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Was wird da gekauft?

Was wird da gekauft?
(dpa)

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Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, was am Ursprung der Finanzkrise stand: Banken kauften und verkauften untereinander – auch an Kunden – Immobilienkredite, die in sogenannten verbrieften Wertpapieren gebündelt waren.

Die Idee dahinter war simpel: Kredite wurden in einem großen Topf zusammengelegt, danach wurde der Topf in kleinere Tranchen aufgeteilt, die dann verkauft wurden. Die Banken konnten so die Schulden aus ihren Bilanzen tilgen. Man versprach den Käufern durch die Aufteilung der Kredite und deren Neubewertung ein vermindertes Risiko.
Die Chose zerbrach allerdings daran, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt niemand mehr wirklich nachvollziehen konnte, welche Werte und Risiken hinter diesen Verbriefungen wirklich standen. Zum Teil wurden Verbriefungen neu verbrieft. Obwohl die Strukturen immer komplizierter wurden, gaben die großen Ratingagenturen ein Gütesiegel, das seinen Namen nicht verdient hatte.

Dann brach der US-Immobilienmarkt zusammen, das Kartenhaus der Kredit-Verbriefungen fiel in sich zusammen, der Rest ist traurige Geschichte. Seither haftet an diesen „Asset Backed Securities“ (ABS) ein Makel, der durchaus gerechtfertigt ist.
Vergangenen Donnerstag hat die Europäische Zentralbank beschlossen, das Mittel der Verbriefung in großem Stil wieder einzuführen. Nicht wenige Kommentatoren meinen, dass die EZB zwei Befürchtungen hat: Zum einen könnte der Eurozone eine neue Rezession drohen, zum anderen die Deflation. Es wird deshalb gemunkelt, dass die Institution in Frankfurt u.a. dabei sei, ein Programm aufzustellen, das vorsieht, Verbriefungen von Unternehmenskrediten bei den Banken in Höhe von 500 Milliarden Euro aufzukaufen.
In der Tat besteht eines der größten Probleme der Eurozone darin, dass die Unternehmen, besonders in der Peripherie, fast kaum noch an Kredite herankommen. Die Finanzierung über den Weg der Banken ist in vielerlei Hinsicht versperrt, weil die Banken wegen der eigenen Situation kaum noch Kredite vergeben können – Stichwort Zombie-Banken.

Ohne Investitionen der Unternehmen oder ohne Neugründungen kann der Wirtschaftsmotor allerdings nicht wirklich anspringen. Deshalb geistert schon seit längerem in Finanzkreisen die Idee umher, dass die EZB die Verbriefung als Mittel nutzen soll, um aus dem Schlamassel herauszufinden.
Dadurch würde man gleichzeitig zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: 1) Die Banken könnten so ihre Bilanzen bereinigen und 2) dadurch den Unternehmen wieder mehr Kredite gewähren.

Vertrauen ist keine Maßeinheit mehr

Darin liegt allerdings bereits ein doppeltes Problem. Es kann nicht Sinn der Sache sein, dass die maroden Banken ihre Schrottpapiere an die EZB, also letztlich an den Bürger, weiterreichen – oder schlimmer: ein Modell aufgestellt wird, wie weiland in den USA, um durch solche Geschäfte auf Kosten anderer riesige Gewinne zu machen. Zudem ist die EZB nicht dazu da, um die Banken zu rekapitalisieren.
Die EZB muss demnach Bedingungen stellen, um diese Situationen zu verhindern. Wie diese Bedingungen aussehen, ist jedoch Verhandlungssache. Schrott darf sie nicht kaufen. Dafür muss sie sich die Mittel geben, um im großen Umfang gute von schlechten Papieren unterscheiden zu können. „Vertraue, aber prüfe nach“, soll Lenin gesagt haben. Die EZB täte gut daran, sich an diese Maxime zu halten, denn Vertrauen reicht in diesem Geschäftsbereich als Maßeinheit seit 2007 nicht mehr aus.

Sascha Bremer
sbremer@tageblatt.lu