Ab Sonntag geht es für die Amicale Steinsel und die Etzella Ettelbrück um alles oder nichts. In der ersten Partie der Finalserie, die erstmals nach dem Modus «best of five» ausgetragen wird, steht unter anderem auch das Duell zwischen zwei der routiniertesten Profispieler im Luxemburger Basketball an: dem Ettelbrücker Billy McNutt und dem Steinseler Billy McDaniel.
Für den inzwischen 33-jährigen Billy McDaniel ist es die fünfte Saison in Steinsel, wobei der US-Amerikaner in jeder seiner fünf Spielzeiten mit der Amicale den Einzug ins Meisterschaftsfinale schaffte. Für den Club selbst ist es bereits die sechste aufeinanderfolgende Finalserie, wobei 2016 und 2017 der Titel heraussprang. Für Steinsel könnte in diesem Jahr somit sogar das begehrte «three-peat» drin sein: «Für mich ist es eine große Ehre, dass ich in den letzten Jahren für Steinsel auflaufen durfte. Unseren Trainer mit einem weiteren Double verabschieden zu können, das wäre schon toll. Dann hätten wir sogar, Pokal und Meisterschaft zusammengezählt, fünf Titel hintereinander gewonnen. So etwas zu erreichen ist nicht selbstverständlich und wäre wirklich enorm.»
Noch habe ich nichts entschieden
Dabei hatten McDaniel und Steinsel in einer intensiven Halbfinalserie gegen den Basket Esch einige Mühe. Nachdem man das erste Spiel zuhause mit 64:80 verlor, fand der Titelverteidiger aber von Spiel zu Spiel immer mehr zum gewohnten Rhythmus, etwas, das auch der US-Spieler unterstrich: «Die Niederlage im ersten Spiel war schon hart für uns. In den letzten Jahren lagen wir in solch einer Serie nie mit 0:1 zurück, das war schon eine ungewohnte Situation. ‹But we took care of our business.› Hier hat sicher auch die Erfahrung geholfen, die wir in den letzten Jahren bei solch entscheidenden Spielen gesammelt haben. Vor allem unsere Defensive gab am Ende den Ausschlag.»
Dass die Verteidigung auch in der Finalserie gegen Ettelbrück eine entscheidende Rolle spielen wird, dessen ist sich McDaniel bewusst: «Die Etzella hat sich in diesem Jahr zu einem der absoluten Top-Teams entwickelt. Ihre Offensive ist sehr stark, wie man besonders in der Halbfinalserie gegen die Musel Pikes sehen konnte. In der ersten Partie haben sie in der ersten Halbzeit 71 Punkte erzielt, das ist verrückt, so etwas habe ich bisher noch nicht gesehen. Im letzten Spiel verwandelten sie dann 20 Distanzwürfe, das muss man auch erst einmal schaffen.» Dass man anders als in den letzten Jahren das erste Duell nicht vor heimischem Publikum bestreiten wird, macht für den 33-Jährigen unterdessen keinen Unterschied: «Wir haben Ettelbrück in dieser Saison bereits auswärts geschlagen.»
In den letzten Wochen ging immer wieder die Meldung herum, dass Billy McDaniel, der im Jahr 2008 nach Luxemburg kam und zuerst für den Black Star Mersch auflief, nach dieser Saison definitiv seine Schuhe an den Nagel hängen wird. Hiervon wollte der bodenständige US-Amerikaner jedoch nichts wissen: «Ich weiß, dass viele Gerüchte kursieren. Doch noch habe ich nichts entschieden. Ich werde das Ende der Saison abwarten und dann in Ruhe weiterschauen.»
Ungewöhnliche Karriere
Ähnlich wie McDaniel, der vor seinem Wechsel nach Steinsel für Mersch und Bettemburg auf Korbjagd ging, begann die luxemburgische Basketballkarriere für Billy McNutt ebenfalls nicht bei einer der besten Mannschaften der Liga. Der Kanadier kam während der Saison 2011/12 – am siebten Spieltag – nach Heffingen, das am Ende den Klassenerhalt klar verpasste.
Nach einem Jahr ohne Verein wechselte McNutt, der gestern seinen 33. Geburtstag feierte, in die Nationale 2 zum Racing, ehe Jan Enjebo ihn vor vier Jahren zur Etzella lotste. Eine ungewöhnliche Karriere, in der er in diesem Jahr neben dem ersten Pokalfinale auch erstmals in einem Meisterschaftsfinale steht. «Kurioserweise bestritt die Etzella, seit ich in Luxemburg bin, kein Finale mehr. Es ist toll, die Möglichkeit zu haben, mit diesem Team, das für mich wie eine Familie ist, nach all den Jahren wieder einen Titel holen zu können», erklärte McNutt. Das letzte Finale bestritt Ettelbrück übrigens im Jahr 2011, die letzte Meisterschaft feierte man 2006.
Dabei ist die Entwicklung, die nicht nur das Team, sondern auch McNutt in dieser Saison genommen hat, erstaunlich. «Ich glaube, dies liegt sowohl am neuen Trainer als auch daran, dass alle Spieler ihre jeweilige Rolle inzwischen richtig verstanden haben. Für Derrick (Barden) und mich ist es die zweite Saison, in der wir gemeinsam auf dem Parkett stehen, was sicherlich auch von Vorteil ist, weil wir uns mehr aneinander gewöhnt haben und unser jeweiliges Spiel besser kennen. Es ist die gesamte Entwicklung der Mannschaft, die mich in dieser Saison im Endeffekt auch stärker gemacht hat.»
Die Niederlage im Pokalfinale gegen Steinsel scheint man bei der Etzella inzwischen verdaut zu haben: «Ich glaube, dass viele Spieler einfach von der Atmosphäre in der Coque überwältigt waren. Kaum jemand hatte bis zu diesem Zeitpunkt ein Endspiel bestritten. Unser Vorteil im Meisterschaftsfinale ist sicherlich, dass wir in unserer eigenen Halle spielen dürfen, diese gewohnte Umgebung gibt uns auf jeden Fall mehr Sicherheit. Wir müssen einfach alle unsere Heimspiele gewinnen, dann wären wir Meister», analysierte der kanadische Center-Spieler.
Souverän zeigte sich die Etzella jedenfalls in ihrer Halbfinalserie, die man mit 3:0 gegen die Musel Pikes gewann. Doch McNutt ist sich sicher, dass die Finalserie nicht nach drei Spielen beendet sein wird: «Ich gehe von einer ganz engen und intensiven Serie aus. Wir werden sicherlich über vier oder sogar die gesamten fünf Spiele gehen müssen. Steinsel kann bestimmt auf seine Finalerfahrung zurückgreifen, doch man darf nicht vergessen, dass wir sie in der laufenden Saison auch bereits zweimal schlagen konnten.» Beide Billys werden sich in der Finalserie auf dem Parkett wieder direkt gegenüberstehen. Bleibt abzuwarten, ob sich McNutt zum ersten oder McDaniel zum dritten Mal über den Meistertitel freuen darf.
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