„Besser kann es ja nicht laufen.“ Lorentzweiler-Präsident Jérôme Entringer brachte es auf den Punkt. Sein Klub ging in den bisherigen 21 Meisterschaftsspielen jedes Mal als Sieger vom Platz. Eine beachtliche Serie, die es seit der Einführung der 16er-Ligen noch nicht in Luxemburg gegeben hatte. Logischerweise haben alle Beteiligten Blut geleckt – und wollen die Krönung. „Wir hatten uns schon vorgenommen, wieder ganz oben mitzuspielen und den Aufstieg ins Auge gefasst. Dass es so gut läuft, kam allerdings unerwartet.“
Wir sind der Ansicht, dass wir für die Ehrenpromotion eigentlich gut gerüstet sind
Zweimal verpasste der FC sein Ziel nur sehr knapp: Eine Niederlage im Relegationsspiel gegen Mamer (Saison 20/21) und ein undankbarer dritter Platz in der vergangenen Saison aufgrund des Torverhältnisses verhinderten den Aufstieg. Es müsste allerdings schon mit dem Teufel zugehen, wenn die aktuellen 17 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten Beggen nicht reichen würden.
Der richtige Mix
Bei den besagten Jungs handelt es sich neben einem Eigengewächs hauptsächlich um Spieler, die aus einem Umkreis von 15 Kilometern stammen. „Anders als viele Konkurrenten stehen fast ausschließlich Erstlizenzen im Kader.“ Einer dieser Kandidaten ist Joel Magalhães. Der 31-jährige Verteidiger wechselte im Sommer von BGL-Ligist Etzella in den Merscher Kanton. „Ich wollte etwas mehr Freizeit. Wenn man älter wird und sich die Verletzungen häufen, ist die Motivation nicht mehr so groß, um am Wochenende dann auf der Bank zu sitzen …“ Doch in Lorentzweiler fand er die optimale Umgebung, um Fußball und Nachtschichten weiter kombinieren zu können. Dreimal die Woche wird trainiert. Einsichtige Kollegen unter den Technikern der nationalen Eisenbahn vereinfachen ihm das Leben.
Was gleich geblieben ist, ist der Konkurrenzkampf, wie Entringer stolz erklärt. Auf allen Positionen sei der Kader doppelt besetzt, sagt auch Magalhães. „Wir sind wirklich eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen, hungrigen Burschen. Es passt einfach, auch menschlich. Wenn man den jungen Spielern etwas sagt, akzeptieren sie es. Umgekehrt wird zugehört, wenn sie etwas zu sagen haben.“ Das Durchschnittsalter des Kaders liegt bei 27,9 Jahren.
Es zeichnet uns aus, dass wir noch immer die Motivation aufbringen, mit der richtigen Seriosität aufzutreten
Markanter sind aber andere Zahlen: Vier Treffer erzielt Lorentzweiler in der Liga im Durchschnitt, dies bei 0,5 Gegentoren. Das Torverhältnis nach 21 Siegen in 21 Spielen ist 85:11. Verbessern kann man sich immer, wie Magalhães humorvoll erklärt: „Wir kassieren ja nicht viele Gegentore. Aber wie einer meiner Kollegen sagen würde: Jeder Gegentreffer beruht auf einem Fehler.“ Ein Zitat von FLF-Kapitän Laurent Jans, der mit Magalhães beim FF Norden 02 das Fußballspielen gelernt hat. Nicht nur die solide Defensive gehört zum Erfolgsrezept, auch die Stürmerreihe. Insgesamt 17 Torschützen trafen bereits ins Schwarze, alle neun Elfmeter landeten in der laufenden Meisterschaft im Netz.
Die 30 vollmachen
„Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, an dem wir uns sagen, dass wir die 30 Begegnungen gewinnen wollen“, resümiert Magalhães den Siegeshunger seiner Kollegen vor dem Duell gegen Erpeldingen. „Es zeichnet uns aus, dass wir noch immer die Motivation aufbringen, mit der richtigen Seriosität aufzutreten.“ Auch Trainer Alain Thunus würde in der Halbzeitpause die richtigen Worte finden, wenn es mal nicht so gut läuft – wie gegen Kehlen, als der Verein die ungewohnte Aufgabe hatte, einen Rückstand zu drehen.
Und so muss sich der Vorstand um Entringer langsam, aber sicher mit der Aufstiegsparty beschäftigen, die mit jedem erfolgreichen Wochenende näher rückt. 27 Punkte sind vor dem 22. Spieltag noch zu vergeben. „Rechnerisch wäre es schon in zweieinhalb Wochen möglich …“ Dafür ist man allerdings auf Schützenhilfe angewiesen, da der Avenir als Verfolger nicht punkten dürfte. „Dann wäre der Aufstieg schon zu Ostern perfekt, das kommt ja nicht allzu oft vor.“ Ein bisschen was könnte man spontan herrichten, bevor es zu einem späteren Termin eine große Party geben soll. „Wir wären bereit“, sagt der Vereinschef schmunzelnd.
Und dann bleibt ja immer noch das Möglichkeit, das Jahr zu vergolden und mit einer noch nie dagewesenen Rekordserie abzuschließen. „Zu Beginn der Saison haben wir uns die Augen gerieben, danach war das Ziel, die Hinrunde ohne Punktverlust zu überstehen. Und jetzt werden es eigentlich immer weniger Spiele, die wir noch gewinnen müssen …“ Ginge es nach Entringer, würde gegen Erpeldingen der nächste Schritt gemacht werden.
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