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SchwimmenFinn Kemp steht im Finale der Junioren-EM

Schwimmen / Finn Kemp steht im Finale der Junioren-EM
 Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Gleich zweimal unterbot Finn Kemp am Donnerstag seine eigene Bestzeit: Über die 200 m Brust, seine Paradestrecke, qualifizierte sich der 18-Jährige am Abend in 2.17:87 Minuten für das Finale der Junioren-Europameisterschaft, das am Freitag um 17.15 Uhr in Belgrad ausgetragen werden wird.

Es begann wie ein Husarenritt: Auf Bahn drei der ersten Halbfinales schlug der Luxemburger Finn Kemp nach den ersten 50 m als Erster an. Damit war er seinem Hauptziel dieser Woche, einer Finalteilnahme, zwar ein enormes Stück näher gekommen, doch in der Mitte des Beckens zog die internationale Konkurrenz das Tempo an. Würde Kemp noch weitere drei Längen mithalten können? Nachdem er bei der Passage der 150 m kurz auf Platz vier zurückgerutscht war, kämpfte er sich noch einmal zurück – und schlug als Dritter, in 2.17:87 Minuten, an.

Damit hatte er seine persönliche Bestzeit über 200 m an diesem Tag zum zweiten Mal verbessert. In den Vorläufen hatte er sich mit 2.17:89 Minuten für das Halbfinale qualifiziert. „Er war nervös“, berichtete Nationaltrainer Christophe Audot, als Kemps Name kurz nach 18.00 Uhr auf der Liste der Final-Teilnehmer aufgetaucht war – mit der achtbesten Zeit der europäischen Junioren-Konkurrenz. Audot ist sich sicher, dass Kemp im Finale eine besondere Rolle spielen kann. „Ich wünsche mir, dass er morgen (am Freitag) in der Haut eines Outsiders antritt, um sozusagen als Spaßverderber für die große Überraschung zu sorgen. Die Bedingung dafür ist, dass er ein perfektes Rennen macht. Es ist schwer, aber nicht unmöglich. Es ist die optimale Gelegenheit, dieses Ereignis in vollen Zügen zu genießen und seine Chance zu ergreifen.“

Kemp steht demnach ein schweres, aber nicht aussichtsloses Rennen bevor. „Ich denke, dass es noch Spielraum für Verbesserungen gibt. Es war nicht unbedingt nötig, nach 50 Metern vorne zu liegen. Damit hat er sich die Sache meiner Meinung nach selbst erschwert“, meinte der Trainer nach dem Halbfinale. „Trotzdem gefiel mir sein zweites Rennen an diesem Tag besser. Er ist besser über das Wasser geglitten und hat auf der letzten Länge sehr gut agiert. Was die Einteilung angeht, hat er seine Reserven dagegen in den Vorläufen besser eingeteilt. Es ist sicher noch die Möglichkeit da, eine Sekunde zu gewinnen.“ Zum Vergleich: Nimmt man die Ergebnisse der beiden Halbfinale, würde ihm diese Zeit einen vierten Platz einbringen.

Wahlheimat: Florida

Nach einer Massage und dem „Debrief“ mit Coach Audot kam der Sportler auf seinen Wettbewerb zurück. Beide waren beeindruckt, dass Kemp im Semifinale zeitweise vorne gelegen hatte. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich mich auf den ersten 50 Metern unbedingt forcieren musste. Es kam fließend.“ Vor allem aber gibt die Leistung viel Hoffnung für das nächste Ziel: Beim Finale noch eine nächste Bestzeit draufzupacken: „Wenn ich die besten Passagen meiner beiden Rennen zusammennehmen würde, könnte dabei morgen (am Freitag) wirklich ein gutes Rennen dabei rauskommen.“

Wenn mir jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass ich bei der Junioren-EM ein Finale schwimmen würde, hätte ich es dieser Person nicht geglaubt. Das ist ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht.

Finn Kemp

Es ist sozusagen ein sehr elitärer Kreis, dem Finn Kemp am Donnerstagabend beigetreten ist. Denn die Liste der FLNS-Athleten, die in den vergangenen Jahren in einem Finale bei der Junioren-Europameisterschaft standen, ist mit Hochkarätern besetzt. Der Letzte, der dies geschafft hat, war Ralph Daleiden 2021 über 100 m Lagen. Ansonsten schließt er sich damit auch den Vorgängern Julie Meynen, Monique Olivier, Sarah Rolko sowie Raphaël Stacchiotti an. „Wenn mir jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass ich bei der Junioren-EM ein Finale schwimmen würde, hätte ich es dieser Person nicht geglaubt. Das ist ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht. Ich bin glücklich darüber, dass ich diese Tür geöffnet habe – aber auch, dass ich gut gearbeitet habe, um sie mir zu öffnen. Christophe und meine Trainer aus den USA wussten, dass die Möglichkeit bestehen würde und dass ich die Mittel dazu hätte. Wir sind alle froh darüber.“

Vor ein paar Monaten hat Kemp den entscheidenden Schritt gewagt und seiner Luxemburger Heimat den Rücken gekehrt. In Florida trat er den Sarasota Sharks bei und besucht seither die Saint Stephens Highschool. „Ich bin nach Amerika gegangen, um in einer größeren Gruppe zu trainieren. Wir sind ein Team von etwa 60 Athleten, es sind viel Brust- und Lagen-Schwimmer da, mit denen ich täglich konkurrieren kann. Es ist das, was mir in Luxemburg etwas gefehlt hat.“ Denn auf Dauer wurde es mental zum Problem, nur gegen sich selbst antreten zu müssen: „Es wurde anstrengend, allein zu schwimmen, besonders da diese Sportart von Natur aus individualistisch ist. Es fiel mir schwer, immer nur allein zu trainieren. Seitdem ich in den USA bin, läuft alles perfekt. Ich bin jetzt seit drei Monaten da und wurde wie ein Familienmitglied aufgenommen.“

Dass der Tapetenwechsel bereits erste Früchte gebracht hat, beweist die Tatsache, dass Finn Kemp bei der Junioren-Europameisterschaft von Bestzeit zu Bestzeit eilt. „Ich bin relativ sicher, dass mir diese drei Monate viel gebracht haben, was die Vorbereitung anbelangt. Ich denke nicht, dass ich an diesem Level angekommen wäre, wenn ich diesen Schritt nicht gewagt hätte.“ Obschon das 200m-Finale erst ansteht, ist der Hunger des jungen Athleten noch nicht gestillt. „Auch die 100 m Brust (am Samstag) könnten für mich noch extrem interessant werden. Ich habe an Schnelligkeit zugenommen, seitdem ich in Amerika trainiere. Ich denke, dass auch ein Halbfinale nicht ausgeschlossen ist.“ Doch zuerst richten sich alle Augen auf seinen großen Auftritt am Freitag. 

Fünf Sekunden schneller

Neben Finn Kemp war am Donnerstag auch Maud Allar auf den 200 m Brust eingeschrieben. Die FLNS-Athletin hat dabei eine starke Leistung gezeigt und ihre persönliche Bestzeit um ganze fünf Sekunden (auf 2.41:87) verbessert.