Indiens Aufschrei der Empörung wird in aller Welt gehört. Die Protestwelle gegen den laschen Umgang mit Vergewaltigungsfällen hat ihren Höhepunkt erreicht. Heute wird gegen die sechs Männer, die der mehrfachen Vergewaltigung einer jungen Frau beschuldigt werden, Anklage erhoben. Die junge Studentin starb an ihren Verletzungen. Nach der Gruppenvergewaltigung hatten die Täter sie verprügelt und aus einem fahrenden Bus geworfen. Ein tausendseitiger Polizeibericht liegt vor. Die Staatsanwaltschaft fordert die Todesstrafe. Bleibt die Frage, ob Indien tatsächlich vor einem durch die Proteste ausgelösten Wandel steht.
Wunschdenken hin oder her: Die Protestwelle zeigt, dass der zivile Protest politischen Charakter hat. Ähnlich wie im Arabischen Frühling haben sich junge, gebildete, in urbanen Regionen lebende Inder gegen ein verkrustetes Staats- und Justizwesen aufgelehnt. Die bislang vom patriarchalen Denken unterdrückten jungen Wähler (!) haben mit ihrem zivilen Ungehorsam einen Wendepunkt im Kampf für die Frauenrechte erreicht. Selbst wenn die alteingesessenen Politiker in Indiens bevölkerungsreichen ländlichen Regionen an der Macht bleiben, liegt die Hoffnung auf den Großstädten. Nur ihre gebildete Jugend kann Delhis Politikerkaste beeinflussen und die Frauenrechte endgültig stärken.
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