Italien hadert. Mit der Welt, mit Europa, mit sich. Und Italien leidet. Unter einer lahmenden Wirtschaft, hohen Schulden, einer katastrophalen Binnennachfrage. All das schlägt den Italienern auf den Magen wie Ravioli aus der Dose. Wer in Rom den Namen Renzi ausspricht, sieht Gesichter vor sich, als hätte man gerade die Großmutter unflätigst beleidigt. Dabei galt der sozialdemokratische Premier unlängst noch als der Mann, der den Hebel umlegen kann. Tempi passati.
Italien steht nun vor einem politisch heißen Herbst. Renzi hat sein Schicksal an den Ausgang eines Verfassungsreferendums im November geknüpft. Das war vorschnell – und für ihn mitunter verhängnisvoll. Die Italiener könnten die Abstimmung nutzen, um ihren Premier abzuschießen. Von den politischen Akteuren kann sich eigentlich nur einer Neuwahlen wünschen: das populistische MoVimento 5 Stelle (M5S), das im Juni mit gewonnenen Lokalwahlen in Rom und Turin aufhorchen ließ. M5S verweigert sich ausdrücklich der Kategorisierung in „links“ oder „rechts“. Ebenso ausdrücklich ist man bei M5S europaskeptisch und strebt – in der drittgrößten Wirtschaft der Eurozone – ein Referendum über den Euro an.
Das macht auch das noch Brexit-verkaterte Brüssel hibbelig. Was für Renzi vielleicht sogar gut ist. Das Sorgenkind Italien wird von der EU vorerst wohl in Ruhe gelassen. Nach dem Motto: Besser ein paar Schulden zu viel als eine Politiker-Überraschungstüte an den Schalthebeln.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können