Die Bilanz liest sich seit dem Überraschungserfolg von Frank Schleck beim Amstel Gold Race 2006 aus Luxemburger Sicht wie folgt: Drei Siege (Frank Schleck inklusive), neun Podiumsplätze und 20 Top-10-Platzierungen fuhren die Schleck-Brüder und Kim Kirchen bei den Ardennenklassikern ein, was im Grunde genommen und in Anbetracht der vorhergegangenen jahrzehntelangen Durststrecke fast schon unglaublich ist.
Philip Michel pmichel@tageblatt.lu
Die „Festspiele auf zwei Rädern“, wie es vor zwei Jahren zur gleichen Zeit an gleicher Stelle hieß, sind einstweilen etwas ins Stocken geraten. Am Wochenende war erstmals seit 2003 (Flèche Wallonne) kein Luxemburger mehr im Ziel eines Ardennenklassikers. An Top-10-Platzierungen ist momentan nicht zu denken, was sich dann auch am Straßenrand bemerkbar macht.
Waren im Zielbereich der Rennen in den letzten Jahren die „Rout-Léiwen“-Fahnen omnipräsent, musste man am Sonntag am Cauberg schon etwas genauer hinsehen, um die Fans aus dem Großherzogtum zu erkennen. Nichtsdestotrotz waren sie präsent und werden es auch am Mittwoch in der Mauer von Huy und am Sonntag in den Anstiegen bzw. dem Zielbereich von Liège-Bastogne-Liège sein.
Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Das Katastrophenjahr des Luxemburger Radsports neigt sich seinem Ende zu. Andy Schleck findet sich nach seiner langwierigen Verletzung allem Anschein nach wieder besser im Peloton zurecht, was noch immer das beste Mittel gegen die vielen außersportlichen Negativ-Schlagzeilen sein dürfte. Sein Bruder Frank ist mit einem blauen Auge aus seiner Dopingaffäre der letztjährigen Tour de France herausgekommen und darf im Sommer wieder ins Renngeschehen eingreifen. Was zwar durchaus merkwürdig ist, aber mit der Rückkehr in die Erfolgsspur schnell in Vergessenheit geraten dürfte, zumindest bei den Supportern.
Dass man bei den Ardennenklassikern nicht um den Sieg mitfahren kann, nimmt man unterdessen in der Radioshack-Trek-Mannschaft gelassen hin. Durch die Siege von Fabian Cancellara bei den Frühjahrsklassikern Tour des Flandres und Paris – Roubaix lässt sich beim Team von Mäzen Flavio Becca gelassener in die Zukunft blicken. Eine Zukunft, die allerdings nach wie vor nicht gesichert ist. Ob es das Team nach den vielen Pleiten, Pech und Pannen des letzten Jahres auch 2014 noch geben wird, steht weiter in den Sternen, vor allem wenn sich der Hauptsponsor wie angedeutet zurückziehen sollte. Nicht helfen dürften zudem die offensichtlichen Spannungen zwischen dem Teambesitzer und den Schleck-Brüdern. Aber vielleicht werden auch die mit der Rückkehr der sportlichen Schlagzeilen kleiner.
Schließlich gibt es auch Grund zum Optimismus, allem voran durch das vielversprechende Debüt von Bob Jungels in der obersten Radsportliga. Ober aber die in jeglicher Hinsicht zuverlässigen Leistungen von Laurent Didier, Ben Gastauer und Jempy Drucker.
Probleme
Die „Festspiele auf zwei Rädern“ können demnach weitergehen. Vergessen sollte man das, was die letzten zwölf Monate die Schlagzeilen bestimmte, allerdings nicht.
Die Enthüllungen über Lance Armstrong, einst der beste Radsportler aller Zeiten, die Welle der Dopingbeichten rund um das niederländische Rabobank-Team und nicht zuletzt der positive Test von Frank Schleck sollten bei aller Euphorie die Probleme des Hochleistungssports im Allgemeinen und des Radsports im Speziellen nicht vergessen lassen.
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