Die Emotionen überschlugen sich nach der Schlusssirene in der Basketballhalle in Ta’Qali. Es war Kapitän Alex Laurent, der die Marschrichtung vorgab und direkt zum kleinen Luxemburger Fanblock stürmte, in dem die Rugby-Herren und das Judo-Team die Mannschaft mit ihren frenetischen Gesängen über die gesamten 40 Minuten immer wieder nach vorne gepeitscht hatten. Der Jubel kannte keine Grenzen mehr, denn die Spieler von Trainer Ken Diederich hatten im maltesischen Hexenkessel gerade Geschichte geschrieben: Noch nie zuvor hatte das Herren-Team bei den JPEE Gold gewinnen können.
Beim FLBB-Spielführer flossen die Freudentränen auch Minuten nach dem Spielende noch immer: „Ich glaube, das wird heute auch nicht mehr aufhören“, gab er lachend zu. Im Moment des größten Erfolges dachte der Kapitän dann auch direkt an alle, die aus unterschiedlichen Gründen in Malta nicht dabei sein konnten: „Es ist unbeschreiblich. Diese Gruppe, plus Bobby Melcher, plus Ben Kovac, plus Yannick Verbeelen und alle die, die je in diesem Team waren, sie haben das mit aufgebaut und dazu beigetragen, dass wir heute hier stehen und sie fehlen uns alle.“ Es war einmal mehr eine bemerkenswerte Teamleistung, die die FLBB-Herren trotz Verletzungssorgen in dieser Malta-Woche abgeliefert haben, wie auch Laurent bestätigte: „Jeder, der reinkam, war bereit.“
Die goldende Generation
Neben Joé Kalmes ist der 29-Jährige der einzige Spieler, der beim ersten großen Sieg im Jahr 2016 gegen England dabei war und wie kein anderer für diese goldene Generation des Luxemburger Basketballs steht, die mit dem Amtsantritt von Coach Ken Diederich begann. Diese Goldmedaille ist nun der vorläufige Höhepunkt. „Es ist eine riesige Erlösung für jeden“, betonte Laurent, der in den vergangenen Jahren auch viele ganz knappe Niederlagen in Qualifikationsspielen und auch im Finale der JPEE 2019 in Montenegro miterlebt hat. Erfahrungen, aus denen die Basketballer gelernt haben, denn in Malta machte das Lokalteam vor seinem euphorischen Publikum einen Rückstand von 18 Punkten wett, doch dieses Mal bewahrten die Luxemburger – unter dem Impuls des stets Ruhe ausstrahlenden Clancy Rugg – einen kühlen Kopf, suchten nicht den schnellen Punktgewinn und hatten in der Schlussphase schließlich die passende Antwort parat.
Diese Gruppe, plus Bobby Melcher, plus Ben Kovac, plus Yannick Verbeelen und alle die, die je in diesem Team waren, sie haben das mit aufgebaut und dazu beigetragen, dass wir heute hier stehen und sie fehlen uns alle
„Das Einzige, was bei uns in dieser Woche im Kopf war, war Gold. Es hat uns nie jemand das weggenommen, egal ob wir in Führung waren oder zurücklagen. Wir wussten, dass es nicht einfach ist, 20 Punkte in so einem Finale, vor so einer Kulisse, zu halten“, meinte Laurent. „Die Halle hier war verrückt, ich habe noch nie vor einer solchen Kulisse gespielt. Ich habe absolut nichts mehr gehört.“ Ein positives Ende einer komplizierten Saison für den FLBB-Kapitän, der aufgrund eines Bandscheibenvorfalls schwere Monate hinter sich hat und sich derzeit auch nach einem neuen Verein umschauen muss: „Es ist Wahnsinn, mit dem Rücken wurde es hier von Spiel zu Spiel besser. Es hat einfach nur noch Spaß gemacht, auf diesem Platz zu stehen. Ein großes Dankeschön an Jérôme und alle Leute vom LIHPS, ich hatte im Vorfeld wirklich meine Zweifel, ob ich alle Partien hier bestreiten kann.“
Pure Emotionen
So emotional wie am Samstag hat man auch Nationaltrainer Ken Diederich bisher nur selten erlebt. „Ich kämpfe wirklich mit den Tränen. Wir haben so lange auf diesen Moment hingearbeitet. Vor allem die älteren Spieler wie Alex, Joé, Thomas (Grün) und Sticky (Gutenkauf).“ Für den Coach einer der bisher besten Momente in seinen acht Jahren an der Seitenlinie des FLBB-Teams. „Wir haben schon viele Spiele gewonnen. Doch in dieser Halle, bei dieser Atmosphäre, so wie das Spiel gelaufen ist, ist es mit der schönste.“
„Wir haben zwölf Leute, von denen jeder seine Rolle kennt, es gab zu keinem Moment auch nur eine Diskussion, bei einer Auswechslung oder wegen sonst etwas. Jeder hier hat alles für Luxemburg gegeben: Spieler, Staff und in dieser Woche vor allem auch Physio Yves de Waha, der so hart für uns diese Woche mit diesen fünf Spielen in sechs Tagen gearbeitet hat.“ Mit Xavier-Robert François wollte Diederich dann auch noch einen Spieler herausheben. Bei Qualifikationsspielen kann der 28-Jährige aufgrund der Einbürgerungsreglung sonst nicht berücksichtigt werden, da Clancy Rugg bei diesen gesetzt ist. In Malta stellte sich der Résidence-Spieler komplett in den Dienst der Mannschaft und war in der Verteidigung, u.a. gegen den 2,30 Meter großen Samuel Deguara, das entscheidende Puzzlestück: „Er ist so ein Kämpfer.“
Dieser Sieg war zweifelsohne der perfekte Abschluss der JPEE 2023: „Ich habe Gänsehaut am ganzen Körper. So wie wir hier das Herz auf dem Spielfeld gelassen haben, das war enorm. Das hier sind die geilsten Spiele, die es gibt. Die, bei denen die Arena voll ist, jeder ist gegen dich und dann hast du deine Fans, die du durch all die anderen noch hörst. Sie haben uns so gepusht“, schwärmte „Sticky“ Gutenkauf kurz vor der Siegerehrung. Dass man demnächst mal ein Spiel der Rugby-Herren anschauen muss, darin waren sich zum Schluss alle einig.
FLBB-Damen holen Silber
Nicht nur die FLBB-Herren spielten in Malta ein starkes Turnier. Zwar reichte es für die Damen im Finale gegen Montenegro nicht zum Überraschungscoup (61:74). Doch drei Viertel lang bewegten sich Anne Simon und Co. mit dem großen Favoriten, der in zehn Tagen bereits bei der EM auflaufen wird, auf Augenhöhe. Mit Silber geht es für die Damen, die mit einer Mannschaft antraten, die so noch nicht zusammengespielt hat, nach Hause. „Wir wollten ins Finale kommen, das haben wir erreicht, was keine einfache Aufgabe war. Wir wollten natürlich Gold, haben drei Viertel nicht super gut gespielt, aber mitgehalten. Die Mädchen haben bis zur letzten Minute gekämpft, das ist das Wichtigste“, so das Fazit von Trainer Mariusz Dziurdzia.
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