Die heiße Phase hat begonnen: In zweieinhalb Wochen wird auf Korsika die 100. Tour de France gestartet. Den Feinschliff für den Höhepunkt der Radsportsaison holt sich das Peloton traditionsgemäß beim am Sonntag zu Ende gegangenen Dauphiné Libéré und bei der momentan laufenden Tour de Suisse. In der Schweiz ist auch Andy Schleck im Einsatz, wobei nicht allein dessen momentanes Leistungsvermögen Rätsel aufgibt.
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Es vergeht kaum ein Tag, an dem es keine außersportlichen Schlagzeilen rund um das RadioShack-Leopard-Team gibt. Und das, obwohl die schmutzige Wäsche momentan noch im Schongang gewaschen wird. Was sich nach der Tour de France ändern dürfte.
„Die Party hat begonnen“ titelte das Tageblatt am 7. Januar 2011. Tags zuvor war mit großem Pomp vor 5.000 Zuschauern und versammelter Luxemburger (Polit-)Prominenz in der Coque das Luxemburger Leopard-Trek-Team vorgestellt worden. Sogar Premier Jean-Claude Juncker ließ sich von der Euphorie anstecken und posierte am Nachmittag im Mannschafts-Trikot für die Presse. Von einem „großen Tag für Luxemburg und den Weltradsport“ sprach Pat McQuaid, Präsident des internationalen Radsportverbands UCI, und frohlockte: „Dieses Team ist, was der Radsport braucht.“ Dieses Team ist nun mit ziemlicher Sicherheit zum Ende dieser Saison Geschichte. Eine traurige Geschichte voller Pleiten, Pech und Pannen.
„True Racing“
„True Racing“, unter diesem Motto war man 2011 angetreten. Wahrhaftig, richtig, korrekt, echt oder treu also. In Anbetracht der außersportlichen Schlagzeilen rund um das Team ist die Bezeichnung schon fast ein Treppenwitz der Radsportgeschichte. Der Sprecher von Teambesitzer Flavio Becca verbringt momentan viel Zeit, Medienberichte zu dementieren. Ihm bleibt auch nichts anderes übrig, denn mit der Wahrheit kann man zumindest bis zur Tour de France nicht herausrücken.
Und die dürfte in etwa so aussehen: Becca verkauft seine WorldTour-Lizenz an Trek, das eine neue Mannschaft um Fabian Cancellara aufbauen will. Zuvor will sich Becca aber noch von Dopingsünder Frank Schleck trennen, dessen Sperre Mitte Juli ausläuft. Dass er dies nicht schon unmittelbar nach dem Urteilsspruch im Januar tat, mag damit zu tun haben, dass er Bruder Andy in Hinblick auf die Tour de France bei Laune halten muss.
Das freilich dürfte schwer genug sein, ist das Verhältnis zwischen dem Teambesitzer und den Luxemburger Radstars doch ganz offensichtlich zerrüttet. Becca ist von den Schlecks schwer enttäuscht. Für sein Geld – Frank verdiente rund 1,8 Millionen Euro brutto im Jahr, Andy kommt auf ein wenig mehr – hatte er mehr von ihnen erwartet. Beccas gestern hierzulande publik gewordenen Aussagen in der italienischen Bicisport sprechen Bände. Zwar sind auch diese Zitate inzwischen dementiert, doch wer Becca kennt, der kann sich durchaus vorstellen, wie sich das Gespräch mit dem italienischen Journalisten in der Euphorie des Cancellara-Siegs im Velodrom von Roubaix abgespielt haben könnte.
Da sich Becca zudem auch von der Politik im Stich gelassen fühlt, ist die Party Ende des Jahres zu Ende. Es gab weniger zu feiern als am 6. Januar 2011 erhofft. Was bleibt, ist allerdings ein mächtiger Kater. Und die Erkenntnis, dass der Sport eben kein Wunschkonzert ist. Im Fußball mag das Geld ja Tore schießen, im Radsport allerdings ist der Erfolg von mehr Faktoren abhängig und demnach nur bedingt käuflich.
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