Christine Majerus freute sich nach dem Rennen am Samstag und nahm Glückwünsche zu ihrem zehnten Platz gerne entgegen. „Ich hatte auf dieser Strecke nicht erwartet, in die Top Ten zu fahren“, sagte eine glückliche Majerus nach dem Rennen. „Ich habe heute alles richtig gemacht.“ Dabei fing es für die 33-Jährige eher suboptimal an – kurz nach dem Start fand sie sich auf dem 17. Platz wieder. „Das war nicht wirklich gut“, erklärt die sechsfache Sportlerin des Jahres, die durch eine taktische Finesse dann einige Plätze aufholen konnte. „Ich habe mit einer Karambolage nach der ersten Kurve gerechnet. Ich wollte dem ausweichen, indem ich die Kurve außen fuhr.“
Der Plan von Majerus ging auf und so konnte sie ab dort in die Top Ten fahren. Einen gebrauchten Tag erwischte derweil die Weltmeisterin von 2020, Ceylin del Carmen Alvarado: Zwar fuhr sie kurz nach dem Start ganz vorneweg, rutschte aber in der besagten ersten Kurve weg und büßte einige Meter ein. Auch in der Folge des Rennens konnte sie nicht an ihre vorherigen Leistungen anknüpfen. An der niederländischen Dominanz änderte das jedoch nichts. Von Anfang an zeigten sich Denise Betsema, Lucinda Brand und Annemarie Worst an der Spitze des Rennens.
A dramatic start for the defending World Champion, Alvarado!
The race has split early but the Dutch are dominant as expected with Betsema ??, Brand ?? and Worst ?? the current top three.#Ostend2021 pic.twitter.com/SJsdVjUe2S
— UCI Cyclocross (@UCI_CX) January 30, 2021
Majerus erwischte später das Hinterrad von Alvarado und ließ sich von der Niederländerin nach vorne bringen. Die in Paris lebende Luxemburgerin fuhr auf Platz acht vor, konnte Alvarado dann aber nicht mehr folgen. Fünf Holländerinnen waren an der Spitze des Rennens, dahinter folgten Evie Richards (GB) und Majerus. Hinter dem holländischen Quintett bildete sich ein internationales Quartett, das aus Majerus, Richards, Clara Honsinger (USA) und Sanne Cant (B) bestand. „Es waren wirklich keine schlechten Fahrerinnen in dieser Gruppe. Ich war sehr froh, in diesem Quartett zu sein. Man muss aber sagen, dass ich technisch schlechter als sie gefahren bin. Dennoch mache ich mir keine Vorwürfe“, erklärt die Luxemburgerin. „Mein Ziel war es, eine gute erste Runde zu fahren. Hätte ich in der ersten Runde Fehler gemacht, wäre ich nicht in dieser Gruppe gelandet. Mit diesen Fahrerinnen mitzuhalten, hat mir gezeigt, dass ich gut drauf war.“
Majerus stürzt
Trotz der ganzen Sandpassagen, die Majerus nicht liegen, konnte sie den Rhythmus der Crossspezialistinnen mitgehen – und das, obwohl sie nicht volles Risiko im Sand ging. „Bei der Streckenbesichtigung am Freitag stürzte ich nach der Brücke, die in den Sand führte. Deswegen bin ich diese Stelle im Rennen ruhiger angegangen. Das muss man verstehen: Ich bin eine Straßenfahrerin, auf die eine Saison wartet. Wenn ich mir hier etwas breche, dann habe ich auch nichts davon. Lieber verliere ich dann etwas Zeit.“
Während sich ganz vorne ein Zweikampf zwischen Betsema und Brand andeutete, hatte Majerus in der dritten Runde leichte Probleme, das Tempo ihrer Gruppe mitzugehen. Nach der vierten Runde fuhr vorne Worst zu Betsema und Brand auf, Majerus klassierte sich als Neunte und verlor den Anschluss an die Gruppe. „Die Wetterbedingungen waren wirklich ruppig. Ich hatte in der letzten Runde sehr kalte Finger.“ Wegen eines Sturzes verlor Majerus in der letzten Runde noch einige Sekunden und auch Position neun. „Ob ich nun Neunte oder Zehnte werde, spielt keine große Rolle. Ich habe aus den Fehlern gelernt, die ich in der letzten Woche gemacht habe, und bin auf einem schwierigen Parcours sehr intelligent gefahren.“
Ganz vorne deutete sich ein Dreikampf zwischen Betsema, Brand und Worst an. In der letzten Runde ließen erst die Kräfte bei Betsema nach, dann rutschte Worst in einer Kurve weg und verlor wichtige Sekunden, die sie nicht mehr aufholen konnte. Nach 46:53 fuhr Brand als Erste über die Ziellinie. Worst kam mit acht Sekunden Rückstand als Zweite ins Ziel, Betsema folgte mit 19 Sekunden Rückstand. Alvarado folgte als Sechste. Majerus ließ sich auf den letzten Metern noch von Elisabeth Brandau (D) überholen und fuhr als Zehnte über den Zielstrich. Für die Luxemburgerin ist es das fünfte Mal, dass sie sich bei Querfeldein-Weltmeisterschaften unter den Top Ten einreihen kann. „Ich konnte in den letzten zwei Jahren bei der WM nicht in die Top Ten fahren. Als Nicht-Spezialistin kann ich dieses Jahr wirklich stolz auf meine Leistung sein.“ Für Majerus war es also ein mehr als runder Abschluss der Cyclocross-Saison. Für sie geht es in den kommenden Wochen auf der Straße weiter.
Resultat
1. Lucina Brand (NL) in 46:53 Minuten
2. Annemarie Worst (NL) +0:08 Minuten
3. Denise Betsema (NL) +0:19
4. Clara Honsinger (USA) +0:52
5. Yara Kastelijn (NL) +1:04
6. Ceylin del Carmen Alvarado (NL) +1:12
7. Evie Richards (GB) +1:13
8. Sanne Cant (B) +1:43
9. Elisabeth Brandau (D) +2:07
10. Christine Majerus (LUX) +2:08
Hervorragende Leistung von Christine Majerus. Chapeau und herzliche Glückwünsche!