„Ein stressiger Tag ohne großen Schaden“, fasste Bob Jungels die gestrige Etappe von Oinville-sur-Montcient nach Amilly zusammen. Eigentlich hatte das Fahrerfeld in der Schlussphase des 188 Kilometer langen Abschnitts mit viel Wind gerechnet, dieser hielt sich aber in Grenzen. So kam es auch, dass die beiden Ausreißer des Tages bereits 102 Kilometer vor dem Ziel eingeholt wurden. Bis zu den letzten Kilometern neutralisierte sich das Feld weitestgehend, auch die großen Zeitverluste blieben aus. Jungels überquerte die Ziellinie als 79., in der gleichen Zeit wie der Sieger Cees Bol (Team DSM), der sich im Sprint vor Mads Pedersen (Trek-Segafredo) und dem neuen Gesamtführenden Michael Matthews (Team BikeExchange) behaupten konnte.
Morgen gibt es ein Zeitfahren, dann beginnt unser Rennen
Besonders in der Schlussphase war die Nervosität im Feld aber zu spüren: „Es war nicht einfach“, erklärte Jungels. Die schmalen Straßen sorgten für einige Stürze, so musste der Franzose Alexis Vuillermoz (Direct Energie) vorzeitig aufgeben. Auch George Bennett (Jumbo-Visma) stürzte 22 km vor dem Ziel schwer. Der Helm des Neuseeländers ging dabei zu Bruch. Bennett konnte die Etappe nach kurzer medizinischer Untersuchung und Abschluss des „concussion protocol“ aber fortsetzen.
Auch für Jungels gab es eine kleine Schrecksekunde, nachdem er sich erleichtern musste: „Ich hielt nach einem kleinen Dorf kurz an. Gerade zu diesem Zeitpunkt erhöhte Quick Step das Tempo. Ich war gefangen, aber mit der Mannschaft konnte ich wieder nach vorne fahren.“
Vincent Lavenu ist derweil zufrieden, dass ein Zwischenschritt vor den wichtigen Etappen erreicht wurde. „Eigentlich haben heute alle Attacken erwartet. Deshalb wollten wir unseren Leader ohne Zeitverlust ins Ziel bringen. Es war wichtig, auf den ersten beiden Abschnitten nicht zu stürzen und keine Zeit zu verlieren“, sagte Ag2r-Citroën-Teammanager Vincent Lavenu. „Wir haben die ersten beiden Tage ohne Schaden überstanden, auch wenn wir das Geschehen bisher nicht beeinflusst haben. Morgen (heute) gibt es ein Zeitfahren, dann beginnt unser Rennen.“
Alex Kirsch (Trek-Segafredo) stellte sich wie bereits am Sonntag wieder in die Dienste seines Teamkollegen Mads Petersen. In der Schlussphase war der Luxemburger zusammen mit seinem Team lange vorne im Feld zu sehen, ehe er seine Arbeit rund eineinhalb Kilometer vor dem Ziel beendete. Am Ende überquerte er die Ziellinie als 142. (+1:17 Minute). Kirschs Bemühungen und die Arbeit für seinen Teamkollegen wurden am Ende aber erneut nicht gänzlich belohnt: Nach einem dritten Platz am Vortag, kam Pedersen gestern im finalen Sprint nur auf Platz zwei.
In der Gesamtwertung liegt Jungels nach den zwei ersten Etappen auf Rang 70 und hat lediglich einen Rückstand von 14 Sekunden auf den Führenden. Kirsch liegt als 145. 2:31 zurück.
Heute steht ein Zeitfahren über 14,4 Kilometer mit Start und Ziel in Gien auf dem Programm.
Im Überblick
2. Etappe: Oinville-sur-Montcient – Amilly (188 km)
1. Cees Bol (NL/DSM) in 4:27:59 Stunden
2. Mads Pedersen (DEN/Trek)
3. Michael Matthews (AUS/BikeExchange)
4. Bryan Coquard (F/B&B)
5. Sam Bennett (IRL/Deceuninck)
6. John Degenkolb (D/Lotto Soudal)
7. Pascal Ackermann (D/Bora)
8. Phil Bauhaus (D/Bahrain)
9. Jasper Philipsen (B/Alpecin)
10. Rudy Barbier (F/ISUN)
… 79. Bob Jungels (LUX/Ag2r Citroën) alle gleiche Zeit
… 142. Alex Kirsch (LUX/Trek-Segafredo) + 1:17 Minuten
Gesamtwertung nach der zweiten von acht Etappen:
1. Matthews 8:19:23
2. Pedersen +0:04 Minuten
3. Bennett +0:04
4. Bol +0:04
5. Arnaud Démare (F/FDJ) +0:08
6. André Greipel (D/ISUN) +0:11
7. Tiesj Benoot (B/DSM) +0:12
8. Florian Vermeersch (Lotto Soudal) +0:12
9. Jasper Stuyven (B/Trek Segafredo) +0:13
10. Ben Swift (GB/Ineos) +0:13
… 70. Jungels +0:14
… 145. Kirsch +2:31
Das „concussion protocol“
Der Neuseeländer George Bennett (Jumbo-Visma) stürzte gestern auf der zweiten Etappe schwer, dabei ging sein Helm zu Bruch. Bennett war sichtlich benommen, konnte das Rennen aber nach kurzer medizinischer Untersuchung und Abschluss des „concussion protocol“ fortsetzen.
Das „concussion protocoll“ der UCI wurde im vergangenen Dezember eingeführt und dient der Früherkennung von Gehirnerschütterungen und anderen Kopfverletzungen. Dabei soll dem Fahrer die Entscheidung über eine Fortsetzung des Rennens aus der eigenen Hand genommen werden. Nach Stürzen mit gebrochenem Helm muss der Fahrer sofort von einem Arzt untersucht werden. Sollte es zu Kopf- und Nackenschmerzen, Schwindel, Doppeltsehen oder Erbrechen kommen, wird der Fahrer automatisch aus dem Rennen genommen. (jw)
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