Als Erstes möchte ich vorbemerken, dass ich den Verfasser des Leserbriefes „Xavier Bettel und das Luxemburger Lob der Torheit“ nicht kenne und meine Rückschlüsse nur aus seinem Schreiben ziehe. Er sieht die Welt und die Gesellschaft nur in Schwarz-weiß, dabei kann ihm jeder, der auch nur ein Semester Philosophie studiert hat, nachweisen, dass sich die Gesellschaft mehrheitlich in Grautönen bewegt. Aber nein, für Tom Haas finden sich auf der einen Seite die Redlichen, zu denen er selbst gehört, auf der anderen Seite die Unredlichen, lies das politische und wirtschaftliche Establishment, sowie all jene, die dies in ihrer Torheit stillschweigend akzeptieren. Ja, sogar den Wissenschaftlern wirft er Unredlichkeit und Unterwürfigkeit vor. Diesem Mann muss Schlimmes widerfahren sein, hat er sich doch den Arsch aufgerissen, um seine Diplomarbeit abzuschließen, und der Luxemburger Zynismus und Heuchelei wehten ihm ins Gesicht, nein schlugen ihn ins Gesicht.
Doch nun zur „Plagiatsaffäre Bettel“. Sicherlich ist aus heutiger Sicht das Schreiben einer Diplomarbeit ohne Hinweise auf die Quellen ein „No-Go“. Dies schien aber Anfang der 90er Jahre, mindestens auf der Uni Nancy, nicht der Fall gewesen zu sein. Sonst hätten die beiden Professoren, welche die Abschlussarbeit prüften und benoteten, wohl kaum diese akzeptieren und benoten dürfen. Hätten sie damals also anders gehandelt, würde kein Hahn zu Bettels Fehlverhalten krähen. Xavier Bettel hätte das DEA-Diplom in politischem Recht nie erhalten und hätte sich mit seiner „Maîtrise en Droit“ zufriedengegeben. Dies hätte ihm weder in seiner Arbeit als Rechtsanwalt noch als Politiker etwas geschadet. Ja, sicherlich, knappes Abseits ist auch Abseits und kleines Plagiat bleibt auch Plagiat. Aber daraus ein journalistisches Staatsdrama zu inszenieren und dem Luxemburger Volk Torheit vorzuwerfen, ist eher ein starkes Stück. Oder bin ich ein Schelm, der Böses dabei denkt?
Zum Schluss noch ein paar Gedanken zur Behauptung von Tom Haas, Gaston Vogel sei ein kleiner Geist. Kennt Tom Haas den Menschen und Humanisten Gaston Vogel überhaupt? Wohl kaum.
Gaston Vogel war in meinen jungen Jahren eine Art Mentor für Humanismus und Menschenrechte für mich. Sicherlich sind seine Positionen im Alter etwas radikaler geworden und seine „langue verte“ wird oft miss- oder nicht verstanden. Und auch ich teile nicht immer seine Meinung. Ihn aber als Kleingeist einzustufen, zeugt eher von der Kleingeistigkeit des Autors.
Ich bleibe bei meiner Meinung. Die Vergangenheit rechtfertigt nicht die Gegenwart. Man muss alles in einem Kontext sehen, und je nach Kontext würde es vielen Leuten heutzutage schlechter und anderen besser gehen. Da sich Rechte und Pflichten stetig ändern (Zeit, Ort), kann es keine Gerechtigkeit geben. Ich kann mir jetzt schon vorstellen wie die Juristen die Gesetzesbücher aus der Zeit auspacken wo Bettel sein Examen geschrieben hat.
Kommt noch eine Stellungnahme aus der Lorraine oder müssen die Mumien der UNI befragt werden? Es interessiert mich leider immer mehr was da so gelaufen ist, spannend. Es soll sogar "Hoch"schulen geben wo man sein Diplom gegen eine angemessene "Entschädigung" bestellen kann.
@Guy Ludig: Torheit ist ein Staatsminister in etlichen medialen Auftritten seine Ehrlichkeit in den Vordergrund stellt und dann über die Kapriolen seiner Vergangenheit stolpert. Sie heben Herrn Vogel als Mentor von Humanismus, Menschenrechte hervor, das stelle ich nicht in Frage , werfen den Journalisten die Plagiat-Affäre als Staatsaffäre hochzustilisieren, das stelle ich in Frage.Diese Affäre lässt, neben einigen anderen Possen,Affären dieser Regierung, tief blicken in die Abgründe der Politik „d‘Fensteren grouss op ze maachen an duerech ze löeften „.Ihnen ist sicherlich nicht entgangen diese Regierungskoalition sich durch die Abhörskandale, die Überwachung unseres „Spetzeldéngscht » an die Macht gemauschelt hat.Diese Regierung im Zuge ihrer Ehrlichkeit selber sich eine umstrittene Überwachungssoftware zugelegt und die luxemburgischen Benutzerdaten des Messenger-Dienst „ Signal „ angefragt hat. Wobei wir wieder bei der Ehrlichkeit unseres Herrn Staatsminister sind und der Presse die fast stillschweigend diese Affäre unerwähnt, unkommentiert ließ .Lieber hat man die Affäre Plagiat ins mediale Licht positioniert,der Bürger nicht ins Grübeln über die politischen Missstände unserer Politik kommt. Auch der von Ihnen gelobte Humanist,Menschenrechtler Herrn Vogel , den ich übrigens seiner oft derben , ehrlichen Kommentare bewundere , liess den Kelch der Spionagesoftware ,des Datenschutzes an sich vorbeiziehen um mit spitzer Feder die „ fouilleurs des poubelles „ dem Teeren und Federn zuzuführen.
Habe leider kein Philosophiestudium, in dieser Sache sehe aber auch nur schwarz weiss. Wenn das stimmt mit den damaligen Gepflogenheiten der UNI, hätte ich das damals gewusst! Plagiat ist keine Kavaliersdelikt, habe das selbst erfahren. Es gibt diese Selbstgefälligen in allen Ecken der Gesellschaft. Vielleicht lass ich mir von dem H. Ludig in Sachen Philo Nachhilfestunden geben, damit ich etwas grauer sehen kann.
Bravo. Alles geschrieben was zu schreiben war.
In Sachen Bettel wiederhole ich die Frage: Qui bono? Wem nützt so eine Schlammschlacht? Gibt es einen Auftraggeber? Und wie komme ich an eine Abschlussarbeit die vor 20 Jahren geschrieben wurde um sie auf Echtheit zu überprüfen?Sagen wir einmal die von Jang Asselborn?Nur als Beispiel.
Und dann dieser wütende Angriff gegen einen mutigen Kritiker des Boulevard-Journalismus. Das spricht Bände aber man muss ja nicht einverstanden sein.