Ben Gastauer darf sich am kommenden Sonntag auf seinen siebten Start bei einer Radsport-Weltmeisterschaft freuen. Der 32-Jährige wurde von der FSCL für das Rennen nominiert und hat den einzigen Startplatz für Luxemburg erhalten. „Mehrere Gründe waren auschlaggebend“, erklärt Christian Helmig, Technischer Direktor der FSCL. „In diesem Jahr war alles etwas komplizierter. Wir haben vor drei Wochen erst erfahren, dass die WM in Imola stattfindet.“ Die UCI hatte am 2. September mitgeteilt, dass mit der italienischen Region Emilia-Romagna ein Ausrichter für die WM gefunden wurde – zuvor musste der vorgesehene Austragungsort Aigle/Martigny in der Schweiz wegen der Folgen der Corona-Pandemie die Rennen absagen.
„Wir haben dann erst die Strecke mit dem Profil und den Anforderungen gesehen“, erklärt Helmig. Für die FSCL gab es keine Option, die Strecke zu besichtigen. „Auf dem Papier haben wir gesehen, dass die Strecke sehr anspruchsvoll ist.“ Start und Ziel wird auf der Rennstrecke in Imola sein, die Männer müssen auf 259 Kilometern fast 5.000 Höhenmeter überwinden – das Rennen wird auf einem Rundkurs von 28,8 Kilometern ausgetragen, der neunmal absolviert werden muss
Die Nationaltrainer haben über die gesamte Saison Kontakt zu den luxemburgischen Radfahrern. Im Vorfeld der WM habe man laut Helmig viel mit ihnen abgestimmt, um sich Informationen einzuholen. „Wir haben ihre Vorbereitung analysiert und auch ihren restlichen Kalender. Bei den einen klappte es aus persönlichen Gründen nicht, anderen kam die Topografie des Parcours nicht entgegen.“ Bob Jungels zum Beispiel, der die Tour de France in den Beinen hat, weist eine andere Vorbereitung auf als Gastauer, der letzte Woche noch bei der Tour de Luxembourg aktiv war. „Bob würde sicherlich nicht so frisch ankommen wie Ben. Aufgrund aller genannten Umstände ist Ben als derjenige aus der Diskussion herausgegangen, der am besten passt.
Unterstützung für Majerus
Ein Nachteil für Gastauer ist, dass er, anders als die Luxemburger in den letzten Jahren, alleine starten muss. 2017 startete Luxemburg mit drei Fahrern, 2018 mit sechs und 2019 mit vier Fahrern. Die Anzahl der Startplätze geht aus dem Nationenranking der UCI hervor, das sich aus den acht besten Fahrern einer Nation zusammensetzt. In der Saison 2018 verlor Luxemburg einige Punkte, auch weil der konstante Punktelieferant Drucker stürzte und weniger Punkte einfahren konnte. „Es geht in diesem Ranking schnell, dass man sehr weit abrutscht. Es hilft sehr, wenn man bei der WM eine Mannschaft um sich hat, aber am Ende gewinnt der stärkste Fahrer“, erklärt Helmig.
Für das Zeitfahren der Männer, das am Freitag stattfindet, hat der luxemburgische Radsport-Verband keinen Fahrer nominiert. „Leider hat es bei den wenigsten in den Kalender reingepasst“, sagt Helmig. Mit Bob Jungels und Tom Wirtgen kamen zwei Fahrer in die enge Auswahl. „Wir haben gute Zeitfahrer im Land,. Wir wollen aber nicht einfach zu einer WM fahren, um nur mitzufahren“, sagt Helmig. Die hohen Ansprüche sind begründet: 2010 wurde Bob Jungels in Italien Weltmeister im Zeitfahren der Junioren, Tom Wirtgen wurde 2017 bei den Espoirs Vierter
Bei den Damen wurden mit Claire Faber und Nina Berton zwei Nachwuchsfahrerinnen nominiert, die Christine Majerus so gut es geht unterstützen und dabei Erfahrungen sammeln sollen. „Wir haben mit Christine theoretisch eine gute Chance – das hat sie schon bewiesen.“ Majerus hat bereits neun Teilnahmen bei der WM vorzuweisen, ihr bestes Resultat im Straßenrennen datiert aus dem Jahr 2017, als sie Sechste wurde. „Die Mannschaftsstärke spielt bei den Damen eine große Rolle. Die Niederländerinnen starten mit sieben Fahrerinnen, die alle Weltmeisterin werden können. Wir versuchen, Christine so gut es geht eine Mannschaft zur Seite zu stellen. Auf der anderen Seite möchten wir den Fahrerinnen, die aus dem Nachwuchs kommen, so früh wie möglich die Chance geben, Erfahrung bei den Damen zu gewinnen.“
Gestern Nachmittag traf mit Helmig und den Nationaltrainern die erste Delegation der FSCL in Imola ein. Das Material, die Mechaniker und die Physiotherapeuten folgten im Laufe des Tages. Für die FSCL stehen von Donnerstag bis Sonntag drei Rennen mit luxemburgischer Beteiligung an.
Programm
Donnerstag: Zeitfahren der Damen mit Claire Faber
Freitag: Zeitfahren der Herren ohne luxemburgische Beteiligung
Samstag: Straßenrennen der Damen mit Christine Majerus, Claire Faber und Nina Berton
Sonntag: Straßenrennen der Herren mit Ben Gastauer
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