Nach Syrien und Libyen versinkt mit Jemen nun ein weiteres arabisches Land im Chaos: Der Bürgerkrieg zwischen den schiitischen Huthi-Milizen und sunnitischen Kräften, die loyal zum nach Saudi-Arabien geflohenen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi stehen, verursacht in diesem ohnehin bitterarmen Land nun zusätzliches Elend unter der Zivilbevölkerung: Allein beim Bombardement eines Flüchtlingslagers kamen Dutzende Menschen ums Leben, während deren mehr als 200 verletzt wurden. Und wieder wird hier ein innermoslemischer Bürgerkrieg ausgetragen. Ähnlich wie im Irak, wo die Erbfeindschaft zwischen den beiden Konfessionen des Islam bereits Zehntausende das Leben gekostet hat.
" class="infobox_img" />Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu
Die Jemeniten müssen den Kampf zweier Regionalmächte um die Vorherrschaft in der Golfregion ausbaden: Die sunnitischen Saudis wollen um jeden Preis eine Ausdehnung des Einflusses der schiitischen Iraner vereiteln. Saudi-Arabien verfügt selbst über eine zwischen 10 und 15 Prozent der Gesamtbevölkerung starke schiitische Minderheit, die aber gerade in den ölreichsten Provinzen am stärksten vertreten ist. Im benachbarten Bahrain stellen die Schiiten sogar die Bevölkerungsmehrheit.
Der Konflikt in Jemen ist demnach auch deswegen so gefährlich, weil er nicht auf dieses Land einzugrenzen ist. Schon stellt die pakistanische Regierung ernsthafte Überlegungen an, ihrerseits mit Truppen in Jemen zu intervenieren. Nur die Tatsache, dass es dann gehörigen Zoff mit den Parteigängern Imam Alis im eigenen Lande geben könnte, lässt sie derzeit noch eine gewisse Zurückhaltung an den Tag legen.
Und wie immer versucht Washington, mitzumischen. Zwar nicht mit Bodentruppen, dafür aber mit Drohnenattacken und Waffenlieferungen.
Der Londoner Guardian zog am Dienstag die Bilanz der US-Waffenlieferungen in islamische Krisenländer: In den meisten Fällen landen erhebliche Teile dieser Waffen und militärischen Geräts über kurz oder lang in den falschen Händen, so dass Uncle Sam perverserweise etwa in Afghanistan, Syrien und Irak, aber auch in Libyen und in Jemen zu einem wenn schon nicht geliebten, so doch hoch geschätzten Ausrüster von Radikalen und Terroristen geworden ist: So mancher IS-Barbar läuft mit einer Flinte rum, die den Stempel «Property of U.S. Govt.» trägt.
Der Jemen-Konflikt kommt Washington aber auch aus einem anderen Grund eher ungelegen: Wenn die Saudis, die nicht nur weltweit Radikalislamisten fördern, sondern auch noch beste Freunde der Amerikaner sind, nun die Schützlinge der Perser plattmachen, wird das der Suche nach einem Kompromiss in der iranischen Atomfrage nicht eben förderlich sein. Und der stillen Allianz zwischen Washington und Teheran zur Bekämpfung des IS ebenso wenig. Die Lage in dieser Region ist mittlerweile so vertrackt, dass man in Foggy Bottom offenbar größte Probleme hat, den Durchblick zu bewahren.
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