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Von Volkes Gnaden

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Spaniens König hatte sich seinen Rückzug vom Thron wohl etwas anders vorgestellt. Seine Absicht war ja bloß, Krone und Zepter an seinen Sohn Felipe weiterzureichen; doch nun muss er feststellen, dass etliche Spanier von seiner Abdankung profitieren wollen, um sich im selben Aufwasch der ganzen Monarchie zu entledigen.

Eine Monarchie kann sich heute ernsthafterweise nicht mehr auf das Gottesgnadentum als Legitimation berufen, ganz einfach, weil immer mehr Untertanen entweder gar keinen Gott oder zumindest nicht den amtlichen Allmächtigen des jeweiligen Königshauses verehren.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Ein moderner Monarch kann eigentlich nur von Volkes Gnaden regieren, und damit das Volk seine Legitimität anerkennt, müssen Majestät sich ganz einfach zu benehmen wissen. Wenn in einem Land wie Spanien Hunderttausende ihre Jobs und ihre Häuser verlieren, während Hoheit sich auf Safaris zu verlustieren geruhen und auch sonst sehr viel Wert darauf legen, das Leben in vollen Zügen zu genießen, kann es sehr schnell geschehen, dass das Volk auf einmal die Institution als solche infrage stellt.

Ein Staat ist halt keine Klempnerei

Es ist nun einmal heutzutage so, dass die Vorstellung, dass jemand Staatschef werden soll, allein weil sein Erzeuger diesen Job auch schon ausgeübt hat, immer mehr Zeitgenossen nur noch als ausgesprochen lächerlich vorkommt.

Der Klempner oder die Bäckerin können die Führung ihres Betriebes an Tochter oder Sohn abtreten. Sie tun dann aber nichts weiter, als über ihr Eigentum zu verfügen, so wie ihnen die Verfassung das Recht dazu garantiert.

Ein Staat aber ist niemandes Eigentum, außer der Gemeinschaft jener, aus denen sich sein Volk zusammensetzt. Die Idee, dass irgendjemand das Amt des Staatschefs an seinen Ältestgeborenen weiterreichen dürfe, als wäre das hier alles seins, erscheint im 21. Jahrhundert zunehmend absurd.

Republik oder Monarchie, das ist nun in der Tat eine der Fragen, über welche die Allgemeinheit in einem Referendum entscheiden sollte. Befindet das Volk, dessen Ratschluss nur allzu oft unerforschlich ist, in seiner kollektiven Weisheit, dass der Oberste Chrysanthemen-Einweiher auch weiterhin Blaublüter zu sein habe, bitteschön, so geschehe sein Wille. Dann hat der Fürst seine Legitimität.

Natürlich müsste ein solches Referendum dann bei jedem Thronwechsel stattfinden. Denn die Geschichte der Monarchien wimmelt nur so von allerdurchlauchtigsten Trotteln, Hurern, Säufern, Hasardeuren, Psychopathen und sonstigen grundsätzlich Ungeeigneten, deren einzige Qualifikation für das hohe Amt darin bestand, durch irgend einen Zufall der Natur Nachkommen just dieser Eltern und nicht des oben erwähnten Klempners oder der Bäckerin zu sein.

Spaniens Felipe jedenfalls täte gut daran, sich bei seinem Volk schnellstens jenen Respekt zu erarbeiten, den sein Vater in der ersten Phase seiner Amtszeit verdientermaßen genoss. Gelingt ihm dies nicht, könnte ihm durchaus blühen, dass er als „Felipe der Letzte“ in die Geschichtsbücher eingeht.