Als die 126,7 Kilometer rund um Bourscheid am Freitagnachmittag geschafft waren, blickte man auf viele Fahrer, die kurz hinter der Ziellinie einfach da lagen. Die Strapazen der Königsetappe waren den Radsportlern anzusehen, teilweise lagen sie minutenlang am Boden, um sich zu erholen. 

Starker Regen hatte den Start der Etappe um 13.00 Uhr begleitet, doch die Wetterbedingungen sollten sich, abgesehen von vereinzelten Regenschauern, über den Tag deutlich verbessern. Drei Fahrer hatten früh eine Ausreißergruppe gebildet – darunter der Träger des Bergtrikots, Pim Ronhaar (Baloise), sowie Lukas Rüegg (Vorarlberg), Sebastian Kolze Changizi (Coloquick) und Petr Klabouch (ATT). Ronhaar schaffte es, genügend Punkte zu sammeln, um das Bergtrikot auch am Samstag anziehen zu dürfen.

Von Erfolg war die Fluchtgruppe jedoch nicht gekrönt. Etwa 55 Kilometer vor dem Ziel fuhr das Hauptfeld, dessen Tempo teilweise von Leopard Pro Cycling bestimmt wurde, auf die Führenden auf. Drei Schlussrunden waren am Ende um Bourscheid zu fahren – das Feld war bei der ersten Überfahrt der Ziellinie schon auseinandergezogen. 

Am entscheidenden letzten Anstieg in Bourscheid war am Fuß eine Gruppe von etwa 40 Fahrern zu sehen. Thibau Nys, der Sohn des zweifachen Cyclocross-Weltmeisters Sven Nys, konnte dann von seinen Cyclocross-Fähigkeiten profitieren. „Der Anstieg zum Ziel war perfekt für mich“, erklärte der Tagessieger, der in die Fußstapfen seines in Bourscheid anwesenden Vaters tritt. „Wenn der Berg allerdings ein bis zwei Kilometer länger wird, dann wird es für mich schwierig. Dann geht’s nur noch ums Überleben. So aber können wir über eine perfekte Distanz alles geben und einen Vorsprung auf andere Kletterer herausfahren.“ Der 19-jährige Belgier konnte mit seiner Zähigkeit jedoch nicht nur die Etappe gewinnen, sondern auch die Führung im Gesamtklassement übernehmen. „Die ersten beiden Etappen waren eher leicht, da war es – trotz meiner guten Beine – schwierig, Lücken zu reißen. Ich wusste, dass sich heute (Freitag) alles ausspielen würde. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl.“ 

Nys, der im Januar Dritter der Cyclocross-Weltmeisterschaft in Fayetteville wurde, möchte die beiden Radsport-Disziplinen gerne kombinieren. „Ich denke, dass ich sowohl im Cyclocross als auch auf der Straße Qualitäten habe. Die Kombination ist das, was ich gerne machen würde.“ Nys nutzt die Flèche zur Vorbereitung auf seine Höhepunkte. Seine Ziele sind in diesem Jahr Dwaars door het Hageland, die Belgien-Rundfahrt und die Landesmeisterschaften. 

Etwas überraschend fuhr Tom Paquet mit nur 17 Sekunden Rückstand als 11. über den Zielstrich – damit wurde er wie in den vergangenen beiden Etappen erneut bester Luxemburger. „Ich hatte bereits in der ersten Runde um Bourscheid gemerkt, dass die Beine gut waren“, sagte Paquet. „Ich bin mit der Platzierung sehr zufrieden. Seit Beginn der Saison mit dem Kontinentalteam Nantes U Atlantique habe ich mehr Profirennen bestritten. Mir fehlt noch ein wenig der Rhythmus, aber ich meine, dass die Flèche du Sud mir für den Rest der Saison guttun wird. Nun sind es noch zwei Etappen. Wir werden sehen, was passiert, aber es kann sein, dass es zu einem Sprint kommt. Wenn es ein Sprint in einer kleinen Gruppe sein könnte, wäre mir das recht.

Enttäuschung herrschte aber bei Arthur Kluckers. Mit Platz 19 und 24 Sekunden Rückstand sprang nicht das Resultat heraus, was sich der 22-Jährige erhofft hatte. „Die Mannschaft war sehr stark, leider hatte ich nicht die Beine, um die Arbeit zu vollenden“, sagte der Fahrer von Leopard. „Ich bin sehr enttäuscht, weil wir hier hingefahren sind, um ein gutes Ergebnis zu haben. Ich suche aber nicht nach einer Entschuldigung, ich hatte einfach keine guten Beine.“ 

An diesem Wochenende fällt dann die Entscheidung der 71. Flèche du Sud. Am Samstag stehen 165,4 Kilometer rund um Mondorf an, die jedoch nicht einfach sind und mit 2.187 zu bewältigenden Höhenmetern Ausreißern entgegenkommen könnten. Am Sonntag kann auf der Schlussetappe rund um Esch/Alzette (140 Kilometer) mit einem Sprint gerechnet werden.