Auf den Tribünen flossen kroatische Tränen, aber Luka Modric hatte sich im Griff. Der kleine Mann mit der großen Karriere legte die Hände in den Nacken und starrte vor sich hin, Spaniens Fußballer feierten wild. Auch die Trophäe in der Nations League ging also nicht an Modric und seine Kroaten – aber er hatte ja schon Schlimmeres erlebt.
Zweiter bei der WM 2018, Dritter in Katar 2022, und nun blieb ihm eben auch dieser deutlich kleinere Trostpreis kurz vor dem Ziel verwehrt. Spaniens junge, aufstrebende Mannschaft gewann ein enges Finale im Elfmeterschießen (5:4). Verabschiedet sich Modric, 37 Jahre alt, nun ohne einen einzigen Titel aus der Nationalmannschaft?
Im Stadion von Rotterdam lag Abschied in der Luft, aber niemand wollte es aussprechen. „Luka hat gesagt, dass er seine eigene Entscheidung trifft“, sagte Trainer Zlatko Dalic, „und das ist richtig so. Wir müssen uns jetzt ausruhen, es war viel Adrenalin, viele Emotionen. Ich hoffe einfach, dass er bei uns bleibt.“
Das taten auch die mehr als 30.000 kroatischen Fans in Rotterdam, sie sangen für ihren Star. Und Josip Juranovic bot seinem Kapitän gleich eine Perspektive, einen Ansporn für weitere Spiele in Rot und Weiß: „Wir wollten diese Trophäe für ihn gewinnen, er ist der größte Sportler unseres Landes. Aber vielleicht bekommt er ja seine nächste Chance bei der EURO.“
Spaniens erster Titel seit elf Jahren
Denn bis zur EM 2024 in Deutschland sind es ja bloß noch zwölf Monate, ein ganzes Land hofft, dass Modric die Goldene Generation Kroatiens dort doch noch ein letztes Mal anführt. Der Spielmacher von Real Madrid allerdings hatte stets diese Finalrunde der Nations League als Ziel ausgegeben – und schweigt bislang über alles weitere.
Im starken Kontrast zur Stimmung im kroatischen Lager stand alles, was rund um die spanische Mannschaft passierte. Von 2008 bis 2012 hatte die „Furia Roja“ den Weltfußball dominiert, um sich danach aber ziemlich konsequent aus der Spitze zu verabschieden. Mit dem Sieg am Sonntag endeten elf Jahre ohne Titel, und dieser Erfolg wirkte wie ein Aufbruch in eine bessere Zeit.
Sechs Monate nach dem enttäuschenden Aus im WM-Achtelfinale gegen Marokko ist rund um Champions-League-Sieger Rodri von Manchester City eine junge Mannschaft entstanden, die gerade erst mit dem Gewinnen beginnt. Und der neue Trainer Luis de la Fuente, lange Zeit in der Jugendarbeit des Verbandes tätig, arbeitet schon eine Weile mit den Spielern.
„Ich kenne diese Gruppe sehr gut, ich habe sie auf jedem Level gewinnen sehen“, sagte er: „Ich glaube, wir werden noch viel Freude haben.“
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