Aber nichts ist für ewig. Die SPD kann davon Lieder singen. Ihr sind die Milieus weggeschmolzen, vor allem die organisierte Arbeitnehmerschaft, zudem hat sie das Megathema Umwelt lange verschlafen. Mit den Grünen und den Linken hat sie zwei Konkurrenz-Parteien bekommen. Auch bei der CDU verändert sich das Umfeld sehr stark. Wer katholisch ist und auf dem Lande lebt, wählt längst nicht mehr automatisch Schwarz, auch nicht jeder Rentner oder Selbstständige. Aber anders als bei der SPD mit ihrem Hauptanliegen soziale Gerechtigkeit hat die CDU mit dem Versprechen von Wachstum und Wohlstand einen Markenkern, dessen Attraktivität immer nur zunahm. Und den sie auch durchgehend gepflegt hat.
Trotzdem hat die Partei zweimal in ihrer Geschichte die Macht verloren, 1969 und 1998. Und zwar immer, wenn sie krampfhaft im Alten verharrte und Reformen verpasste. Das war 1969 der Fall, als sie den Wunsch der Jugend nach Überwindung des Kalten Krieges und der autoritären Gesellschaft ignorierte und Willy Brandt sie mit „Mehr Demokratie wagen“ schlug. Und ebenso 1998, als Helmut Kohl gesellschaftliche Veränderungen blockierte, vom Atomausstieg bis zum Staatsbürgerrecht, und so Gerhard Schröder zum Sieg verhalf.
Angela Merkel hat mehr als jeder ihrer Vorgänger auf beständige Modernisierung geachtet. Der Erfolg gibt ihr recht. Und jenen unrecht, die wie die „Werteunion“ die Partei wieder konservativ verengen wollen. In ihrem rasanten Werbespot zum aktuellen Jubiläum zeigt die Partei auch Solarpaneele und schwule Pärchen. Andere Parteien tun sich zweifellos leichter. Aber letztlich hat die CDU es immer geschafft, mit der Zeit zu gehen. Aktuell muss sie beim Klimaschutz, überhaupt beim Thema nachhaltig leben und wirtschaften, umdenken – oder sie verliert mittelfristig ein weiteres Mal ihre Mehrheitsfähigkeit.
Politischer Erfolg ist vergänglich
Das zweite Erfolgsgeheimnis: Keine Partei steht so sehr für Stabilität und verlässliches Regieren wie die CDU. Für diesen Ruf sind ihre personelle Kontinuität und der Mangel an ausgeprägten Flügelkämpfen entscheidend. Die Partei lässt ihr Führungspersonal machen, wissend, dass in der Geschlossenheit eine Machtgarantie liegt. Gefährlich wurde es für die CDU immer dann, wenn nach langer Zeit ein Wechsel an der Spitze anstand. Adenauers qualvoller Abgang, Helmut Kohls überdehnte Amtszeit – beides hat zu internen Eruptionen geführt und jeweils mit zum Machtverlust beigetragen.
Jetzt verlässt Angela Merkel nach 20 Jahren Parteivorsitz die Bühne. Und wieder wird es unruhig, teilweise sogar schon giftig. Die aktuell 415.000 Jubilare sollten bei aller Feierlaune jedoch nicht vergessen: Ein CDU-Kanzler ist auch nach so glorreicher Geschichte nichts Selbstverständliches – und politischer Erfolg sehr vergänglich.
Das Kreuz mit dem Kreuz....Eine Partei die ihre Fahne mit einem der schlimmsten Folterinstrumente der Geschichte schmückt,Aberglaube hin oder her,sollte mit Vorsicht genossen werden.