kompliziert. Es hat mir sehr gutgetan, mit dem Team unterwegs zu sein. Sie haben mich motiviert und unterstützt. Ich bin froh, dass ich mit diesem Gefühl die Saison abschließen kann.“ Am kommenden Mittwoch wird Kirsch nicht in Brügge starten, da die Geburt seines Sohns geplant ist.
Tom und Luc Wirtgen (beide Bingoal-Wallonie Bruxelles / 88. und 90., beide auf 10:30 Minuten)
Noch vergangenen Mittwoch erklärte Luc Wirtgen nach dem Scheldeprijs gegenüber dem Tageblatt, dass er nur noch Driedaagse Brugge-De Panne fahren würde – am späten Abend entschied sich das belgische Team aber dafür, ihn bei der Flandern-Rundfahrt starten zu lassen. Einer der vorselektionierten Fahrer habe sich nicht so fit gefühlt. „Sie haben mir damit auch gezeigt, dass sie wissen, dass ich in Form bin, und haben mir Vertrauen entgegenbracht“, erklärt Luc Wirtgen. Gestern nahm er also an seinem ersten „Monument“ teil – wenn auch unter besonderen Bedingungen. „Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Es war ein spezielles Rennen, auch wegen der Pandemie. Leider standen nicht so viele Zuschauer wie gewohnt in den Hellingen. Trotzdem war es ein super Erlebnis, das werde ich nie vergessen.“ Auch bei der Flandern-Rundfahrt wich das Team nicht von seiner offensiven Strategie ab. „Wir wollten in der Spitzengruppe vertreten sein. Ich war zweimal mit einer Gruppe weg, dann hat es Dimitri Peyskens in die Fluchtgruppe geschafft.“ Am Ende war es ein erfolgreicher Tag für die Mannschaft – auch, weil Arjen Livyns es als 29. in die Top-30 schaffte. Die Wirtgen-Brüder kamen in der gleichen Gruppe im Ziel an. Auch für den zwei Jahre älteren Tom war es das erste „Monument“ seiner Karriere. Der 24-Jährige hatte auch verordnet bekommen, in die Fluchtgruppe zu fahren. Als Bingoal-Wallonie Bruxelles aber jemand anderes vorne hatte, fuhr Tom Wirtgen im Peloton mit. Zehn Kilometer vor der ersten Passage am Oude Kwaremont lief er platt, im Anstieg war er dann in einen Sturz verwickelt. „Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon einige Körner verloren. Auf der zweiten Passage des Oude Kwaremont ging es dann richtig zur Sache. Ich kam in eine größere Gruppe, mit der ich auch ins Ziel fuhr.“ Die Besonderheit der Flandern-Rundfahrt war für Tom Wirtgen gestern allerdings nicht zu verspüren: „Es hat sich angefühlt wie ein normales Rennen. Man hört von Fahrern, dass viel mehr Stimmung an der Strecke ist, das war aufgrund von Corona nicht möglich. Hoffen wir, dass es in sechs Monaten wieder normal ablaufen wird.“
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