Die Voraussetzungen sind definitiv nicht die gleichen: Differdingen trifft in der Ferne auf einen Gegner, der auf eine Vergangenheit von 80 Europapokalduellen zurückblicken kann. Im letzten Jahr war für Olimpija Ljubljana erst in der dritten Runde der Conference League Schluss. D03 schied 2020 gegen Mostar aus der Europa League aus. Doch auch was Trainingsbedingungen und Logistik angeht, sind die Unterschiede groß: „Der Gegner hat sich während eines zehntägigen Trainingslagers auf dieses Spiel vorbereitet, unsere Spieler waren tagsüber zur Arbeit und danach noch beim Training“, beschrieb es D03-Coach Pedro Resende. 

Am Mittwoch brach er mit seinem Team über Venedig in Richtung Slowenien auf. „Das ist nicht zu anstrengend und wird auch keine Entschuldigung sein.“ Insgesamt waren die Vorzeichen für das internationale Auswärtsspiel nicht schlecht und der Trainer überzeugt, das Maximum aus der Vorbereitung herausgeholt zu haben. „Wir haben vier Testspiele bestritten, die im Hinblick auf die Conference League wichtig für uns waren, um unsere Strategien zu testen. Es gab zwei Siege, ein torloses Remis gegen den RFC Seraing und eine Niederlage gegen Düdelingen, bei der wir viel gewechselt haben.“

Auf sehr große Personaländerungen braucht man sich in Ljubljana aber nicht einzustellen. Resende verriet zwar nicht viel über seine Ideen, gab aber zu verstehen, dass er auf bewährte Kräfte setzen wird. „Natürlich wäre es möglich, ein paar Neuzugänge von Anfang an zu bringen, aber der harte Kern wird der sein, der bereits in der vergangenen Saison auf dem Platz stand.“ Innerhalb des Kaders gibt es noch Unterschiede, was den physischen Zustand der einzelnen Spieler betrifft: „Der eine oder andere weist im Moment noch etwas Rückstand auf. Das ist aber völlig normal. Die einen waren länger im Urlaub, andere sind erst später zu uns gestoßen. Das heißt aber nicht, dass sie nicht zu irgendeinem Zeitpunkt eingewechselt werden könnten.“ 

Wichtiger für den Trainer ist allerdings das Spielverständnis: „Die Spieler kennen meine Ideen und Prinzipien. Die Strategie des Spiels ist entscheidend. Wer auf dem Platz steht, muss dafür bereit sein.“ So könnte es darauf hinauslaufen, dass die Differdinger viel Arbeit gegen den Ball leisten werden müssen – und dann ihre Kontermöglichkeiten schnell und präzise ausspielen müssen. „Wir werden uns besonders beim Spiel ohne Ball anpassen müssen. Das braucht man auch gar nicht zu verheimlichen. Ljubljana ist eine Profimannschaft mit Nationalspielern. Sie sind der große Favorit.“

Mit Neuzugang Guillaume Trani, Bertino Barbosa und Gonçalo Almeida zählte er drei Offensivspieler auf, die in puncto Schnelligkeit „den Unterschied machen können, ob in der Liga oder in der Conference League“. Bei den Abgängen stechen die Namen Maxime de Taddeo und Andy Buch hervor. In der Sturmreihe wurden zwei neue Optionen verpflichtet: Laurent Pomponi und Moussa Maazou. „Es sind andere Spielertypen als Buch. Ihre Bewegungen im Sechzehner sind anders. Wir haben uns also auf andere Dynamiken eingestellt.“ Nicht zur Verfügung stehen werden Torwart Andrea Amodio (Torwart) und die beiden verletzten Edgar Neves und João Ambrosio.

Christopher Mafoumbi ist mit seinen 1,96 Metern der neue große Mann im Tor. Der Kongolese spielte 36-mal für sein Land und bestritt noch vor wenigen Wochen ein Afrika-Cup-Duell. Er wechselt aus Malta in die „Cité du fer“. Mit dem erfahrenen Brasilianer Ulisses Oliveira (33) und Manuel Pami (Guinea-Bissau) holte sich der Klub nach dem Abgang von De Taddeo (Jeunesse) neue Optionen für das Mittelfeld. 

Ob allerdings auch alles zutrifft, was sich der Differdinger Coach erwartet, hängt von Albert Riera ab. Der neue Trainer des Tabellendritten aus Slowenien wurde erst am Montag vorgestellt. „Wir haben also ein Problem. Eigentlich waren wir aufgrund ihrer Meisterschaftsspiele auf ein bestimmtes System vorbereitet. In der Vorbereitung hatten sie dann umgestellt. Doch jetzt wissen wir überhaupt nicht, was auf uns zukommt. Sie verfügen über groß gewachsene, athletische Spieler. Sie denken und handeln schnell, lassen den Ball zirkulieren. Ihr Kapitän Timi Elsnik sticht heraus, aber auch Mustafa Nukic. Der Stürmer hat im Laufe der Saison viele Tore gemacht und ist jemand, der viele Qualitäten beim Abschluss besitzt. Diese Stärken müssen wir kontrollieren, wenn wir eine Chance haben wollen.“

Was genau er mit „Chance“ meinte, definierte Resende nicht. „Das Ziel wird sein, das bestmögliche Ergebnis mit nach Hause zu bringen.“ Die Hoffnungen, dass es kommende Woche im Stade Municipal (14.7., 19.30 Uhr) noch um etwas geht, bestehen: „Es ist nicht unmöglich. Aber dafür muss wirklich jeder hoch konzentriert sein und zusammenarbeiten. Das habe ich den Spielern in den vergangenen Tagen auch immer wiederholt. Wir haben gegen Seraing eine tolle kollektive Leistung gezeigt. Aber die meisten unter uns haben noch überhaupt keine Europapokalerfahrung.“ In Zahlen ausgedrückt: Der aktuelle Kader der Slowenen bringt es zusammengerechnet auf 110 Europapokalduelle – bei den Differdingern sind es 50, davon allein 28 für Geoffrey Franzoni. Aber besonders der Rechtsverteidiger hat ja schon ein paar Abende erlebt, an denen D03 alle überrascht hat …